Schnerich, Alfred (1859-1944), Musikwissenschaftler und Kunsthistoriker

Schnerich Alfred, Musikforscher und Kunsthistoriker. Geb. Tarvis, Kärnten (Tarvisio, Italien), 22. 10. 1859; gest. Wien, 29. 4. 1944. Enkel des Folgenden, Sohn des Bez.Vorstehers Johann S. und der Marie, geb. v. Pebal, Neffe des Gotthard S. (s. d.). S. besuchte das Gymn. in Graz und stud. danach 1881–83 an der Univ. Graz Theol., 1883–87 an der Univ. Wien Kunstgeschichte und Archäol. (u. a. bei Eitelberger, s. d., Franz Wickhoff und Benndorf, s. d.), 1888 Dr. phil.; daneben absolv, er 1885–87 den Ausbildungskurs am Inst. für österr. Geschichtsforschung. 1889 trat S. als Volontär in den Dienst der Wr. Univ.-Bibl., wurde 1894 Amanuensis, 1900 (def. 1902) Skriptor, 1907 Kustos (1911 Oberbibliothekar), wobei er die Referate Kunstgeschichte und Musikwiss. betreute. 1920 Reg.Rat, wurde er 1922 zwangsabgebaut. Seit seiner Diss. über den Gurker Dom standen die Kunstgeschichte Kärntens sowie grundsätzl. Fragen der Denkmalpflege in diesem Land im Mittelpunkt seiner kunsthist. Interessen, ab 1892 war er auch Korrespondent der Central-Comm. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale, mit der es jedoch zu Differenzen kam. Seine musikgeschichtl. Arbeiten galten v. a. der Kirchenmusik der Wr. Klassik und der ersten Hälfte des 19. Jh. S. war auch in der Kirchenmusikpraxis seiner Zeit eine Autorität (Mitgl. verschiedener kirchenmusikal. Ver.) und machte diesen Einfluß als Vorkämpfer der Orchestermesse gegen den Cäcilianismus geltend. Der Höhepunkt seiner diesbezügl. Tätigkeit war seine Mitwirkung beim musikwiss. Kongreß anläßl. der Haydn-Zentenarfeier 1909.

W.: Stud. über den Dom zu Gurk und dessen Vorbilder, phil. Diss. Wien, 1888; Die Frage der Reform der kath. Kirchenmusik, 1901; Messe und Requiem seit Haydn und Mozart, 1909; Das nö. Zeit- und Lokalkolorit bei Mozart und Haydn, 1914; Der Dom zu Gurk und seine nächste Umgebung ( = Führer durch Österr. Kunststätten 2), 1920, 2. Aufl. 1925; Geschichte der Musik in Wien und NÖ ( = Heimatkde, von NÖ 13), 1921; Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtl. Darstellung ( = Amalthea-Bücherei 24/25), 1921; J. Haydn und seine Sendung, (1922), 2., wesentl. vermehrte und verb. Aufl. ( = ebenda, 28), (1926); Die liturg. Tonkunst. Ein Wegweiser als Ergänzung zu jedem Musik-Hdb., (1927); Maria Saal in Kärnten ( = Österr. Kunstbücher 16), o. J., 2. Aufl. 1929; zahlreiche Aufsätze v. a. zu kirchenmusikal. Fragen, vgl. die Smlg. seiner Separata, Univ.Bibl. Wien, Wien. Hrsg.: Mozarts Requiem. Nachbildung der Originalhs. Cod. 17561 der k. k. Hofbibl. in Wien im Lichtdruck, (1913), Nachdruck, hrsg. von F. Beyer, 1990; Denkmäler liturg. Tonkunst zum prakt. Gebrauch, 1924ff.
L.: N. Fr. Pr. vom 13. 11. 1913 und 5. 4. 1914; RP vom 2. 5. 1916; Völk. Beobachter (Wr. Ausg.) vom 7. 5. 1944; Carinthia I, 119, 1929, S. 170; M. Vancsa, in: Unsere Heimat, NF 17, 1946. S. 139f.; Einstein; Groner; Kosel 1; Lhotsky, Inst., S. 144, 190; MGG; Riemann, 12. Aufl.; Santifaller, n. 121; Weissenbäck; Wer ist’s?, hrsg.von H. A. L. Degener, 6. Ausg. 1912, 7. Ausg. 1914; E. Tittel. Österr. Kirchenmusik ( = Schriften des allg. Cäcilien-Verbandes für die Länder der dt. Sprache 2), 1961, s. Reg.; Geschichte der kath. Kirchenmusik, hrsg. von K. G. Fellerer, 2, 1976, s. Reg.; UA, AVA, beide Wien; Mitt. F. Baumgartner und S. Krasa-Florian, beide Wien.
(Th. Antonicek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 401
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