Schnitzler, Ferdinand (1857-1933), Verwaltungsfunktionär und Kommunalpolitiker

Schnitzler Ferdinand, Verwaltungsfunktionär und Kommunalpolitiker. Geb. Kriegsdorf, Mähren (Valšov, Tschechien), 22. 8. 1857; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 11. 7. 1933. Sohn eines Webermeisters. S. besuchte 1870–77 die Realschule in Freudenthal (Bruntál), stud. 1877–81 an der Techn. Hochschule Brünn und war 1881–83 Ass. am dortigen mathemat. Lehrstuhl. 1882 erlangte er die Lehrbefugnis für Mittelschulen aus Mathematik und Physik und unterrichtete 1883–89 als Hilfslehrer an der Staatsgewerbeschule in Brünn. Ab 1889 arbeitete S. als Sekretär bei der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt für Mähren und Schlesien, wurde 1891 stellv. Dir., war 1910–16 Dir. Daneben war er 1901–14 im Aufsichtsrat der Landes-Lebensversicherungsanstalt und 1908–27 in jenem der Mähr.-Schles. Wechselseitigen Versicherungsanstalt, wo er auch zwölf Jahre lang als Präs. fungierte. S. gehörte ab 1890 auch dem Mähr. Gewerbever. in Brünn an, war 1900–01 Vorstand der Abt. für Volkswirtschaft und Sozialpolitik, mehrmals im Aufsichtsrat, 1904–06 Präs. und danach Ehrenmitgl. Nach seiner Habil. an der Techn. Hochschule Brünn 1906 lehrte er dort zunächst als Priv.Doz., ab 1913 als Tit. ao. Prof., bis 1929 die Fächer Versicherungsmathematik und Sozialversicherung. Ab 1899 war er Mitgl. der Unfallverhütungskomm. des Wr. Handelsmin. In mehreren Veröff. und Vorträgen beschäftigte er sich insbes. mit Problemen des Versicherungswesens. S. engagierte sich auch in der Kommunalpolitik, gehörte seit 1899 der Brünner Gemeindevertretung an und verwaltete ab 1906 als Stadtrat das Finanzressort, wobei er sich bes. Verdienste um den Bau einer neuen Wasserleitung erwarb. Während des Ersten Weltkriegs war S. 1916–18 letzter dt. Bgm. Brünns. S. war nicht nur auf lokaler Ebene eine bedeutende Persönlichkeit, sondern auch – wie seine Tätigkeit für das Handelsmin. beweist – über die Grenzen seines unmittelbaren Wirkungsbereiches hinaus als Fachmann anerkannt.

W.: Die Errichtung einer registrierten Hilfscassa durch und für den Verband Mähr. Gewerbever., 1897; Die Bestimmung des Grades der Unfallsinvalidität ( = Internat. Arbeiterversicherungskongress, 7. Tagung . . .), 1905; Das Regierungsprogramm für die Reform und den Ausbau der Arbeiterversicherung, 1905; zahlreiche Beitrr. für: Die Sozialversicherung. Z. für die Pensionsversicherung, Unfallversicherung und Krankenversicherung, 1911 ff.; usw.
L.: Tagesbote vom 12. (mit Bild) und 16. 7. 1933; Obecní věstník hl. m. Brna 13, 1933; A. Naske, Denkschrift zur Feier des 40jährigen Bestandes des Mähr. Gewerbever. in Brünn am 12. Mai 1901, 1901, S. 153ff., 169; Festn. der Mähr.-Schles. Gewerbeztg. Anläßl. der Feier des 50jährigen Bestandes des Mähr. Gewerbever., 1911, S. 51f., 57ff. (mit Bild nach Titelbl.); H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart, 2. Aufl., 2, 1912, S. 155f.; FS der Dt. Techn. Hochschule in Brünn zur Feier ihres 75jährigen Bestandes im Mai 1924, 1924, S. 58, 68; Eine Stadt als Vermächtnis. Das Buch vom dt. Brünn, 2. Aufl., 1959, S. 102ff. (mit Bild); F. Tutsch, Römerstadt und Römerstädter Ländchen, 1964, S. 176f.; Dějiny města Brna 2, 1973, s. Reg. (mit Bild); Moravský zemský archív (Mähr. LA), Brno, Tschechien.
(J. Flodr)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 409f.
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