Schnopfhagen, Hans d. Ä. (Johann) (1845-1908), Musiker, Mundartschriftsteller und Lehrer

Schnopfhagen Hans d. Ä. (Johann), Volksmusiker, Mundartdichter und Schulmann. Geb. Oberneukirchen (OÖ), 17. 1. 1845; gest. St. Veit (St. Veit i. Mühlkreis, OÖ), 27. 6. 1908. Sohn des Johann S., Bruder des Vorigen, Vater des Folgenden und des Emil S. (s. d.). Schon in frühester Kindheit mit Musik und Mundart in Berührung gekommen, besuchte S. 1857–58 die Unterrealschule in Waidhofen a. d. Ybbs, 1860–62 die Schulpräparandie in Linz, an der er sich auch in Gesang, Orgel, Violine, Klarinette und Flöte vervollkommnete und 1862 (unter dem Vorsitz Adalbert Stifters) die Abschlußprüfungen ablegte. Anschließend war S. Schulgehilfe in Niederwaldkirchen (OÖ), ab 1867 Unterlehrer an der Trivialschule in Leonfelden (Bad Leonfelden). Hier lernte er Hans Zötl, den Mithrsg. der Mundartreihe „Aus dá Hoamát“, kennen, der ihm in der Folge den Zugang zur Volkskde. und Volkskunst öffnete und ihn zum Vertonen mundartl. Ged. anregte. 1870 legte S. die Lehrbefähigungsprüfung für allg. Volksschulen ab, besuchte einen landwirtschaftl. Lehrkurs in Wien und wurde 1872 Oberlehrer in St. Veit, wo er bis zu seinem Tode als beliebter und geachteter Schulmann (bekannt waren seine zahlreichen Hirten- und Krippenspiele für die Schulkinder) wirkte. S. sammelte Volksdichtung und Volksmusik aus der Umgebung von St. Veit, sorgte für deren Verbreitung und trug auch selbst v. a. Mundart (häufig Franz Stelzhamers Werke) vor. Seine eigenen Ged., viele davon Vierzeiler, bezeichnete er selbst als Gelegenheitsdichtung. Seine Freude am Singen ließ ihn das „Stelzhamer-Quartett“ gründen, in dem sein Vater, er selbst und seine Söhne Hans und Gottfried sangen. Dies wiederum führte zur Vertonung zahlreicher Mundartged., darunter 1884 von Stelzhamers „Hoamátgsang“, das, rasch populär geworden, 1952 zur oö. Landeshymne erhoben wurde. S. war auch organisator. sehr engagiert. Er veranstaltete Volksfeste am Hansberg, die bis in die Gegenwart gepflegt werden, gründete 1873 in Oberneukirchen den Gesangver. „Liederkranz Oberneukirchen“ (später „S.-Liederkränzchen Oberneukirchen“), dessen Chorrneister er bis zu seinem Tode war, leitete in St. Veit die Musikkapelle und den Kirchenchor, gründete 1874 die Freiwillige Feuerwehr, die Vorschußkasse und die Bücherei des oö. Volksbildungsver., dessen Bestrebungen er u. a. mit Vorträgen unterstützte. Auch die Schaffung von landwirtschaftl. Fortbildungsveranstaltungen und die Anlage einer Baumschule sind sein Verdienst. Für diese vielfältigen Tätigkeiten verlieh ihm 1907 die Gmd. die Ehrenbürgerschaft. Seiner Ehe (1872) entsprossen elf Kinder, von denen vier Ärzte wurden; bes. musikal. Talent zeigte sich in seinen Söhnen Hans d. J. (s. d.) und Dr. med. Franz S. (1888–1967), von dessen Kompositionen (u. a. Orchester- und Chorwerke und 70 Lieder) viele öff. aufgef. wurden und dessen Nachfahren z. Tl. den Musikerberuf ergriffen.

W.: Aus dem hoamatl. Landleben, 1885 (Liederspiel); Hoamátgsang, in: Aus dá Hoamát 1, 1885; Liadá und Gsángl, gem. mit F. S. Reiter ( = Aus dá Hoamát 12), 1900, Neuaufl. ( = ebenda, 26), 1927; Liedkompositionen (Fahnspruh; Hedwig, mein Reh; Landsknechtlied; Schöffleut-Lied; Ei, bist denn du ár á Passauá), in: N. Hanrieder, Der oö. Bauernkrieg ( = ebenda, 15), 1907, Neuaufl. ( = ebenda, 21), 1923; Lieder in Mundart (tw. in Aus dá Hoamát publ.) und in hochdt. Sprache; usw.
L.: OÖ Nachrichten vom 15. 1. 1955; Der Volksbote (Linz) 23, 1908, S. 98, 110; Mühlviertler Heimatbll. 5, 1965, H. 7/8 (zahlreiche Artikel); J. Mittermayer, in: Hist. Jb. der Stadt Linz 1985, 1986, S. 343ff.; F. Grasberger, Die Hymnen Österr., 1968, S. 175ff.; biograph. Materialien, A.-Stifter-Inst., Linz.
(A. Blöchl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 413f.
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