Schober, Alfred (1856-1917), Jurist und Beamter

Schober Alfred, Jurist und Beamter. Geb. Wien, 15. 12. 1856; gest. ebenda, 7. 3. 1917. Sohn des OLGR Michael S. Besuchte das Schottengymn. und stud. 1874–78 an der Univ. Wien Jus, 1881 Dr. jur. 1879 trat S. beim Landesgericht Wien in den Justizdienst, wurde 1885 Bez.Gerichtsadjunkt in Wolkersdorf, 1887 in Wien-Hietzing, 1891 Gerichtsadjunkt beim Wr. Landesgericht. 1896 wechselte S. zur Staatsanwaltschaft (Substitut in Korneuburg) und war ab 1897 Staatsanwalt in Steyr, 1902 in Krems, bis er 1903 ins Justizmin. berufen wurde, wo er, 1904 Sektionsrat, 1907 Titel und Charakter eines Min.Rates, 1909 Min.Rat, 1912 zum Sektionschef avancierte. S. war an den legislativen Arbeiten des Justizmin., insbes. auf den Gebieten der Strafrechts- und der Strafprozeßreform hervorragend beteiligt. Er war Mitgl. der Komm., dann des engeren Komitees für die Arbeiten zur Reform des Strafgesetzes und hatte entscheidenden Anteil am Vorentwurf, 1909, wofür er im selben Jahr mit dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens ausgez. wurde. Sein bes. Verständnis für die Bedürfnisse der Militärverwaltung –1877 Lt. der Res., hatte er 1878 an der Okkupation Bosniens und der Herzegovina teilgenommen, 1883 wurde er Oblt.-Auditor in der Res. – brachte es mit sich, daß sein Rat von den militär. Stellen oft in Anspruch genommen wurde; für seine bes. verdienstvolle Mitwirkung an der Reform der Wehrgesetzgebung und des Militärstrafverfahrens (Militärstrafprozeßordnung von 1912) erhielt er 1912 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Stern. Auch die zahlreichen Kriegsstrafgesetze sind unter seiner Mitwirkung zustande gekommen. In den Ausschüssen beider Häuser des Reichsrates war er sehr oft als Vertreter des Justizmin. tätig. 1908 bis zu seinem Tod fungierte er auch als Mitgl. der judiziellen Staatsprüfungskomm. in Wien. 1916 wurde S. auch Ritter der zweiten Klasse des Ordens der eisernen Krone.

L.: Wr. Ztg. vom 7. (Abendausg.) und 10., N. Fr. Pr. vom 7. (Abendausg.) und 11., RP vom 8. 3. 1917; Österr. Z. für Strafrecht 7, 1916–18, S. 293f.; AVA, KA und UA, alle Wien.
(A. Stöckelle)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 419f.
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