Schober, Johann Bapt. (Anton) (1783-1850), Abt

Schober Johann Bapt. (Anton), OCist, Abt. Geb. Weißenbach (Vorderweißenbach, OÖ), 15. 1. 1783; gest. Schloß Mühldorf, Gmd. Feldkirchen a. d. Donau (OÖ), 9. 6. 1850. Sohn eines Bauern und Müllers. S. trat nach dem Gymn.Stud. in Linz und nach Absolv. der phil. Jgg. (1799–1801) am Linzer Lyceum 1801 in das Zisterzienserstift Wilhering (OÖ) ein und stud. Theol. am Seminar in Linz; 1806 Profeß, im selben Jahr Priesterweihe. Nach intensiver Beschäftigung mit den griech. Klassikern und mit der Mathematik wurde er 1807 Prof. für Arithmetik und Griech. am Linzer Gymn., 1808 auch Prof. für Griech. am Lyzeum, 1814 für Mathematik, 1830–32 suppl. er dort die Physik. 1833–49 war S. Dir. der phil. Stud. am Lyzeum, 1833–50 Referent „im naturhistorischen Fache“ des Ver. des vaterländ. Mus.; 1833 Reg.Rat. Für moderne Geistesströmungen offen, knüpfte er im phil. Bereich an Johann Friedrich Herbart, in der religionswiss. Thematik an Johann Adam Möhler an. Es sind umfangreiche Exzerpte und Gedankenskizzen S.s (u. a. zur Phil., klass. Philol., Religionswiss. und Mathematik), aber auch detaillierte Aufzeichnungen von seinen zahlreichen Reisen erhalten. 1832 wurde er zum Abt des Stiftes Wilhering gewählt. Obwohl er die in ihn gesetzten Erwartungen des Konvents nicht ganz erfüllt haben dürfte (in seinen letzten Jahren zog er sich immer mehr zurück), erwarb er sich doch um das Stift große Verdienste. Er erweiterte u. a. das Stiftsgebäude um einen Bibl.Flügel, renovierte die Stiftskirche, die Prälatur und die Wirtschaftsgebäude, errichtete ein großes Glashaus in klassizist. Biedermeierarchitektur und führte in den Stiftspfarren viele Bauvorhaben durch. Ein bes. Anliegen waren S. die Smlgg. des Stiftes: Ein Naturalienkabinett wurde aufgebaut, die Münzensmlg. erweitert, eine Gemäldegalerie eingerichtet und das Archiv (durch Jodok Stülz) neu geordnet. S. war ein Denker im Geist der Aufklärung, was sich in seiner Tätigkeit als Pädagoge, Wissenschaftler und Ordensoberer niederschlug.

W.: Tagebuch, geführt auf einer Reise durch Italien . . . 1818, Reise durch Böhmen – Prag – Dresden . . . 1822, Ad memoriam (Abtchronik 1832–49), Stud. zu den Dialogen Lukians, alle Manuskripte, alle Stiftsarchiv Wilhering.
L.: Österr. Bürgerbl. für Verstand, Herz und gute Laune vom 26. 6. 1850; Th. Kerschner – J. Schadler, in: Jb. des Oö. Musealver. 85, 1933, S. 358ff., 434ff.; Wurzbach; W. Dannerbauer, 100jähriger General-Schematismus des geistl. Personalstandes der Diöcese Linz 1, 1887, S. 718, 2. 1889, S. 121; L. Guppenberger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz . . . 1785–1893, 1893; W. Stifter, J. B. S., 1968, Hausarbeit, Inst. für Wirtschaftsgeschichte, Univ. Wien.
(R. J. Dessl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 422f.
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