Schober, Karl Johann (1844-1933), Lehrer, Historiker und Geograph

Schober Karl Johann, Schulmann, Historiker und Geograph. Geb. Chudenitz, Böhmen (Chudenice, Tschechien), 4. 7. 1844; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 16. 1. 1933. Sohn eines Lehrers. Besuchte bis 1862 das Gymn. in Pilsen (Plzeň) und stud. dann bis 1865 an der Univ. Prag v. a. Geschichte und Phil.; 1867 Dr. phil. Im selben Jahr trat S. als Supplent am dt. Gymn. in Pilsen in den Schuldienst (Unterrichtsfächer Geschichte, Geographie, Dt. und phil. Propädeutik), 1868–70 war er w. Gymn.Lehrer am 1. (kath.) Staatsgymn. in Teschen (Český Těšín), dann bis 1880 am Obergymn. in Wien VIII. (Piaristengymn.). 1880–86 fungierte S. als Dir. des Obergymn. in Wr. Neustadt (1880–86 Mitgl. des Bez.Schulrates, 1881–82 Bez.Schulinsp.), 1886–88 der Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien I. (gleichzeitig auch Bez.Schulinsp.), bis er 1888 zum Landesschulinsp. für Mähren ernannt wurde. Als solcher hatte er zuletzt u. a. das Referat und die Inspektion über sämtl. dt. Realschulen inne, wobei er bes. den Unterricht in den modernen Sprachen förderte; 1906 HR und i. R. S. verf. eine Reihe von Lehrbüchern für Pflichtschulen, Gymn. und Lehrerbildungsanstalten aus den Fächern Geschichte und Dt., seine Landkarten standen jahrzehntelang in schul. Verwendung. Bes. bemerkenswert ist sein „Quellenbuch zur Geschichte der Österr.-ung. Monarchie“, das erste dieser Art für die österr. (mit Einschluß von Böhmen und Ungarn) Geschichte. Durch dieses (es endet mit dem Tode Friedrichs III.) wollte S. Schüler und Lehrer vorwiegend mit Texten aus historiograph. Werken, aber auch mit Urkunden (deren Aufnahme in ein Quellenbuch dieser Art eine Pioniertat darstellte) bekannt machen. Die Quellenlektüre sollte nach S. sowohl den „vaterländischen Sinn“ wecken als auch die Lehrerschaft zu weiterer Tätigkeit auf dem Gebiet der Heimatkde. anregen. Ähnl. Ziele suchte er auch durch seine eigenen populärwiss. Darstellungen aus dem Gebiet der Geographie und der Geschichte (unter Einbeziehung der Statistik, der Wirtschafts-, Sozial-, Kunst-, Literatur- und allg. Kulturgeschichte) zu erreichen. Als originäre wiss. Leistung kann seine Abh. über die Eroberung NÖ durch Matthias Corvinus und seine Geschichte bzw. Vorgeschichte des (Dt.) Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens gelten, dessen Konstituierung 1896 auf seine Initiative erfolgte (1896–1913 Vorstand, 1912 Ehrenmitgl.) und dessen Publ. er 1895–1912 red.

W.: Sigismund Frh. v. Herberstein ( = Hölder’s Hist. Bibl. für die Jugend 10), 1878; Die Eroberung NÖ durch Mathias Corvinus . . . 1482–1490, in: Bll. des Ver. für Landeskde. von NÖ, NF 13, 1879, auch selbständig; Die Dt. in NÖ und OÖ, Sbg., Stmk., Kärnthen und Krain ( = Die Völker Österr.-ungarns. Ethnograph. und culturhist. Schilderungen 1), 1881; Heimatskde. von NÖ, 1884; Quellenbuch zur Geschichte der Österr.-ung. Monarchie. Ein hist. Lesebuch für höhere Schulen und für jeden Gebildeten, 2 Tle., 1886–87; Böhm. Lesebuch für die Oberkl. dt. Mittelschulen, 1900, 3. Aufl. 1914, Nachdruck 1919; Die Hist.statist. Sektion der k. k. mähr. Ges. . . . und der Dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens, in: Z. des Dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens 15, 1911, auch selbständig; Schulwandkarten (1886 ff.) bzw. Handkarten (1887 ff.) der Österr.-ung. Monarchie und der Kronländer (Böhmen, Mähren-Schlesien, NÖ, OÖ-Sbg., Stmk., Tirol-Vbg.), hrsg. vom militär-geograph. Inst.; usw. Hrsg.: Z. des (Dt.) Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens 1–16, 1897–1912. Red.: Method. bearb. Texte zu den . . . Schul-Wandkarten und Handkarten, 1895 ff.; usw.
L.: Tagesbote (Brünn) vom 17. (auch Abendausg.) und 18. 1. 1933; XXX. Jahres-Ber. über das k. k. Staatsgymn. im VIII. Bez. Wiens . . . 1880, 1880, S. 66; E. Oppermann, in: Z. für Schul-Geographie 26, 1903, S. 182; Z. des Dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens 35, 1933, S. 34; H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart 2, 1888; O. W. Beyer, Dt. Schulwelt des 19. Jh. in Wort und Bild, 1903; UA Praha, Tschechien.
(H. Feigl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 425f.
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