Schöbl, Otto (František Jan) (1877-1938), Bakteriologe und Pathologe

Schöbl Otto (František Jan), Bakteriologe und Pathologe. Geb. Zditz, Böhmen (Zdice, Tschechien), 27. 8. 1877; gest. Tokio (Japan), 13. 10. 1938. Sohn eines Stationsvorstands. Stud. nach Absolv. des Gymn. in Taus (Domažice) ab 1898 Med. an der Tschech. Univ. Prag und wurde 1904 zum Dr. med. prom. (1910/11 Nostrifikation durch die Univ. Washington). Dann bis 1907 Ass. bei Hlava (s. d.) am Patholog.-anatom. Inst., ging er nach Scheitern seiner Habil.Pläne in die USA, wo er vorerst in Philadelphia bei einem der größten Chemiekonzerne Amerikas (H. K. Mulford) tätig war und daneben an der dortigen Ärzteschule lehrte. 1909 kehrte er für kurze Zeit nach Prag zurück, um an der Dt. Univ. bei Bail (s. d.) und Edmund Weil neue Methoden in der Bakteriol. kennenzulernen. 1912 trat er in das Bureau of Science in Manila ein, war 1915 beim New York State Quarantine Service, übernahm aber schon im folgenden Jahr die Leitung der Serumsektion (später als Abt. für Biol. bezeichnet) des Bureaus of Science in Manila. Aus klimat.-gesundheitl. Gründen legte er 1932 diese Funktion zurück, ging nach Japan, wo er schon vorher wiederholt tätig gewesen war – erstmals 1923 als Mitgl. einer Ärztemission –, und lehrte dort in der Folge als Prof. der Bakteriol. an verschiedenen Medizinerschulen Tokios. S., der im Mulford-Konzern tiefe Einblicke in die Herstellung von Impfstoffen und Sera gewonnen hatte, begann sich im New York State Quarantine Service experimentell mit den Erregerträgern der Cholera zu beschäftigen. Auf den laufend von Seuchen heimgesuchten Philippinen dehnte er seine Forschungen auf Ruhr, Pocken, typhusartige Krankheiten sowie die Tropenkrankheit Frambösie (Yaws) aus und wandte sich theoret. wie prakt. intensiv dem Impf- und Immunisierungsproblem zu. Unterstützt von den bei zahlreichen seiner mehr als 80 wiss. Veröff. als Mitautoren aufscheinenden Mitarbeitern, entwickelte er wirksame biolog. Produkte. Diese Forschungen setzte er neben seiner Lehrtätigkeit auch in Tokio fort. S., der das Japan. beherrschte und eingehende Kenntnisse über diesen Inselstaat besaß, war in kinderloser Ehe mit einer Japanerin verheiratet. Wiss. sowohl bei amerikan. wie eingeborenen Ärzten auf den Philippinen hoch angesehen, war er ab 1918 Präs. der Med. Ges. in Manila. Schon ein Jahr nach seiner Niederlassung in Tokio (1933) erhielt er den selten verliehenen Orden der Aufgehenden Sonne. S. machte sich um die Erforschung der Tropenkrankheiten hochverdient und trug durch seine biolog. Produkte wesentl. zur Eindämmung der Seuchen auf den Philippinen bei.

W.: (Weitere Versuche) über (die) Aggressinimmunisierung gegen Rauschbrand, in: Centralbl. für Bakteriol. …, Abt. 1, 56, 1910, 62, 1912; Experimental cholera-carriers, in: The Journal of Infections Diseases 18, 1916; Chemotherapeutic experiments with chaulmoogra …, 5 Tle., in: The Philippine Journal of Science 23–25, 1923–24; Experimental yaws in Philippine monkeys and a critical consideration of our knowledge concerning framboesia tropica …, ebenda, 35, 1928; Preventive immunization against treponematous infections …, ebenda, 42, 1930, Erg., ebenda, 45, 1931; Über Beziehungen zwischen Framboesie und Syphilis (= Beihe. zum Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene … 2), 1932; Versuche mit Tuberkelbazillen über die zeitl. und quantitativen Verhältnisse zwischen Infektion und Superinfektion …, in: The Kitasato Archives of Experimental Medicine 14, 1937; mehrere Abhh. in Český xasopis historický, Wr. klin. Ws. usw. Red.: The Philippine Journal of Science (bis 13, 1918, Abt. B: Tropical Medicine) 12–49, 1917–32.
L.: M. Navrátil, Almanach českých lékařů, 1913; Časopis lékaruxeských 77, 1938, S. 1421ff. (mit Werksverzeichnis); Prakticky lékař 18, 1938, S. 492; F. Valeš, in: Věstník československých lékařů 50, 1938, S. 1491 (mit Bild); C. B. Perez, in: The Philippine Journal of Science 69, 1939, S. 267ff. (mit Bild und Werksverzeichnis); Naše věda 21, 1942, S. 125; Kdy zemřeli …? 1938–56, 1957; Kdy zemřeli …? 1937–62, 1962; R. Zadina, in: Časopis lékařů českých 127, 1988, S. 1469; Biografický slovník Pražské lékařské fakulty 1348–1939, 2, red. von L. Hlaváčková und P. Svobodný, (1993), S. 275; Mitt. Ústav Dějin Lěkařství (Inst. für Geschichte der Med.),Univ. Praha, František Spurný, Šumperk, beide Tschechien.
(F. Hillbrand-Grill)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 7f.
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