Schoeller, Philipp Johann von (1835-1892), Großindustrieller

Schoeller Philipp Johann von, Großindustrieller. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 7. 11. 1835; gest. Groß-Čakowitz, Böhmen (Praha, Tschechien), 2. 9. 1892. Sohn von Philipp Wilhelm d. Ä., Bruder von Gustav (beide s. d.), Vater des Folgenden und von Richard (s. d.), Großvater von Philipp Alois (s. u. Philipp Joseph v. S.), Onkel von Gustav (Philipp) und Friedrich (Leopold) v. S. (beide s. u. Gustav v. S.). Ab 1860 mit Idalise v. Schickh (gest. 22. 12. 1896) verehel.; evang. AB. Nach seiner berufl. Ausbildung sowie Stud.Reisen wandte sich S. der unternehmer. Laufbahn zu und war ab 1856 in der 1850 gegründeten und von Albrecht Ahrens geleiteten Schoellerschen Zuckerfabrik in Groß-Čakowitz bei Prag tätig, ab 1871 als deren Leiter. Das Unternehmen, das bereits 1856 wegen stetiger Ertragsmaximierung um eine zweite Fabriksabt. erweitert worden war und das 1867 als erstes das von Julius Robert (s. d.) eingeführte Diffusionsverfahren übernommen hatte, prosperierte unter S.s Führung aufgrund weiterer techn. Neuerungen (u. a. Einführung neuer Zentrifugen 1877 und 1882), profitierte aber auch von wichtigen infrastrukturellen Verbesserungen, wie Bahn- und Wasserleitungsbauten. Da verstärktes Gewicht auf den Export gelegt wurde, kam es 1882 zur Gründung einer eigenen Abt. für Exportwaren. Neben techn. und kommerziellen Investitionen war S. jedoch auch bemüht, die Lebensbedingungen seiner Beschäftigten durch Errichtung von Arbeiterwohnungen (bereits 1872) sowie eines Kindergartens für Arbeiterkinder (1892) zu verbessern. S., der auch die Zuckerfabriken in Časlau (Čáslav) und Wrdy (Vrdy) leitete, war daneben Teilhaber der Fa. „Schoeller & Co.“ in Wien, der Brünner Tuchfabrik Gebrüder Schoeller sowie der Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken-AG und bekleidete zahlreiche Aufsichtsratsfunktionen. Bes. Verdienste erwarb er sich jedoch als Verwaltungsrat (ab 1876, ab 1882 Präs.) des Assekuranzver. von Zuckerfabrikanten in der Österr.-ung. Monarchie in Prag, zugleich war er auch Initiator und Präs. des mit diesem Ver. in Verbindung stehenden (Zuckerfabriks-) Beamtenpensionsinst.

L.: Bohemia und N. Fr. Pr., 3. 9. 1892; Großind. Österr. I, Bd. 5, S. 159f.; Wurzbach (s. u. Schoeller Philipp v.); Oesterr.-Ung. Z. für Zuckerind. und Landwirthschaft 21, 1892, S. 885; A. V. Schoeller, Geschichte der Familie S., 1894, S. 67f., 352; H. Frh. v. Dumreicher, 100 Jahre Haus S., 2. Aufl. 1934, S. 33, 34 (Bild); H. Benedikt, A. v. Schoeller …, 1958, bes. S. 88ff., 90, 105, 180.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 25
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