Schoeller, Robert von (1873-1950), Industriebetriebsleiter

Schoeller Robert von, Industriebetriebsleiter. Geb. Adamsthal, Mähren (Adamov, Tschechien), 25. 7. 1873; gest. Wien, 7. 6. 1950. Sohn von Adolf Philipp S., Bruder von Friedrich v. S. (beide s. u.), Großneffe von Philipp Wilhelm d. Ä., Cousin von Philipp Joseph und Richard v. S. (alle s. d.); evang. AB. 1911 gem. mit seinem Bruder durch Übertragung des Adelsprädikats von Richard v. S. nob. S., der sechs Klassen Gymn. in Brünn und 1894/95 das Einjährig-Freiwilligenjahr absolv. hatte, war nach Beendigung seiner Ausbildung zuerst in der Textilbranche tätig, wechselte jedoch dann zur Nahrungsmittelind. und trat gegen Ende des Jh. in die Chropiner Zuckerfabriks AG, ein mähr. Unternehmen mit Verkaufsbüro in Wien, ein, zu dessen wirtschaftl. Aufstieg er beitrug. Als sich der Betrieb 1924 in einen tschechoslowak. und einen österr. teilte, übernahm S.die Leitung der Österr. Chropiner Zuckerfabriks AG, die im wesentl. für die Exportorganisation und die nichttschech. Beteiligungen zuständig war. Bes. Verdienste allerdings erwarb sich S. in mehr als 40jähriger Tätigkeit um die Zuckerfabrik Dürnkrut (NÖ), die er 1902, bei Gründung der Dürnkruter Zuckerfabriks AG, in desolatem Zustand und mit veraltetem Maschinenpark übernommen hatte. Unter seiner Leitung gelang es nicht nur, das Unternehmen zu modernisieren – , wofür bes. durch die Fusionierung mit der Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken AG (1926), deren Dion.Mitgl. er ab 1914 war, die nötigen finanziellen Mittel flüssig gemacht wurden –, sondern auch bis zum Jahr 1935/36 in der Rohzuckerproduktion eine Ertragssteigerung um mehr als das Vierfache (gegenüber 1902/03) zu erzielen und im Lauf der Jahre aus der angeschlossenen Ökonomie eine Musterwirtschaft zu machen. Daneben bekleidete S. eine Reihe von leitenden bzw. Aufsichtsratsfunktionen in diversen (oft auch familieneigenen) Ind.Unternehmen, wie der Schoeller-Bleckmann Stahlwerke AG, der Hammerbrotwerke GesmbH oder der Steir. Magnesit-Ind. AG. Nach 1945 konnte S. noch wesentl. zum Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Werke in Dürnkrut und Leopoldsdorf beitragen, ehe er sich 1948 i. R. zurückzog. S.s Vater, Adolf Philipp S. (geb. Brünn, Mähren/Brno, Tschechien, 11. 10. 1832; gest. ebenda, 11. 7. 1885), evang. AB, dessen Vater Adolf S. (geb. Düren, Frankreich/Deutschland, 28. 3. 1804; gest. Brünn, 6. 10. 1860), ursprüngl. Compagnon der Fa. „Gebrüder Schoeller“, die erste Filztuchfabrik Brünns gegründet hatte, übernahm diese Fa. und machte sie im In- und Ausland bekannt. Er bekleidete daneben noch andere Funktionen im wirtschaftl. Leben Mährens, u. a. als Censor der österr.-ung. Bankfiliale, Verwaltungsrat der mähr. Escomptebank sowie der Brünner Kammgarnspinnerei, und wurde mit dem Goldenen Verdienstkreuz ausgez. S.s Bruder, Friedrich v. S. (geb. Brünn, 25. 1. 1872; gest. ebenda, 12. 7. 1917), evang. AB, wandte sich nach der Matura am Gymn. in Brünn der Berufsoff.Laufbahn zu und diente im Ersten Weltkrieg als Ordonnanzoff. beim Dragonerrgt. 6, zuletzt im Rang eines Mjr.

L.: Die Presse, 10. 6. 1950; Großind. Österr. II, Bd. 3, S. 278; J. Baxa, in: Bll. für Technikgeschichte 17, 1955, S. 24ff. (mit Bild); Wer leitet? Die Männer der Wirtschaft und einschlägigen Verwaltung … 1941/42, (1942); Compass. Finanzielles Jb.: Personenverzeichnis, 67ff., 1934ff.; J. Baxa, Die Geschichte der Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken-AG, o. J., S. 93, 113f.; AVA, KA, beide Wien. – Adolf Philipp S.: Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 13. und 14. 7. 1885; A. V. Schoeller, Geschichte der Familie S., 1894, S. 319, 353. – Friedrich v. S.: H. Frh. v. Dumreicher, 100 Jahre Haus S., 2. Aufl. 1934, S. 51; KA Wien.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 28
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