Schöllnast (Schellnast), Franz (1775-1844), Instrumentenbauer

Schöllnast (Schellnast) Franz, Instrumentenbauer. Geb. Városlőd, Kom. Veszprém (Ungarn), 23. 9. 1775; gest. Preßburg/Pozsony, Oberungarn (Bratislava, Slowakei), 12. 2. 1844. Vater des Johann Bapt. S. (s. u.). Zunächst Musiker, heiratete S. 1799 in Preßburg Anna Stadler und gründete dort um 1810 einen Betrieb zu Herstellung und Verkauf von Holz- und Blechblasinstrumenten sowie von Schlagzeuginstrumenten. Ab 1838 bot er auch Saiteninstrumente an, die er am Ort bezog. Er beschäftigte durchschnittl. zwölf Gehilfen und bildete eine Reihe von Instrumentenbauern aus, u. a. Josef Hamberger d. Ä. und Johann Andreas Mollenhauer. Seine Instrumente fanden in vielen Ländern Europas Absatz, wobei er auch ganze Militärmusik-Kapellen ausrüstete. S. hielt auch ein eigenes Orchester und war Mitgl. des Kirchenmusikver. in Preßburg. Um 1815 gelang es ihm, den Csakan, eine Spazierstock-Blockflöte, die als Kombination von Modeartikel und Musikinstrument am Beginn des 19. Jh. in Wien und Umgebung aufgekommen war und bis in die 40er Jahre in Mode blieb, zu verbessern. Dieses Instrument baute S. – fast durchwegs in As-Stimmung – in vielerlei Ausführungen. Um 1820 erfand er die Furolya (Furollya, Furulya), ein flötenähnl. Instrument. Gem. mit seinem Sohn konstruierte er ca. 1838–39 ein neues, fünfteiliges Kontrabaß-Blasinstrument Tritonikon (auch Universal-Kontrabaß) von 4,56 m Gesamtlänge, aus Kupferblech, mit einem Fagottmundstück, 15 Klappen und einer dynam. Spannweite vom Piano bis zur sechsfachen Tonkraft des Kontrafagotts. Im Archiv der Stadt Preßburg befinden sich zwei „Einschreibbücher“ (Geschäftsbücher) der Fa. aus der Zeit von 1814 bis 1859, die, ausführl. und sorgfältig geführt, eine einzigartige Quelle u. a. für Instrumentenpreise im frühen 19. Jh. darstellen. Instrumente S.s finden sich in Preßburg, Budapest, Ditzingen (Deutschland), Nürnberg und Wien. Sein Sohn Johann Bapt. S. (geb. Preßburg, 15. 8. 1810; gest. ebenda, 13. 5. 1882) erlernte das Handwerk bei seinem Vater, übernahm 1844 die Fa. und führte sie bis zu seinem Tod mit demselben Produktionsprogramm und auf demselben Niveau weiter. Auch er bildete eine Reihe von Instrumentenbauern aus, u. a. Stefan Pauer, der nach S.s Tod die Fa. übernahm. S. war auch ein ausgezeichneter Flötist, Oboist und Klarinettist, spielte im Orchester des Preßburger Theaters und war Mitgl. des Kirchenmusikver.

L. (meist auch für Johann Bapt. S.): (Städt., Kgl. freistädt.) Preßburger Ztg., 27. 2. 1823, 28. 2. 1840 und 13. 5. 1882 (Abendausg.); Černušák–Štědroň–Nováček; E. Krähmer, Neueste theoret. pract. Csakan-Schule, 2. Aufl. (1830), S. 3f.; C. Sachs, Real-Lex. der Musikinstrumente, 1913, S. 392f. (s. u. Tritonikon); ders., Hdb. der Musikinstrumentenkde., 2. Aufl. 1930, Nachdruck 1967, S. 329f.; Z. Hrabussay, in: Hudobnovedné štúdie 5, 1961, S. 205ff.; L. G. Langwill, The Bassoon and Contrabassoon, (1965), S. 123, 139; Z. Hrabussay, in: Hudební nástroje 11, 1974, n. 2, S. 53f.; H. Moeck, in: Stud. instrumentorum musicae popularis 3, 1974, S. 154f. und Abb. 13; G. Langwill, An Index of Musical Wind-Instrument Makers, 5. Aufl. 1977, S. 160, 295f.; Z. Nováček, Hudba v Bratislave, 1978, S. 189; H. Heyde, Flöten (= Musikinstrumenten-Mus. der Karl-Marx-Univ. Leipzig. Kat. 1), 1978, S. 62f.; The New Grove Dictionary of Musical Instruments, hrsg. von S. Sadie, 3, (1984) (s. u. Tritonikon); M. Kresák, Husliarske umenie na Slovensku, 1984, S. 70; R. Rudolf – E. Ulreich, Karpatendt. Biograph. Lex., 1988; W. L. Frh. v. Lütgendorff, Die Geigen- und Lautenmacher …, Erg.Bd. von Th. Drescher, 1990; Slovenský biografický slovník 5, 1992; M. Betz, Der Csakan und seine Musik, (1992), s. Reg.; Mitt. Marianne Betz, Denzlingen, Deutschland.
(E. Duka-Zólyomi)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 28f.
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