Schön P. Bruno (Joseph Andreas), OFMConv, Ps. Simplicius Freundlich, Seelsorger und Schriftsteller. Geb. Ober-Sandau, Böhmen (Horní žandov, Tschechien), 5. 5. 1809; gest. Wien, 1. 2. 1881. Sohn eines Müllers. S. absolv. das Gymn. in Eger (Cheb), 1826–28 die phil. Jgg., 1829–33 Theol. an der Univ. Wien. 1828 trat er in Wien in den Minoritenorden ein, 1832 Profeß, und wurde nach der Priesterweihe (1833) Kooperator in der Klosterpfarre Wien-Alservorstadt. Bereits 1834 Novizenmeister, war S. dann 1841–43 Guardian des Wr., 1843–46 des Grazer Konvents, bekleidete aber nach seiner Rückkehr nach Wien keine höheren Ordensämter mehr. Die Doktorate der Theol. (1837) und Phil. (1867) hat er wahrscheinl. in Rom erworben. S.s seelsorgl. und schriftsteller. Tätigkeit war geprägt vom Dualismusgedanken A. Günthers (s. d.), mit dem er möglicherweise schon ab ca. 1830, jedenfalls aber ab 1848 in engster Verbindung stand. Er versuchte, im Sinne dieser Denkrichtung Christentum und Wissenschaft zusammenzuführen, den Menschen als Synthese von Geist und Natur zu begreifen. Diese Anschauung konkretisierte S. in seinem Wirken als Prediger und Priester, als Publizist und bes. als Irrenhausseelsorger. Schon als Kooperator war er, an seinem Freund, dem Homileten und Hauptträger der christl. Erneuerungsbewegung, Johann Emanuel Veith, geschult, einer der gesuchtesten Kanzelredner Wiens. Ca. 1848–54 lag der Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Wr. Katholikenver. Er publ.im „Österreichischen Volksfreund“ v. a. über das soziale Problem der Arbeiterschaft und war im Frauenwohltätigkeitsver. aktiv, der sich bes. der Lehrmädchen annahm. Bes. Bedeutung erlangte S. als Seelsorger in der Wr. Irrenheilanstalt (1854–73). Unter der Betonung der Notwendigkeit ständiger Zusammenarbeit zwischen Priester und Arzt stellte er sich u. a. auch durch Anwendung der Arbeitstherapie und Förderung der kreativen Tätigkeit der Patienten (auch durch Veröff. von deren literar. Arbeiten), bes. aber durch seine, „Religionsvorträge“ genannten, Predigten pastoraltheolog.-seelsorgl. und pastoralmed.-psychotherapeut. Charakters in den Dienst der psychiatr. Behandlung. Von seinen Publ. sind wegen ihres Einflusses auch auf die Ärzteschaft und die Pastoraltheologen bzw. Pastoralpsychiater – S. kann als Vorläufer Rickers (s. d.) angesehen werden – bes. diejenigen hervorzuheben, die nach seiner eigenen Aussage eine Brücke „von der schweren Wissenschaft der Psychiatrie hinüber zum größeren Publicum“ schlagen sollten.