Schön, Jacob (1829-1896), Fabrikant

Schön Jacob, Fabrikant. Geb. Rechnitz/Rohoncz, Ungarn (Rechnitz, Bgld.), 1829; gest. 1896 oder 1897. Mos. S. kam 1841 nach Pest (Budapest), wo er eine dreijährige Lehre als Schnür- und Posamentierhandwerker absolv.; danach arbeitete er ab 1848 u. a. in Debreczin (Debrecen), Großwardein (Oradea) und Arad. Da er nach der gescheiterten Revolution 1849 keine Verdienstmöglichkeiten in Ungarn sah, begab er sich zunächst auf Wanderschaft, die ihn u. a. nach Wien und Berlin führte. Nach Pest zurückgekehrt, erhielt er 1854 das Meisterrecht, das ihm zuvor wegen seiner Herkunft verwehrt worden war, wurde in die Knopfmacherinnung aufgenommen und begann ab diesem Zeitpunkt mit dem Aufbau seiner Schnür- und Posamentierwarenfabrik. S. profitierte von der Tatsache, daß die ung. Trachten und Uniformen mit Schnüren reich verziert waren – so erhielt er bereits 1859 (ebenso 1869) einen Armeegroßauftrag –, und konnte schon Anfang der 60er Jahre auf diesem Gebiet eine führende Position erringen. 1860 erweiterte er seine Fabrik durch Zukauf eines Gebäudes und baute sie kontinuierl. aus, sodaß er Anfang der 70er Jahre mehr als 500 mit Dampfkraft betriebene Schnür-, Spul-, Wind- und Putzmaschinen von über hundert Beschäftigten betreiben lassen konnte. Auch Absatzmärkte außerhalb Ungarns wurden von S.s Unternehmen beliefert, so erhielt er z. B. aufgrund der erfolgreichen Präsentation seiner Exponate auf der Wr. Weltausst. 1873 mehrere Aufträge aus England. Mitte der 60er Jahre expandierte sein Betrieb erneut: 1865 errichtete er die erste Baum- und Schafwollgarnfärberei und -bleicherei in Ungarn, um die Transportkosten für das bisher in Wien eingefärbte Garn zu sparen. Im Laufe der Zeit verlagerte er den Schwerpunkt seines Sortiments auf Damenaufputzartikel, Fransen und Möbelarbeiten und nahm damit in Ungarn eine Monopolstellung ein. Seine bedeutende Position innerhalb des ung. Gewerbestandes ist auch an seinen Funktionen ablesbar: er war Vertreter mehrerer Bankinst. sowie Mitgl. des Weltausst.-Komitees 1873. Seine Produkte wurden mehrfach ausgez., u. a. erhielt er die goldene Medaille der Kecskemeter Landes-Ausst. 1882 verkaufte er seine Fabrik, die unter dem Namen „Jacob Schöns Nachfolger“ weitergeführt wurde.

L.: Allg. Weltausst.Ztg., 10. 8. 1873; Biograph. Lex. der Wr. Weltausst. 1873, 1, H. 3 (1873), S. 48ff. (mit Bild); Magyar Országos Levéltár (Ung. Staatsarchiv), Budapest, Ungarn; Mitt. Kálmán Benda (†), Diána Háy und Antalné Sipos, alle Budapest, Ungarn.
(Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 33
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