Schoen (Schön), Johann Georg von (1838-1914), Techniker und Architekt

Schoen (Schön) Johann Georg von, Techniker und Architekt. Geb. Venedig, Venetien (Italien), 7. 9. 1838; gest. Wien, 11. 7. 1914. Sohn des Vorigen. Stud. nach Absolv. der Oberrealschule Wien-Schottenfeld 1856–61 an der Techn. Abt. des Polytechn. Inst., u. a. bei Adam Frh. v. Burg (s. d.) und Joseph Stummer v. Traunfels, sowie 1860–63 Architektur an der Akad. der bildenden Künste in Wien bei Hlávka, van der Nüll (beide s. d.) und August Sicard v. Sicardsburg, erlernte aber auch das Maurerhandwerk. Ab 1861 Ass. an der Lehrkanzel für Straßen- und Wasserbau, suppl. S. 1863–66 diese Fächer. 1868 trat er als Ing. in den Dienst der k. k. priv. Südbahnges. und stand ab 1869 dem Trassierungsbüro der ottoman. Eisenbahn dieser Ges. am Balkan vor. 1871 als o. Prof. für Wasser-, Straßenund Eisenbahnbau an das Techn. Inst. in Brünn (Brno) berufen, fungierte er dort 1872–74 sowie 1876–78 als Dekan der Ing.Schule, 1874/75 als Rektor sowie 1878–82 als Präses der II. Staatsprüfungskomm. für das Ing.Fach. 1882 wurde er als o. Prof. für Wasser- und Straßenbau an die Techn. Hochschule nach Wien berufen, wo er 1885/86 Rektor, ab 1893 Präses der II. Staatsprüfungskomm. für das Bauing.Fach war und 1909 emer. Daneben las er 1883–1911 auch für Hörer der kulturtechn. Abt. der Hochschule für Bodenkultur und war dort ab 1896 Hon.Doz. für Allg. Wasserbau, 1884–86 Mitgl. der II. Staatsprüfungskomm. für das kulturtechn. sowie ab 1897 für das landwirtschaftl. Fach. S., der schon während seiner Stud.Zeit bei Hofbaumeister Oelzelt (s. d.) praktiziert hatte, befaßte sich 1861–66 mit architekton. Planungen. Während seiner Supplententätigkeit hielt er neben anderen ao. Vorlesungen auch erste umfassende über Tunnelbau. Als Eisenbahning. befaßte sich S., Mitkonzessionär der Graz-Raaber Eisenbahn sowie der Waagtalbahn, mit dem Anschluß der Eisenbahn der europ. Türkei an die österr. und erreichte ab 1866 die allg. Anwendung von Aneroiden bei Eisenbahntrassierungen. 1891 trat er mit einem Organisationsentwurf für die Errichtung einer hydrograph. (Zentral-)Staatsanstalt in Österr. ein, die 1893 mit der Hydrograph. Abt. des Dep. für Wasserbau im Min. des Inneren ihre Realisierung fand. Daneben entfaltete S. eine umfassende Gutachtertätigkeit, u. a. anläßl. der Wienflußeinwölbung, 1897 als Obmann der Jury für die Beurteilung von Projekten über Schiffshebewerke am Donau-Moldau-Elbekanal sowie wiederholt beim Neubau des Hafens von Triest. In Brünn, dessen Gmd.Ausschuß er 1873–74 angehörte, beteiligte er sich intensiv an den Aktivitäten des Mähr. Gewerbever., dem er ab 1872 als Ausschußmitgl., 1875–79 als Vizepräs. angehörte, und dem er 1880–82 als Präs. vorstand. 1873 Mitgl. des Komitees für die Gründung des Mähr. Gewerbemus., übernahm er die Dion. der noch im selben Jahr eröffneten Anstalt und auch Entwurf sowie Bauleitung des 1883 fertiggestellten neuen Mus.Gebäudes. Er erfuhr mehrere Ehrungen, wurde u. a. 1878 Reg.Rat, 1900 Tit. HR, 1883 Ehrenmitgl. des Mähr. Gewerbever. und 1890 nob. S. veröff. zahlreiche Schriften, darunter das erste Lehrbuch des Tunnelbaus, und wies nachdrückl. auf die Bedeutung einer geregelten Wasserwirtschaft hin.

W.: Windrichtungs- und Flußgeschwindigkeitszeichner, 1886; Fluviograph, 1890; Schiffshebe- und Schachtschleusen, 1895–98; usw. – Publ.: Grundzüge der Perspective …, 1863; Der Tunnel-Bau, 1866, 2. Aufl. 1874; Instruction für die Manipulationen bei den barometr. Höhenbestimmungen, 1866, autograph. vervielfältigt 1867, 2. Aufl.: Anleitung für die …, 1907; Mitth. über Brückenbauten in Nordamerika, in: Z. des oesterr. Ing.und Architekten-Ver. 25, 1873, auch selbständig, Neuaufl. 1875; Die techn. Hochschulen und deren Organisation in Österr., in: Ber. über die Leistungen und Fortschritte im Hochbauwesen, 1882, selbständig 1883; Die Wasserversorgung von Brünn, 1910; Das (Ueber ein) Balancier-Schiffshebewerk, (Schoen) …, in: Österr. Ws. für den öff. Baudienst 18, 1912, auch selbständig; usw. Hrsg.: Das Mähr. Gewerbe-Mus. in Brünn, 1883 (mit Baubeschreibung von S.); usw. – Sonderdrucksmlg., Bibl. der Techn. Univ., Wien.
L.: N. Fr. Pr. und Wr. Ztg., 14. 7. 1914; Poggendorff 3–4; Die k. k. Techn. Hochschule in Brünn, 1875, S. 33; FS des mähr. Gewerbe-Ver. in Brünn …, 1886, S. 37f., 41, 43, 75f., 79; Ms. „Wiener Bauhütte“ 8, 1914, S. 130ff. (mit Bildern); R. Halter, in: Z. des österr. Ing.und Architekten-Ver. 66, 1914, S. 612f. (mit Bild); ders., in: Österr. Ws. für den öff. Baudienst 20, 1914, S. 523f. (mit Bild); ders., in: Inauguration TH Wien 1914/15, 1915, S. 43ff. (mit Bild); Die k. k. Techn. Hochschule in Wien 1815–1915, red. von J. Neuwirth, 1915, s. Reg., bes. S. 512f.; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg., bes. S. 104; G. Berka, 100 Jahre Dt. Burschenschaft in Österr. 1859–1959, 1959, S. 147f.; 100 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872–1972, 1, 1972, S. 298f. (mit Bild); AVA und Archiv der Techn. Univ., beide Wien.
(F. Hillbrand-Grill)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 35f.
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