Schönau, (Julius Wenzel) Johann Nep. Frh. von (1753-1821), Industrieller

Schönau (Julius Wenzel) Johann Nep. Frh. von, Industrieller. Geb. Dallwitz, Böhmen (Dalovice, Tschechien), 21. 4. 1753; gest. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, Tschechien), 13. 11. 1821. Entstammte einer altadeligen böhm. Familie, Sohn des Gubernialrats, Leitmeritzer Kreishptm. und Gutsbesitzers Wolfgang Julius v. S. (geb. Dallwitz, 20. oder 26. 12. 1726; gest. um 1800), ab 1780 verehel. mit Marie Antonie Freifrau Zessner von Spitzenberg (geb. 27. 9. 1749; gest. 6. 6. 1820). S. nützte das Vorhandensein von hochwertigem Kaolin auf seinen ererbten Gütern Aich (Doubí) und Dallwitz sowie von Brennstoff und billigen Arbeitskräften in der Umgebung und unternahm ab 1804 auf Dallwitz Versuche zur Fabrikation von Steingut; 1805 erhielt er die Konzession für eine Fabrik, an der vermutl. 1807–15 auch sein Bruder Wenzel v. S. beteiligt war. Das in Dallwitz erzeugte Steingut, Tisch- und Kaffeegeschirr mit Dekor und in Weiß, war ein Novum in der Elbogener Gegend und konnte sich bald aufgrund seiner Qualität durchsetzen. Die Produkte gingen vorerst in die gesamte Monarchie, aber auch ins Ausland; ferner wirkte sich die Nähe des Kurorts Karlsbad günstig auf den Absatz aus. 1807 wurde S. das Landesfabriksbefugnis verliehen, in diesem Jahr zählte das Unternehmen bereits 64 Beschäftigte. Nach diesem anfängl. Aufschwung, an dem sicherl. die Person des Dir. Benedikt Hasslacher wesentl. mitbeteiligt war, setzte bald ein allmähl. Produktions- und Exportrückgang ein, der wohl auch mit dem Abgang Hasslachers 1814 in Zusammenhang stand. Nach S.s Tod – für sein industrielles sowie sein karitatives Wirken war ihm 1820 (mit Entschließung von 1819) der Frh.Titel verliehen worden – wurde die Fabrik 1822 von seinem Sohn Wolfgang Julius Frh. v. S. (geb. 5. 9. 1783) übernommen. Trotz der Erweiterung auf Porzellanerzeugung, für die dieser 1830 die Erlaubnis erhalten hatte, konnte auch er den wirtschaftl. Niedergang nicht aufhalten, sodaß er bereits 1832 Herrschaft und Fabrik an Wilhelm Wenzel Lorenz verkaufte. Unter dessen Leitung erlebte das Unternehmen, in dem nun vorwiegend Massenware produziert wurde, wieder einen langsamen Aufschwung.

L.: Egerländer Biograf. Lex.; Großind. Österr. I, Bd. 2, S. 87, 95; Slokar, S. 549; Wurzbach; O. Weber, Die Entstehung der Porzellan- und Steingut-Ind. in Böhmen (= Beitrr. zur Geschichte der dt. Ind. in Böhmen 3), 1894, s. Reg.; H. Meyer, Böhm. Porzellan und Steingut, 1927, s. Reg.; G. Otruba – R. Kropf, in: Bohemia 12, 1971, S. 121f.; Die Karlsbader Landschaft, (hrsg. von O. Zerlik u. a.), 1974, S. 607, 678, 680, 682; Portheim-Kat. (bes. für Wolfgang Julius v. S.); AVA Wien.
(J. Brabencová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 43f.
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