Schönbichler, Karl (1846-1915), Baumeister und Architekt

Schönbichler Karl, Baumeister und Architekt. Geb. Ybbs (Ybbs a. d. Donau, NÖ), 24. 9. 1846; gest. Wien, 27. 11. 1915. Sohn des Seifensieders Emanuel S., Bruder von Johann Bapt. S. (s. d.), Onkel des Vorigen. Nach dem Besuch der Unterrealschule in Waidhofen a. d. Ybbs und dem Stud. von Wasser- und Landbau 1863/64 (als Gasthörer) am Polytechn. Inst. in Wien wandte sich S., zunächst als Bauzeichner, dem Baugewerbe zu. In der Folge erwarb sich S. große Verdienste beim Wiederaufbau von Ybbs nach dem Stadtbrand von 1868. So plante er 1880 in Anlehnung an das Wr. Vorbild eine Ringstraße, von Alleebäumen gesäumt, mit zehn monumentalen Wohnbauten. Davon wurden allerdings nur drei großzügig geplante Wohnbauten ausgeführt, ebenso sind noch Ansätze des geplanten Schillerplatzes und ein kleiner Park von diesem Projekt erhalten. Auch weiterhin galt sein bes. Interesse der Erneuerung und Verschönerung von Ybbs; so legte er 1901 eine Denkschrift für ein weiteres Stadterweiterungsprojekt (Aufschließung des Gottsackerfeldes im Westen der Stadt) vor, das von seinem Nachfolger als Stadtbaumeister, Leo Christophory, wieder aufgenommen wurde. Auch für den Bau einer Donaubrücke bei Ybbs setzte er sich vehement ein; zur Erleichterung des Personenverkehrs organisierte er ein Schiff mit Dampfantrieb, das die Zillenschiffahrt ablöste und bis zur Errichtung der Rollfähre in Betrieb war. Desgleichen trat er vehement für den Bau der Eisenbahnlinie im Ispertal ein. S. errichtete aber auch in zahlreichen anderen Orten in NÖ private und öff. Gebäude, so in Amstetten und Waidhofen a. d. Ybbs. In St. Pölten wirkte er am Bau der Schillerschule (1874/75, 1945 zerstört) mit, 1874–76 errichtete er nach Plänen von Ferdinand Zandra das Landeslehrerseminar (Lehrerbildungsanstalt) und 1894/95 (gem. mit Franz Schulz und Richard Frauenfeld) das im Pavillonsystem von Eugen Sehnal geplante K. Franz Josef-Krankenhaus. In Wien V. erbaute er 1878 ein Zinshaus in historist. Stil, in dem er später seine Baufa. unterbrachte. S. war ab 1877 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., bekleidete auch öff. Funktionen, u. a. war er in Ybbs in der Gmd.Vertretung, vertrat 1895–98 den 5. Wr. Gmd.Bez. als liberaler Abg. im Wr. Gmd.Rat und gehörte vielen gemeinnützigen und humanitären Ver. an.

W.: Warmbadeanstalt, 1886/87 (gem. mit Franz Schulz, St. Pölten); Schulbauten in NÖ; usw. – Publ.: Eisenbahn Neumarkt–Ybbs–Persenbeug. Donaubrücke Grein oder Ybbs?, 1906.
L.: Fremden-Bl., NWT, Wr. Ztg., 1. 12. (alle Abendausg.), Ybbser Ztg., 5. 12., St. Pöltner Dt. Volks-Ztg., St. Pöltner Ztg. (Beilage), 9. 12. 1915; Der Gmd.Rath der Reichshaupt & Residenzstadt Wien, (1896), S. 127 (mit Bild); Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 67, 1915, S. 712; A. Hermann, Geschichte der Stadt St. Pölten 2, 1930, s. Reg.; H. Stöhr, in: Allg. öff. Krankenhaus der Stadt St. Pölten … 1895–1935, (1935), S. 15; O. Knauer, in: Hdb. der Stadt Wien 77, 1962; M. Sturm, in: 100 Jahre Bundes-Gymn. und Realgymn. in St. Pölten. FS und 79. Jahresber. 1961/62/63, o. J., S. 50; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. von G. Hajós, E. Vancsa und U. Steiner (= Österr. Kunsttopographie 44), (1980), S. 513; W. Kitlitschka, Historismus & Jugendstil in NÖ, (1984), S. 31; C. Caravias, Ybbs a. d. Donau. Biographie einer Stadt, 1991, s. Reg.; Bauamt Stadtgmd. Ybbs a. d. Donau und Kulturverwaltung der Stadt St. Pölten, Diözesanarchiv St. Pölten, alle NÖ; WStLA, Archiv der Techn. Univ., beide Wien; Pfarramt St. Josef, Wien V.
(Ch. Gruber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 55f.
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