Schönecker, Dionys (1888-1938), Fußballer und Sportfunktionär

Schönecker Dionys, Fußballfunktionär. Geb. Wien, 20. 4. 1888; gest. ebenda, 14. 9. 1938. Sohn eines Fabriksarbeiters, Bruder von Eduard S. (s. u.). S., der eine Schriftsetzerlehre absolv. hatte und in der Papierfabrik Steyrermühl (OÖ) arbeitete, trat 1906 der Fußballsektion des Sportklubs Rapid bei, wo er zunächst in der Reservemannschaft und ab 1907 in der Ersten Mannschaft als rechter Flügelstürmer spielte. Als der Ver. 1910 in eine sportl. und finanzielle Krise geriet, beendete S. seine aktive Laufbahn und wurde, erst 23jährig, Sektionsleiter. S. formte eine Mannschaft mit Spielern aus Reserve und Jugend und gewann mit dieser stark verjüngten Truppe in der Saison 1911/12 die erstmals ausgetragene nö. Fußball-Meisterschaft, einen Vorläufer der österr. Meisterschaft. Da Rapid zu dieser Zeit über keine eigene Spielstätte verfügte, wurde auf S.s Initiative hin kurz darauf mit dem Bau eines eigenen Sportplatzes in Wien-Hütteldorf, der sog. „Pfarrwiese“, begonnen. 1915 wurde S. zum Landsturm eingezogen und war von 1917–20 als techn. Gehilfe am Militärgeograph. Inst. tätig. Im Ver. baute er seine Position, die er bis zu seinem Tod innehatte, sukzessive aus, sodaß er bald zur bestimmenden Persönlichkeit und später auch zur Symbolfigur seines Klubs wurde. Unter seiner Leitung war Rapid einer der bestgeführten und erfolgreichsten österr. Fußballver. und gewann zwischen 1912 und 1938 zwölfmal die – von Wr. Ver. ausgetragene – Meisterschaft, dreimal den Wr. Pokal (1919, 1920, 1927) und auf internationaler Ebene 1930 den Mitropacup. S. schenkte sein Augenmerk v. a. der Nachwuchsförderung und setzte immer wieder junge Spieler in der Ersten Mannschaft ein, was ihm auch die Überwindung der „Rapid-Krise“ Mitte der 20er Jahre ermöglichte. Auf Verbandsebene gehörte er mehrmals (v. a. 1913) einem Dreierkomitee zur Unterstützung des Verbandskapitäns H. Meisl (s. d.) an, beschränkte sich sonst aber vorwiegend auf die Wahrung der eigenen Klubinteressen. Kurz vor seinem Tod war er sowohl für die Leitung des Sportbetriebs im Wr. Stadion als auch für das Amt eines Wr. Sportjugendreferenten vorgesehen. Sein Bruder Ing. Eduard S. (geb. 21. 1. 1885; gest. 6. 4. 1963) gehörte ebenfalls dem Sportklub Rapid, danach dem WAC und dem WAF an und spielte 1904 einmal in der Fußball-Nationalmannschaft. Daneben war er als Sprinter erfolgreich und hielt österr. Rekorde über 100 (1905) und 200 Meter (1903, 1908) sowie über 100 Yards (1907). Als Baumeister bzw. Beamter der Gmd. Wien machte er sich um die Errichtung der „Pfarrwiese“, deren 1921 erfolgten Ausbau und im selben Jahr um den Bau des Stadions „Hohe Warte“ in Wien, damals eines der größten Sportstadien des Kontinents, verdient.

L.: N. Fr. Pr., Sport-Tagbl. (mit Bild), Wr. Neueste Nachrichten, 15. 9. 1938; W. Schmieger, Der Fußball in Österr., 1925, S. 130, 166, 205, 209; 50 Jahre Sportklub „Rapid“ 1899–1949, 1949, S. 14, 33 (mit Bild); L. Schidrowitz, Geschichte des Fußballsportes in Österr., 1951, S. 60, 72; H. Fonje – H. Lang, Das ist Rapid!, 1952, S. 24, 30, 33, 105 (mit Bild); H. Lang, Rapid, 1959, S. 97ff. (mit Bild); K. H. Schwind, Geschichte aus einem Fußball-Jh., (1994), bes. S. 31 ff. (mit Bild); Mag.Abt. 61, KA, beide Wien; Mitt. Roman Horak, Wien. – Eduard S.: W. Schmieger, Der Fußball in Österr., 1925, S. 73, 76, 95, 134; A. Kaufmann, in: first vienna football club, red. von H. Lang, 1969, S. 40ff.; E. Kamper – K. Graf, Österreichs Leichtathletik in Namen und Zahlen, 1986, S. 20f.; J. Huber, 100 Jahre Fußball – 90 Jahre Österr. Fußball-Bund, hrsg. von J. Kunz, (1993), S. 153; Archiv der Techn. Univ. Wien, Wien; Mitt. Erich Kamper, Graz, Stmk.
(Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 64f.
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