Schönfeld, Louise; geb. Krauth (1826-1903), Schauspielerin

Schönfeld Louise, geb. Krauth, Schauspielerin. Geb. Karlsruhe, Baden (Deutschland), 19. 9. 1826; gest. Tulln (NÖ), 16. 5. 1903. Ab 1847 Gattin von Karl S. (s. u.); evang. AB. S. wirkte ab 1843 durch fast drei Jahrzehnte am Großherzogl. Hoftheater in Karlsruhe, wo sie im Rollenfach der jugendl. Liebhaberin bes. im klass. Repertoire, etwa als Goethes Klärchen und Gretchen, als Amalia in Schillers „Die Räuber“, Thekla im „Wallenstein“, als Käthchen von Heilbronn, aber auch als Abigail (Augustin-Eugène Scribe, „Das Glas Wasser“) zum Publikumsliebling wurde, in späteren Jahren jedoch, etwa unter der Dion. Eduard Devrients (ab 1852), häufiger in Lustspielen auftrat. 1867 gastierte sie als Hgn. v. Marlborough („Das Glas Wasser“) am Hofburgtheater in Wien, kehrte jedoch, da vorerst kein Engagement zustande kam, wieder nach Karlsruhe zurück. 1872 wurde sie von H. Laube (s. d.) an das Stadttheater in Wien geholt, wo sie sich dem Publikum in einer Mutterrolle (Christiane in Gustav zu Putlitz’ „Die böse Stiefmutter“) vorstellte und bald zu den gefragtesten Ensemblemitgl. gehörte. Eine ihrer erfolgreichsten Rollen war die Frau Tjälde in Björnstjerne Björnsons „Ein Fallissement“. 1880 wurde S. ans Burgtheater engagiert (1883 Hofschauspielerin), wo sie, die Frauen aller Stände überzeugend darstellen konnte, den Großtl. des Repertoires von Amalie Haizinger (s. d.) übernahm und als Bärbel in Charlotte Birch-Pfeiffers „Dorf und Stadt“ debüt. Eine ihrer letzten Rollen war die Mutter Bolana in Adolf Wilbrandts „Der Meister von Palmyra“. 1896 zog sich S. von der Bühne zurück. Auch ihr Mann, der Schauspieler und Regisseur Karl S. (geb. Augsburg, Bayern/Deutschland, 15. 12. 1819; gest. Wien, 6. 10. 1885), evang. AB, Sohn eines Schauspielerehepaars, war langjähriges Ensemblemitgl. des Hoftheaters in Karlsruhe (ab 1845) und wurde gem. mit seiner Frau 1872 von Laube an das Wr. Stadttheater engagiert, wo er vorerst hauptsächl. in Väterrollen auftrat, ab 1873 jedoch in erster Linie Regie führte. Er genoß Laubes Vertrauen und Freundschaft, sodaß ihn dieser kurzzeitig auch als Vertretung einsetzte. Allseits beliebt und geachtet, konnte S. mitunter auch bei Zwistigkeiten mit dem Ensemble ausgleichend wirken. 1879/80 war er – zwischen Laubes zweiter und dritter Dion.Tätigkeit – Mitgl. des Regiekollegiums, das die Theatergeschäfte führte. 1880 zog er sich von der Bühne zurück. Beider Sohn, Franz Julius S. (geb. Karlsruhe, 6. 11. 1851; gest. Berlin, Deutschland, 11. 6. 1932), ursprüngl. Bankangestellter in Wien, ging, von Laube als Schauspieler entdeckt, gleichfalls zur Bühne und war zunächst in Heldenund Liebhaberrollen, dann hauptsächl. als Bonvivant, aber auch als Regisseur an verschiedenen Theatern Deutschlands, zuletzt in Berlin und Gotha, engagiert.

L.: N. Fr. Pr., 18. (Abendausg.) und 19., Neues Wr. Journal, 18., NWT, 19. 5. 1903; Alth, Burgtheater, Reg.Bd., S. 303; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; H. Laube, Das Wr. Stadttheater, 1875, s. Reg.; R. Tyrolt, Chronik des Wr. Stadttheaters 1872–84, 1889, s. Reg.; Beitrr. zur Geschichte des Karlsruher Hoftheaters unter E. Devrient, hrsg. von E. Killian, 1893, S. 13, 15f. (Karl S.: S. 12, 15); Neuer Theater-Almanach 15, 1904, S. 149f. (mit Bild); Die Theater Wiens 2, 2/2, 1906, s. Reg. (mit Bild); H. R. Schiferer, Die Geschichte des Wr. Stadttheaters 1872–84, phil. Diss. Wien, 1966, bes. S. 85, 103, 214, 221f., 273, 293; Evang. Pfarramt, St. Pölten, NÖ. – Karl S.: N. Fr. Pr., 7. (Abendausg.) und 10. 10. 1885; Almanach der Genossenschaft Dt. Bühnen-Angehöriger 15, 1887, S. 82f.; Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; R. Tyrolt, Chronik des Wr. Stadttheaters 1872–84, 1889, s. Reg.; H. R. Schiferer, Die Geschichte des Wr. Stadttheaters 1872–84, phil. Diss. Wien, 1966, bes. S. 5, 100, 214, 257ff., 281. – Franz Julius S.: Dt. Bühnen-Jb. 44, 1933, S. 113 (mit Bild); Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; Evang. Oberkirchenrat, Karlsruhe, Deutschland.
(A. Hofmann-Wellenhof)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 76f.
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