Schönfeldt (Schönfeld), Karl (Filipp Hilmar Adolf) Reichsgf. von (1828-1886), Offizier

Schönfeldt (Schönfeld) Karl (Filipp Hilmar Adolf) Reichsgf. von, Offizier. Geb. Wien, 18. 4. 1828; gest. Gmunden (OÖ), 15. 5. 1886. Entstammte Meißner Uradel, Sohn des Off. und Kämmerers Ludwig (Johann Heinrich) Reichsgf. v. S. (geb. Wien, 20. 3. 1791; gest. Reitenau/Stambach, Stmk., 19. 8. 1828) und der Rosalia Gfn. v. Grünne (geb. Wien, 3. 3. 1805; gest. Freiwaldau, österr. Schlesien/Jeseník, Tschechien, 20. 4. 1841), Patenkind Erzhg. Karls (s. d.), Gatte der Folgenden, Vater des Rudolf Reichsgf. v. S. (s. u.), Schwiegersohn der Amalie Haizinger (s. d.) und des Schauspielers Karl Neumann, Vetter des Maximilian Reichsgf. v. S. (s. u.). Nur wenige Monate alt, verlor er seinen Vater, wuchs im Hause des zweiten Gatten seiner Mutter, Karl Prinz v. Liechtenstein (geb. 14. 6. 1803; gest. 12. 10. 1871) auf und lebte vorerst in Graz, ab 1838 in Freiwaldau, ab 1842 in Neulengbach (NÖ) und Wien. Nach meist privater Erziehung absolv. er 1843–45 die phil. Jgg. an der Univ. Wien, betrieb dann jurid. Stud., die er nach einem Reitunfall abbrach. Schon immer dem Soldatenstand zugeneigt, trat er 1847 als Lt. in das Husarenrgt. 7 ein und wurde 1849 Oblt., 1850 Rtm. 2. Kl., im selben Jahr sowie 1852 krankheitshalber beurlaubt und trat 1853 i. R. 1848 auf dem italien. Kriegsschauplatz bei Santa Lucia erstmals im Einsatz, wurde S. von Radetzky (s. d.) zu dessen Ordonnanzoff. ernannt und dem operierenden Hauptquartier zugeteilt. Nach der Einnahme Mailands brachte er Radetzkys Manifest nach Wien. In Italien leistete er dem FM wertvolle Kurierdienste, bes. durch die Mission zu Victor Emanuel, den S. zur Unterredung mit Radetzky geleitete. 1850 zum Husarenrgt. 1 transferiert, zwang ihn ein schon 1849 aufgetretenes Leiden schließl. 1853 zum endgültigen Rückzug aus dem Militärdienst. 1857 ehel. er die von ihm schon im Knabenalter als Künstlerin verehrte, neun Jahre ältere Burgschauspielerin Luise Neumann, deren persönl. Bekanntschaft er über deren Bruder, ebenfalls Ordonnanzoff. Radetzkys, gemacht hatte. Nach deren Abschied von der Bühne übersiedelte S. nach Graz, wo das Ehepaar bis 1869 ein gastfreundl. Haus führte, in dem Militärs, u. a. Benedek (s. d.), und Künstler verkehrten. 1869 verlor S., der ein Gut in Galizien erworben hatte, durch die Unredlichkeit des Verwalters jedoch sein Vermögen und mußte eine Stelle bei der vom Besitznachfolger M. Frh. v. Hirsch (s. d.) gegründeten AG für den Bau oriental. Eisenbahnen annehmen. In der Folge war er meist im Ausland tätig und von seiner Familie getrennt, die ab 1869 wieder in Wien, ab 1873 aus Kostengründen in Kremsmünster wohnte. 1875 setzte er sich aus gesundheitl. Gründen endgültig zur Ruhe und lebte vorerst in Wien, ab 1884 in Gmunden. I. R. zeichnete er seine eigentl. nur für die Familie bestimmten Erinnerungen auf, von denen dennoch der die Kriegsjahre 1848/49 betreffende Abschnitt im Druck erschien. Er entwirft darin ein anschauliches Bild der Ereignisse jener Epoche, v. a. aber hinterließ er damit eine wichtige Quelle für die Erfassung der Persönlichkeit Radetzkys und dessen Umgebung. Sein Sohn, Rudolf Reichsgf. v. S. (geb. Graz, Stmk., 23. 5. 1864; gest. Wien, 2. 1. 1950), stud. Jus an der Univ. Wien (ab 1882; abs. jur. 1886) und ergriff 1887 die Beamtenlaufbahn. 1907 zum Bez.Hptm. und 1910 zum Statthaltereirat ernannt, war er Amtsleiter der Bez.Hauptmannschaften Liezen (ab 1903), Mürzzuschlag (ab 1904), Leoben (ab 1906) und ab 1911 jener in Pola (Pula), wo er während des Ersten Weltkriegs auch als Festungskoär. fungierte. Ende 1917 wurde er ins Min. für soziale Fürsorge transferiert, wo er das Dep. für legislative Angelegenheiten der Kriegsbeschädigten- und Hinterbliebenenfürsorge leitete, ehe er sich bereits im Juli 1918 aus gesundheitl. Gründen als HR (Juni 1918) in den zeitl. Ruhestand versetzen ließ. Ab Mitte der 20er Jahre lebte er auf Teneriffa, von wo er erst 1948 nach Österr. zurückkehrte. Rudolf S.s Sohn Carl Reichsgf. v. S. (1898–1984) war unter dem Ps. Rudolf Hornegg zunächst als Rundfunksprecher tätig, ehe er als erster Quizmaster des Österr. Fernsehens mit der Ratesendung „Quiz 21“ (ausgestrahlt 1958–74) bekannt wurde. Der Vetter Karl S.s, Maximilian Reichsgf. v. S. (geb. Wien, 5. 12. 1833; gest. Maria-Theresiopel/Szabadka, Kom. Bács-Bodrog, Ungarn / Subotica, Jugoslawien, 16. 11. 1901), trat 1848 nach Erziehung im elterl. Haus beim IR 27 in die österr. Armee ein, diente ab 1850 bei der Kav., fand an verschiedenen Militärschulen Verwendung und trat, seit 1886 GM, 1889 i. R. Takt. wenig begabt, machte er sich jedoch um die Hebung des Ausbildungsniveaus der von ihm geführten Einheiten verdient.

W.: Erinnerungen eines Ordonnanzoff. Radetzkys, hrsg. von K. Baron Torresani, 1904 (mit Bild und biograph. Einleitung); Erinnerungen, 2 Bde., 1879, Manuskript, Familienarchiv Schönfeldt, Wien. – Rudolf Reichsgf. v. S.: Erinnerungen, Manuskript, Familienarchiv Schönfeldt, Wien.
L.: N. Fr. Pr., 28. 2. 1904 und 18. 10. 1905; Wurzbach (s. u. Schönfeld Johann Ferdinand v.); J. A. Frh. v. Helfert, Geschichte der österr. Revolution … 1848–49, 2, 1909, S. 88ff.; W. v. Wurzbach, Kat. der Porträtlithographien J. Kriehubers (= ders., J. Kriehuber und die Wr. Ges. seiner Zeit 1), 2. Aufl. 1955, S. 342; O. Regele, FM Radetzky, (1957), s. Reg. (mit Bild); O. Stradal, Der andere Radetzky, 2. Aufl. 1982, S. 145; R. Reichsgf. v. S., Erinnerungen, Manuskript, Familienarchiv Schönfeldt, Wien; KA Wien; Mitt. Christl Schönfeldt, Wien. – Rudolf Reichsgf. v. S.: AdR, AVA, UA, alle Wien; Pfarramt St. Leonhard, Graz, Stmk.; Mitt. Christl Schönfeldt, Ch. Mentschl, beide Wien. – Carl Reichsgf. v. S.: Die Presse, 4. 1. 1984 (mit Bild); Persönlichkeiten Europas. Österr., 1975 (mit Bild). – Maximilian Reichsgf. v. S.: Vedette, 20. 11. 1901; Geschichte des k. u. k. Uhlanenrgt. Frh. v. Gagern 1854–1900, 1900, S. 120, 156, 208 (mit Bild); KA Wien.
(E. Wohlgemuth)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 79f.
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