Schönpflug, Fritz (1900-1936), Betriebswirtschafter

Schönpflug Fritz, Betriebswirtschafter. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 8. 2. 1900; gest. Berlin, Dt. Reich (Deutschland), 13. 9. 1936. Sohn von Ludwig S., dem Inhaber einer Geschäftsbücherfabrik und Großbuchbinderei. Nach Absolv. der Handelsakad. in Brünn 1918 war S. durch mehrere Jahre in einem Montankonzern, sowohl in einem Eisenwerk als auch in einem Kohlenbergbauunternehmen, beschäftigt. 1923–26 (1927 Dipl.Kaufmann) sowie – nach prakt. Tätigkeit v. a. im Bankwesen und als Wirtschaftstreuhänder – 1930–31 stud. er an der Handels-Hochschule Berlin, der späteren Wirtschafts-Hochschule (daneben auch an der Univ. sowie Techn. Hochschule Berlin) v. a. Betriebswirtschaft, Nationalökonomie, Recht, Versicherungswesen und Phil.; 1933 Dr. oec. Seine Diss. über „Das Methodenproblem in der Einzelwirtschaftslehre“ wurde unmittelbar nach ihrem Erscheinen zum Standardwerk für die Methodik der Betriebswirtschaftslehre. S. verließ jedoch Berlin, damals ein Zentrum dieses Faches, und inskribierte ab 1934 drei Semester an der Univ. Bern. Aufgrund seiner Habil.-Schrift, in der er sich weiterhin mit Gegenstand und Methode der Betriebswirtschaftslehre auseinandersetzte, wurde ihm 1936 die Lehrbefugnis für „spezielle Betriebswirtschaftslehre, insbes. des Bank- und Versicherungsgewerbes“ verliehen, eine gegenüber seinem ursprüngl. Antrag von 1935 stark eingeschränkte Venia. Wegen der lebensgefährl. Erkrankung seiner Frau ließ sich S. aber noch 1936 von der Univ. Bern beurlauben, im selben Jahr verstarb auch er selbst unter trag. Umständen. S. – Schüler von Heinrich Nicklisch in Berlin und Hans Töndury in Bern – war der Methodologe der ersten Generation von Vertretern der Betriebswirtschaftslehre, die sich intensiv mit dem Erkenntnisobjekt des Faches auseinandersetzte, um daraus dessen Arbeitsgebiet abzuleiten und tw. auch zu einem Gesamtsystem des Faches zu gelangen. Durch seinen Abgang nach Bern hatte S. eine aussichtsreiche Karriere in Deutschland aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen abgebrochen.

W.: Das Methodenproblem in der Einzelwirtschaftslehre. Eine dogmenkrit. Untersuchung (= Die Bücher: Organisation 16), 1933, 2. Aufl.: Betriebswirtschaftslehre. Methoden und Hauptströmungen, hrsg. und erweitert von H. Seischab, 1954 (mit Werksverzeichnis); Das Problem einer wiss. Einzelwirtschaftslehre in hist. Betrachtung, in: Die Betriebswirtschaft 26, 1933; Die bankbetriebl. Abt.Kalkulation, in: Zahlungsverkehr und Bankbetrieb 15, 1933, selbständig: Die Abt.Kalkulation in Bankbetrieben, 1934; Untersuchungen über den Erkenntnisgegenstand der allg. und theoret. Betriebswirtschaftslehre als Lehre von den wirtschaftl. Gebilden, 1936 (Habil.Schrift); Beitrr. (häufig zur Bankbetriebslehre) in Ztg. und Z., u. a. Z. für die gesamte Versicherungs-Wiss., Wirtschaftl. Berufsbildung, Der prakt. Betriebswirt, Annalen der Betriebswirtschaft usw.
L.: (K.) Schmaltz, in: Die Betriebswirtschaft 29, 1936, S. 271; Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, 3. Aufl., hrsg. von H. Seischab und K. Schwantag, bes. Bd. 3, 1960; Die Doz. der bern. Hochschule, red. von P. Scandola (= Hochschulgeschichte Berns 1528–1984, Erg.Bd.), (1984), S. 80; Archiv der Humboldt-Univ., Berlin, Deutschland; Staatsarchiv des Kantons Bern, Bern, Schweiz; Mitt. Herbert Jacob, Berlin, Deutschland, und UA Bern, Schweiz.
(K. Vodrazka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 93
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