Schöpf, P. Johann Bapt. (Franz Sales) (1824-1863), Mundartforscher und Komponist

Schöpf P. Johann Bapt. (Franz Sales), OFM, Mundartkundler und Komponist. Geb. Seefeld (Seefeld i. Tirol, Tirol), 29. 1. 1824; gest. Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, Italien), 20. 2. 1863. Sohn des Lehrers Alois S. (s. u.), Cousin von Bertrand S. (s. d.) sowie des Vorigen. Trat nach Gymn.Besuch in Innsbruck, Hall und Roveredo (Rovereto) 1842 in den Franziskanerorden ein; 1845 Ablegung der feierl. Gelübde, 1847 Priesterweihe. Ab 1849 unterrichtete er am neuerrichteten Obergymn. in Bozen (Italien., Dt., Französ., Gesang) und baute die Lehrerbibl. auf. Daneben wirkte er als Kanzelredner und Organist an der Franziskanerkirche. Von S. liegen literar. und musikal. (Auff. seines Stabat mater sind z. B. noch für 1924 bezeugt) Werke, je eine kunsthist. und eine hist. Stud. vor, darüber hinaus war er an manchen Arbeiten des Heimat-, Sagen- und Sprachforschers Ignaz Vinzenz v. Zingerle beteiligt. Sein Hauptinteresse galt jedoch der Linguistik. Angeregt durch Wörterbücher der Gebrüder Grimm und Andreas Schmellers arbeitete er an der Hrsg. eines tirol. Idiotikons, dessen Drucklegung er allerdings nur bis zum Buchstaben „u“ selbst betreuen konnte. Dem Wörterbuch voraus gingen umfangreiche Stud. in der Ms. „Die deutschen Mundarten“, die 1859 bis zum Buchstaben „l“ gediehen waren. S. dürfte parallel dazu immer auch an die Möglichkeit einer geschlossenen Publ. seiner Ergebnisse gedacht haben, wobei sein Bestreben dahin ging, nicht nur eine möglichst umfassende Dokumentation des Ist-Zustandes der Tiroler Dialekte, sondern zugleich sprachgeschichtl. Erklärungen und Herleitungen zu bieten, weswegen er auch mittelalterl. Hss. in seine Untersuchungen mit einbezog. Sein Idiotikon, hrsg. auf Veranlassung und durch Unterstützung des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum und von Anton J. Hofer fertiggestellt, ist wegen seiner Reichhaltigkeit und Zuverlässigkeit bis heute nicht überholt. S.s Vater, Alois S. (geb. Oberhofen/Oberhofen i. Inntal, Tirol, 3. 3. 1796; gest. Neumarkt, Tirol / Egna/Neumarkt, Italien, 21. 11. 1865), war nach der Lehramtsprüfung (1813) Lehrer in Seefeld, ab 1830 Lehrer und Organist in Zams, ab 1839 in Neumarkt. Für sein vorbildl. Wirken wurde er 1865 mit dem Silbernen Verdienstkreuz mit der Krone ausgez. Er lieferte seinem Sohn auch Material für dessen Idiotikon.

W.: Ueber die dt. Volksmundart in Tirol mit Rücksicht auf das Mittelhochdt. und die gegenwärtige Schriftsprache, in: 3. Programm des k. k. Gymn. zu Bozen … 1852/53, (1853); Ueberblick der sprachl. elemente (sic!) in Tirol, in: Die dt. Mundarten 2, 1855; Zur Lautlehre des Oberdt. in der baier.-österr. Volksmundart von Tirol, ebenda, 3, 1856; Lieder, Sprüche und Reime aus dem tirol. Etschlande, ebenda, 3, 1856; Nachträge aus Tirol zu Schmeller’s baier. Wörterbuche, ebenda, 4–6, 1857–59; Aus einer Hs. vom 15. Jh., in: 7. Programm des k. k. Gymn. zu Bozen … 1856/57, 1857; Die Kirche und das Kloster der Franziskaner zu Bozen, in: Bozner Ztg., 2.–13. 10. 1858, selbständig, o. J., und in: Der Kirchenfreund 2, 1867; Johannes Nasus, Franziskaner und Weihbischof von Brixen (1534–90), in: 10. Programm des k. k. Gymn. zu Bozen … 1859/60, 1860, selbständig, 1860; Nachtrag zu Johannes Nasus …, in: 11. Programm des k. k. Gymn. zu Bozen … 1860/61, 1861; Tirol. Idiotikon, vollendet von A. J. Hofer, 1866, Nachdruck 1982; Ged. und Erz. in Ztg.; usw. – Musikal. W.: 3 Marienlieder, 1853 (gedruckt); Messen; Litaneien; Motetten; Stabat mater; Tantum ergo; Tod Jesu (Oratorium); geistl. Lieder.
L.: Bothe für Tirol und Vbg., 23. und 25. 2. 1863; Bayer. Ztg., 5. 3. 1863 (Morgenbl.); Innsbrucker Nachrichten, 31. 1. 1924; Dolomiten, 20. 2. 1963 (mit Bild); Oesterr. Ws. für Wiss., Kunst und öff. Leben 1863, S. 314f. (mit Korrekturen auch in: J. Bapt. S., Tirol. Idiotikon, s. oben, S. VIIff.); Wurzbach (auch für Alois S.); 13. Programm des k. k. Gymn. zu Bozen … 1862/63, 1863, S. 55f.; F. S. Weber, in: Der Schlern 5, 1924, S. 33ff. (mit Bild; auch für Alois S.); P. Ä. Födinger, in: Spiritus et Vita Fratrum Minorum 17, 1937, S. 5f.; F. Fussenegger, in: Mitt. aus der Tiroler Franziskanerprovinz … 96, 1963, S. 7ff.; C. Dabringer, in: Mitt. aus der Bozner Franziskanerprovinz … 43, 1965, S. 78ff.; H. Herrmann-Schneider, Die Musikhss. des Dominikanerinnenklosters Lienz im Tiroler Landesmus. Ferdinandeum. Themat. Kat., 1984, s. Reg.; W. Hoffmann, P. P. Singer OFM 1810–82 (= Musikwiss. Schriften 24), (1990), S. 347f.; 200 Jahre Franziskanergymn. Bozen 1781–1981, o. J., S. 231f.; Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck, Tirol; Mitt. Nikolaus Grass, Innsbruck, P. Florentin Nothegger (†), Hall i. Tirol, beide Tirol.
(E. Hastaba)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 101f.
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