Schöpfer, Heinrich (1821-1899), Zeichner und Offizier

Schöpfer Heinrich, Zeichner und Offizier. Geb. Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, Italien), 29. 7. 1821; gest. ebenda, 16. 10. 1899. Sohn eines Juristen, Bruder des Vorigen und der Historienmalerin von Larcher-Eyssegg. Nach der Gymn.Zeit in Innsbruck absolv. er ab 1837 die k. k. Ing.-Akad. und wurde 1842 als Unterlt. 2. Kl. ausgemustert, 1847 Unterlt. 1. Kl., 1848 Oblt., 1850 Hptm. 2. Kl., 1852 Hptm. 1. Kl. S. nahm 1848 und 1849 an den Feldzügen in Italien teil, so an den Schlachten bei Mortara und Novara (bes. am Kampf um Casa Visconti). Dabei wurde er schwer verwundet, sodaß er fortan für den Liniendienst untaugl. war. Obwohl ihn sein hervorragendes Talent zur freien Handzeichnung, v. a. zur Situationszeichnung, zum Zeichenlehrer an einer militär. Bildungsanstalt geeignet erscheinen ließ und auch zu einer vorübergehenden Verwendung am Marine-Kollegium in Triest (Trieste) (1851) führte, wurde er doch 1854 pensioniert. S. ging danach zwei Jahre nach Rom, wo er sich vorerst mit Modellieren befaßte, sich aber in der Folge dem Zeichnen zuwandte. Er unternahm einige Stud.Reisen und besuchte öfters Münchner Kunstausst. 1863 war er Mitbegründer eines Mus.Ver. in Bozen, 1890 wurde er Mitgl., im Ver.Jahr 1896 Ehrenmitgl. des Ferdinandeums in Innsbruck, das 1895 eine Ausst. für ihn veranstaltete. S., der bereits während seiner Schulzeit reges Interesse für Zeichnen gezeigt hatte, arbeitete ohne Modell. In seinen Werken, mit denen er 1870 erstmals an die Öffentlichkeit trat, zeigte er sich beeinflußt von Bonaventura Genelli und Moritz v. Schwind, mit dem er ebenso wie mit Hans Canon und J. v. Führich (s. d.) befreundet war. Seine Arbeiten (Bleistift-, Rötelzeichnungen u. a.) zeigen religiöse, hist. und mytholog.-satir. Inhalte. Eine große Anzahl seiner Kartons widmete S. dem Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, das durch weiteren Ankauf seiner Werke eine umfassende Smlg. seines Œuvres aufweist.

W.: Die Danaiden; Die letzten Tage von Pompeji; Ariadne und Bacchus; Die Giganten, Christus erstürmt die Vorhölle (beide Relief); Der Künstler und seine Muse, A. Hofer in der Schupfen, Das Urteil des Paris (alle Bleistift, alle Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); usw. – Ritterromanze, 1845 (Hs. mit Federzeichnungen, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck). – Publ.: Anleitung zum Selbst-Unterricht in den Anfangsgründen des Figuren-Zeichnens auf Grundlage des geometr. Gliedermanns, 3 Tle., o. J.
L.: Allg. Ztg. (Augsburg), 4. 7. 1871 (Beilage); Neue Tiroler Stimmen und Bote für Tirol und Vbg., 2. 10. 1895; Innsbrucker Nachrichten, 2. 10. 1895 und 18. 10. 1899; Fremden-Bl., 10. 7. 1902; Bénézit; Fuchs, Erg.Bd.; Gatti 1, S. 796; Renner, Nachlässe; Thieme–Becker; Wurzbach; L. Auspitz, Das IR Frh. v. Hess n. 49, 1889, S. 282, 289, 294; A. Pichler, Kreuz und quer, 1896, S. 192ff.; Z. des Ferdinandeums für Tirol und Vbg., F. 3, 44, 1900, S. Vf.; KA Wien; Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck, Tirol; Mitt. Ellen Hastaba, Innsbruck, Tirol.
(Ch. Gruber – E. Wohlgemuth)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 108
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