Scholz, Adolf (1867-1946), Politiker und Unternehmer

Scholz Adolf, Politiker und Unternehmer. Geb. Altliebe, Mähren (Stará Libavá, Tschechien), 8. 3. 1867; gest. ebenda, 18. 5. 1946. Sohn eines Erbrichters und Gmd.Vorstehers. Nach dem Besuch der Gymn. in Kremsier (Kroměříž) und Olmütz (Olomouc) und der Ableistung des Militärdienstes, in dessen Rahmen er u. a. ein Hengstendepot leitete, übernahm er 1896 das väterl. Erbgericht in Altliebe und errichtete 1897 gem. mit zwei Teilhabern die „1. Mähr. mechan. Flachszubereitungsanstalt, Scholz-Mader-Berger“ in Altliebe. Nach Verkauf seines Anteils (um 1908) gründete er das Ziegelwerk Scholz & Co., dessen Geschäftsführer er bis 1945 blieb. S. engagierte sich schon frühzeitig im öff. Leben seiner Heimatstadt (u. a. als Kassier bei der Raiffeisenkasse und als Feuerwehrkmdt.) und fungierte 1903–38 als Gmd.Vorsteher bzw. Bgm. Nach dem Ersten Weltkrieg war S. Gründungsmitgl. des Bundes der Landwirte (BdL), der polit. Vertretung der sudetendt. Bauern in der Tschechoslowakei, die er 1925–35 als Senator – er war einer der wenigen sudetendt. Repräsentanten mit guten tschech. Sprachkenntnissen – im tschechoslowak. Parlament vertrat. 1927/28 organisierte S. erfolgreiche Bauerndemonstrationen, die sich gegen zu hohe Steuerbescheide richteten. Innerparteil. gehörte er zu den „Aktivisten“, die die Regierungsbeteiligung des BdL (1926–38) unterstützten. Nach dem Aufgehen des BdL in der Sudetendt. Partei, 1938, verließ S. Partei und Politik. Als Gegner des Nationalsozialismus war er in der Folge starken Anfeindungen ausgesetzt. 1945 übergab er Altliebe der Sowjet. Armee. S. wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die v. a. von der zwangsweisen Aussiedlung der Sudetendt. geprägt war, häufig als Dolmetscher und Vermittler eingesetzt.

W.: zahlreiche Beitrr. in Periodika des BdL (Landruf, Landpost, Dorfbote).
L.: M. O. Balling, Von Reval bis Bukarest. Statist.-Biograph. Hdb. der Parlamentarier der dt. Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–45, 1–2, 1991, s. Reg.; Index k těsnopiseckým zprávam o schůzích Senátu Národního Shromáždění Republicky Československé, 1930 und 1935; Mitt. Heimatortskartei für Sudetendt., Regensburg, und Smlg. Balling, Inst. für Zeitgeschichte, München, beide Deutschland.
(M. O. Balling)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 124
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