Schosberger de Tornya, Sigmund (Zsigmond) Frh. (1827-1900), Großhändler und Großgrundbesitzer

Schosberger de Tornya Sigmund (Zsigmond) Frh., Großhändler und Großgrundbesitzer. Geb. Pest (Budapest, Ungarn), 8. 10. 1827 (oder 1826); gest. Budapest, 5. 10. 1900. Sohn des Folgenden, Bruder von Heinrich S. (s. u.); mos. 1851 trat S., 1856 sein Bruder, in die Fa. des Vaters, „S. W. Schosberger“, ein. Das Unternehmen war im Tabakexport, bes. nach Italien und Frankreich, führend, wandte sich aber auch dem Getreideund Produktenhandel zu (Beteiligung an Heereslieferungen). 1880 trennten sich die Brüder, von denen nun jeder eine eigene Großhandlungsfa. besaß, und teilten auch den vom Vater geerbten Großgrundbesitz. S. beteiligte sich in der Zuckerind. und wandte sich immer mehr Geldgeschäften nach Art einer Handelsbank zu. Er war deshalb auch u. a. Dion. Mitgl. der Pester Ung. Commerzial-Bank und an der Ung. Karpathen-Mineralöl-Ges. sowie an Eisenbahnges. beteiligt. Als Vizepräs. der Handelskammer und Präs. des Pester Großhandlungsgremiums vertrat S. Standesinteressen. 1890 Frh., war er als erster jüd. Baron Mitgl. des Magnatenhauses. Auf seinen Gütern in den Kom. Pest, Tolna und Békés entstanden Musterwirtschaften. Im Frühjahr 1900 erlitt S.s Sohn Ferdinand (Nándor) S. (1855–1904), öff. Gesellschafter der Fa. „S. Schosberger und Söhne“, infolge verfehlter Börsenspekulationen mit Effekten, wie Staatsbahnaktien, schwere Verluste, die Stützungskäufe der Oesterr. Credit-Anstalt und der Boden-Kreditanstalt an der Wr. und der Budapester Börse notwendig machten. Ferdinand mußte in der Folge aus der Fa. ausscheiden, sein Bruder Victor (geb. Budapest, 6. 11. 1867) erhielt die Prokura, und S. übernahm die Sanierung des Schadens. 1906 wurde das Handelshaus liquidiert. S.s Bruder, Heinrich (Henrik Lajos) S. (geb. 26. 3. 1833; gest. Budapest, 7. 6. 1899), war Besitzer der Herrschaften Tarnaméra, Kartal und Selyp und erwarb ein großes Vermögen durch Produktengroßhandel. 1887 wurde er zum pers. Generalkonsul in Budapest ernannt. Heinrichs Sohn Rudolf (Resző) S. betätigte sich in erster Linie als Zuckerindustrieller, war aber auch im Aufsichtsrat zahlreicher Wirtschaftsunternehmen in führenden Positionen vertreten; gem. mit seinem Bruder Lajos S. wurde er 1907 in den Freiherrnstand erhoben mit der Berechtigung, sich Tornyai-Schosberger de Tornya zu nennen. Seine Schwestern heirateten z. Tl. in ung. Adelsfamilien ein. Die von Heinrich S. gegründete Fa. nutzte nach dem Ersten Weltkrieg die Börsenkonjunktur und befaßte sich mit Wechseldiskontierung und Unternehmensfinanzierung, geriet jedoch während der Weltwirtschaftskrise in ernste Zahlungsschwierigkeiten, sodaß sie ihre Zuckerfabrik in Selyp und ihre Mühle (Zsofia AG) verkaufen mußte. 1931 wurde das Vermögen der Fa. mit 6 Mio. Pengö eingeschätzt. 1936 wurde das Bankgeschäft eingestellt, es verblieb die Verwaltung der Güter.

L. (tw. auch zu den anderen Familienangehörigen): Pester Lloyd, 7. 6. 1899 (Abendausg., zu Heinrich S.), 6. (Abendausg.) und 8. 10. 1900; N. Fr. Pr., 25.–27. 7., 6. und 7. 10. 1900; Semi-Gotha 1912, 1913; Compass, 1914ff., Bd. 3, 1913ff.; J. Gerö, A királi könyvek, 1940, S. 186; Z. v. Barcsay-Amant, Adeliges Jb. 1936/43, 1969; W. O. McCagg jr., Jewish nobles and geniuses in modern Hungary, 1972, s. Reg.; B. Michel, banques et banquiers en autriche au début du 20e siècle (= cahiers de la fondation nationale des sciences politiques 199), (1976), s. Reg.; W. Bihl, in: Die Völker des Reiches (= Die Habsburgermonarchie 1848–1918, III/2), 1980, S. 918, 921; V. Bácskai, A vállalkozók előfutárai, 1989; G. Kövér, in: Österr. Z. für Geschichtswiss. 4, 1993, passim; Budapest Főváros Levéltára (Stadtarchiv), Budapest, Ungarn; HHStA, WStLA (zu Victor S.), beide Wien; Mitt. György Kővér, Budapest, Ungarn.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 147f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>