Schramm-Zittau, Rudolf (1874-1950), Maler

Schramm-Zittau Rudolf, Maler. Geb. Zittau, Sachsen (Deutschland), 1. 3. 1874; gest. Ehrwald (Tirol), 4. 6. 1950. Sohn eines Tischlers; evang. Nach einer Lehre als Maschinenschlosser begann S. 1890–93 sein Stud. an der kgl. Akad. der Bildenden Künste in Dresden bei Friedrich Preller d. J. und bei Georg Hermann Freye. 1894 hielt er sich bei Viktor Weißhaupt im Dachauer Moos auf, wo seine Hinwendung zur Freilichtmalerei erfolgte. Im selben Jahr lernte er bei dem Tiermaler Heinrich v. Zügel an der Akad. in Karlsruhe, 1895 folgte er diesem nach München an die dortige Akad.; in dieser Zeit widmete sich S. vorwiegend dem Tierstück, die Modelle für seine Werke fand er v. a. auf einem Bauernhof in Wörth a. Rhein, in der Nähe von Karlsruhe, den Zügel mit seinen Schülern regelmäßig besuchte. Die Verleihung des Schack-Stipendiums ermöglichte ihm eine Reise nach Italien. Nach Abschluß seines Stud. ließ sich S. in München nieder, wo er ab 1904 ein eigenes Atelier besaß. Dort und in der Landschaft Oberbayerns fand er überwiegend die Motive zu seinen Stadt-, Landschafts-, Tier- und Genrebildern. 1930 erwarb S., selbst passionierter Waidmann, in Schanz bei Ehrwald im tirol. Außerfern eine kleine Jagdhütte, wo er sich mit seiner Frau in den folgenden vier Jahren fast ausschließl. aufhielt. 1934–45 unterrichtete S. Tierund Landschaftsmalerei an der Dresdner Kunstakad. und setzte sich sehr für die Wiedereinrichtung der Tiermalschule mit Atelier und Stallungen ein. Ein Großtl. seiner im Dresdner Rathaus ausgestellten Werke wurde während des Bombenangriffs 1945 zerstört. Die letzten Lebensjahre verbrachte S. mit seiner Frau in Ehrwald. Zahlreiche Gemälde, vorwiegend Landschaftsdarstellungen aus der dortigen Umgebung und aus Innsbruck sowie Darstellungen aus dem Tiroler Volksleben, geben davon Zeugnis. 1947 wurde er österr. Staatsbürger. Einen breiten Raum innerhalb seines Gesamtwerks nehmen v. a. Darstellungen von Federvieh aller Art ein. Sein ganzes Schaffen über galt S.s Interesse den sowohl durch Witterung als auch durch Tages- und Jahreszeit bedingten wechselnden Licht- und Farbwerten, atmosphär. Stimmungen sowie der maler. Gestaltung von Luft und Wasser. Alle seine Gemälde sind spontane Augenblicksschilderungen, die durch geschlossene, z. Tl. pastos aufgesetzte Farbgebung, einen schwungvoll geführten breiten Pinselduktus und bewußt gewählte, aber wie zufällig erscheinende Bildausschnitte gekennzeichnet sind. Während der Jahre in München organisierte er nicht nur zahlreiche Kunstausst., sondern nahm selbst an solchen im In- und Ausland teil (z. B. 1901 Internationale Kunstausst. in Venedig, wo er die goldene Medaille erhielt). Die künstler. Qualität aller seiner Tier- und Jagddarstellungen resultierte aus seiner starken Naturverbundenheit. Der überzeugte Plein-air-Maler beobachtete beim Herumstreifen im Gebirge und in den Wäldern das Wild auf das Genaueste und vermochte sich so sensibel in das Verhalten der Tiere und ihrer Lebensumstände einzufühlen und sie alsdann nicht isoliert, sondern als Einheit mit der sie umgebenden Landschaft darzustellen.

W.: Brunfthirsch; Möwen; Einfallende Gänse; Der Fischer am Bach; Hahnenkampf; Reitjagd; Der Master mit der Meute; Die wilden Schwäne; usw.
L.: Zittauer Nachrichten und Anzeiger, 25. und 27. 11. 1933 (beide Beilage); Außferner Bote, 28. 2. 1934; Tiroler Tagesztg., 7. 8. 1948, 1. 3. 1949, 1. 3. und 1. 7. 1950, 9. 2. 1993; Außerferner Nachrichten, 26. 2. 1949, 17. und 24. 6. 1950, 24. 8. 1988; Tirol aktuell (West), 7.–13. 9. 1988; Bénézit (s. S.-Z. Max Rudolf); Thieme–Becker; Vollmer; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898 (s. S. Max Rudolf); K. Mueller, R. S.-Z. 1874–1950, DA, Pädagog. Hochschule Dresden, 1991; Archiv der Hochschule für Bildende Künste, Dresden, Deutschland.
(E. Gürtler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 170f.
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