Schramm (Šram, Šrám), August(in) (Gustav, Gustl) (1907-1948), Parteifunktionär

Schramm (Šram, Šrám) August(in) (Gustav, Gustl), Parteifunktionär. Geb. Ober-Rosenthal, Böhmen (Liberec, Tschechien), 2. 3. 1907; gest. Prag (Praha, Tschechien), 27. 5. 1948 (ermordet). Sohn des August S., eines Funktionärs der Kommunist. Partei der Tschechoslowakei (KPTsch). S., ab 1927 selbst Mitgl. der KPTsch, hatte leitende Funktionen im kommunist. Jugendverband inne, als dessen Vertreter er 1931 und 1937 ins Zentralkomitee der KPTsch gewählt wurde. 1936 war er Mitbegründer und danach Vors. der Volksfrontorganisation der dt. Kommunisten in der Tschechoslowakei, „Deutscher Jugendbund“, und nach dem Münchener Abkommen 1938 Mitarbeiter des KPTsch-Komitees für Flüchtlinge und Auswanderer in Prag. Obwohl für eine leitende Funktion im Untergrund vorgesehen, emigrierte S. 1939 in die UdSSR, wo er zunächst einen Bewährungseinsatz im Traktorenwerk von Stalingrad (Wolgograd) absolv. Nach Besuch der Lenin-Schule der Kommunist. Internationale trat er in die Rote Armee ein, wo er bis zum Rang eines Mjr. aufstieg. Ab 1944 war S. als tschechoslowak. Vertreter beim Stab der Partisanenbewegung der 1. Ukrain. Front in Kiew für die auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei agierenden Partisanengruppen zuständig. 1945 kehrte S. nach Prag zurück, leitete ab 1946 die Partisanen- und Untergrundabt. des Zentralkomitees der KPTsch und war überdies ein wichtiger Mitarbeiter des sowjet. Nachrichtendienstes. Daneben fungierte er als Sekretär des Svaz národní revoluce (Bund für nationale Revolution) und als Vorstandsmitgl. des von ihm mitbegründeten Svaz českých partyzánů (Bund tschech. Partisanen). S. wurde Opfer eines mysteriösen Attentats, für das drei Exiltschechen zum Tode verurteilt wurden. Verschiedentl. wird sein Name mit dem plötzl. Tod des tschechoslowak. Außenmin. Jan Masaryk (1948) in Zusammenhang gebracht.

L.: Hdb. der Emigration 1; Příruční slovník k dějinám KSČ, 1963; H. Slapnicka, in: Hdb. der Geschichte der böhm. Länder 4, hrsg. von K. Bosl, 1970, S. 138, 140; K. Kaplan, Der kurze Marsch. Kommunist. Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1945–48 (= Veröff. des Collegium Carolinum 33), 1981, S. 222; ders., Die polit. Prozesse in der Tschechoslowakei 1948–54 (= ebenda, 48), 1986, S. 110f.; V. Hejl, Zpráva o organizovaném násilí, 1990, s. Reg.; I. Sviták, Veliký skluz, 1990.
(J. Foitzik)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 168
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>