Schrattenbach, Vinzenz Joseph Fürst von (1744-1816), Bischof

Schrattenbach Vinzenz Joseph Fürst von, Bischof. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 18. 6. 1744; gest. ebenda, 25. 5. 1816. Sohn des LHptm. von Mähren Franz Anton Gf. v. S. (1712–83), Neffe des Fürsterzbischofs von Sbg. Siegmund Christoph Gf. v. S. (1698–1771). S. trat 1751 in das Wr. Collegium Theresianum ein, 1760 hielt er in Salzburg (das Stud. ist nicht nachweisbar) eine öff. Disputation. Von seinem Onkel gefördert, wurde er 1762 (als siebenter aus der Familie der S.) Domherr in Salzburg; 1768 Priesterweihe. 1777 wurde S. unter Beibehaltung seines Kanonikats von Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo zum Bischof des Salzburger Eigenbistums Lavant ernannt, mit dem der Reichsfürstentitel verbunden war. Da die Einkünfte seines Bistums nur gering waren, erhielt S. im Laufe der Zeit noch mehrere Pfründen, u. a. das Generalvikariat über Ober- und Unterkärnten und 1781 die Propstei Maria Saal. Nach dem Tod seines Vaters erbte S. überdies den gesamten mähr. und steir. Besitz der Familie. In seine (erste) Lavanter Amtszeit fällt die Diözesanregulierung durch K. Joseph II. (dessen Kirchenpolitik S. nach anfängl. Sympathien schließl. krit. gegenüberstand), in deren Verlauf Lavant 1786, endgültig 1789, zu einem eigenständigen Bistum im Verband der Sbg. Kirchenprovinz wurde. Die steir. Pfarreien nördl. der Drau wurden an das Bistum Seckau abgetreten, neu hinzu kamen die Kreise Völkermarkt und Cilli (Unterstmk.); damit wurde die seit 811 bestehende Draulinie als Südgrenze der Diözese Sbg. aufgehoben. 1788 wurde S. überraschend zum Dompropst von Salzburg gewählt und resignierte deshalb 1790 – von Colloredo dazu veranlaßt – auf sein Bistum, doch wurde ihm 1788 der Reichsfürstentitel ad personam verliehen. 1795–1800 zum zweitenmal Fürstbischof von Lavant, konnte er diesmal seine Salzburger Würde (gleichfalls bis 1800) beibehalten. Die ao. Mehrbelastung durch die stark vergrößerte Diözese, der sich S. nicht mehr gewachsen fühlte, und die Notwendigkeit, seine mähr. Besitzungen im Lande selbst zu verwalten, führte 1800 zu seiner Resignation auf Lavant und zur Ernennung zum Bischof von Brünn. Schon in Lavant bei Klerus und Volk wegen seines pastoralen Eifers und seiner Wohltätigkeit sehr beliebt, konnte sich S. in seiner neuen Diözese u. a. durch die Errichtung des Priesterseminars (1807), aber auch durch sein Eintreten für die Brünner Bevölkerung anläßl. der Besetzung durch die Franzosen (1805 und 1809) verdient machen, wofür er 1808 Commandeur des Leopolds-Ordens wurde und 1810 dessen Großkreuz verliehen bekam.

W.: Predigten; Ansprachen.
L.: Wiener. Kirchenztg., 25. 9. 1784; Brünner Polit. Ztg., 31. 5., Oesterr.-K. privilegirte Wr.-Ztg., 5. 6. 1816; Gatz, Bischöfe (mit Bild); Graeffer–Czikann; Portheim-Kat.; Wurzbach; P. Leardi, Reihe aller bisherigen Erzbischöfe zu Sbg., wie auch der Bischöfe zu … Lavant … bis 1817, 1818, S. 137f.; K. Tangl, Reihe der Bischöfe von Lavant, 1841, S. 339ff., 346ff.; G. Wolný, Kirchl. Topographie von Mähren 2/1, 1856, S. 4f.; H. W. Höfflinger, in: Jb. der k. k. herald. Ges. „Adler“, NF 23, 1913, S. 174; W. Seidenschnur, in: ZRG, Kanonist. Abt. 9, 1919, S. 278ff.; F. Gonords Silhouetten aus dem Jahre 1781 …, beschrieben von V. Klarwill, 1922, S. 166f.; F. Kovačič, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928), 1928, s. Reg. (mit Bild); P. Hersche, Der Spätjansenismus in Österr. (= Veröff. der Komm. für Geschichte Österr. 7), 1977, S. 176ff.; U. Salzmann, in: Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 124, 1984, S. 150ff.; P. Schindler, Beitrr. zur Geschichte der Bischöfe von Lavant in der Neuzeit bis 1862, phil. Diss. Wien, 1994, bes. S. 274ff., 471.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 180f.
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