Schreiber Adolf, Komponist und Kapellmeister. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 5. 5. 1881; gest. Berlin (Deutschland), 1. 9. 1920 (Selbstmord im Wannsee). Sohn eines Tapezierermeisters; mos. S.s Lebenslauf ist, da für ihn fast nur die feuilletonist. durchzogene Darstellung durch seinen Jugendfreund, Violinschüler und – vergebl. – Propagator Max Brod zur Verfügung steht, in vielem ungesichert. Ursprüngl. für ein Handwerk bestimmt, besuchte er angebl. das Prager Konservatorium (Violinschule), ein Abschluß ist jedoch nicht belegt. S. soll auch ein Schüler Dvořáks (s. d.) gewesen sein. Er war zeit seines Lebens als Kapellmeister fast ausschließl. im Operettenfach tätig (u. a. in Linz, Tilsit/Sowjetsk, Ingolstadt, Pilsen/Plzeň, Bozen/Bolzano, Hamburg), ab 1906 lebte er – von gelegentl. Provinztourneen abgesehen – in Berlin, zuerst als Kapellmeister am Theater des Westens, dann am Neuen Operettentheater, zuletzt am Künstlertheater. Daneben gab er Gesangsunterricht und war eine Zeitlang Lehrer an der Neuen Opernschule der Gesangspädagogin Mary Hahn. S., nach der Charakterisierung durch Brod eine geniale, dabei aber zutiefst selbstzerstörer. Künstlernatur, die sich in der realen Welt nicht zurechtfand, hat als Komponist zwar u. a. auch die Anerkennung von Janáček (s. d.) und Carl Nielsen gefunden, doch blieb sein Schaffen zu Lebzeiten so gut wie unbekannt; nur ein Lied von etwa 200 wurde gedruckt, geplante Auff. (u. a. auch bei der Eröffnung des Wr. Kabaretts „Die Fledermaus“) kamen nicht zustande oder waren ein Mißerfolg. Erst die postume Veröff. der „10 Lieder“ (u. a. nach Texten von Peter Altenberg, Christian Morgenstern und Detlev v. Liliencron) fand ein positives Echo, wenn auch ein noch 1926 unternommener Versuch, S. in eine Reihe mit Mahler (s. d.) und Schönberg zu stellen, vereinzelt geblieben ist.