Schreiber Hans, eigentl. Johann, Ps. Hans Franzl, H. S. Volker, Moor- und Heimatforscher. Geb. Wallern, Böhmen (Volary, Tschechien), 24. 12. 1859; gest. Böhm. Krumau (Český Krumlov, Tschechien), 8. 1. 1936. Sohn eines Leinwandhändlers. Durch einen Unfall in der Kindheit beeinträchtigt, stud. er nach Besuch des Realgymn. in Prachatitz (Prachatice) sowie der Realschule in Budweis (České Budějovice) ab 1878 am Dt. Polytechn. Inst., ab 1879 an der Univ. Prag und legte 1884 die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte sowie Physik an Mittelschulen, 1890 jene für Chemie und Technol. an landwirtschaftl. Mittelschulen ab. Ab 1884 Probekandidat bzw. Supplent an einer Wr. Oberrealschule, lehrte er ab 1886 an der Höheren landwirtschaftl. Landeslehranstalt Tetschen-Liebwerd (Děčín-Lázně Libverda), fungierte nach Verwendung an der Flachsbereitungsschule Trautenau (Trutnov) ab 1895 als Dir. der in diesem Jahr gegründeten Landwirtschaftl. Winterschule in Staab (Stod) sowie ab 1899 auch als Leiter der von ihm mit Landes- und Staatsmitteln gegründeten, der Staaber Schule angeschlossenen Moorkulturstation Sebastiansberg (Hora Svatého Šebestiána), trat 1922 i. R. und lebte ab 1930 in Böhm. Krumau. Schon früh wandte er sich der Moorforschung zu, beschäftigte sich anfangs mit den Mooren Deutschlands, besuchte mehrmals die Preuß. Moorversuchsstation in Bremen, in der Folge alle Moorländer Europas, hielt Lehrgänge in den moorreichen Gegenden Österr. ab, organisierte Einrichtung und Aktivitäten der bis 1945 bestehenden Moorkulturstation Sebastiansberg und richtete dort ein Torfwerk sowie ein Moormus. ein. Ab 1905 hielt er an dieser Anstalt auch jährl. Lehrgänge für Moorkde. ab. 1900 gründete er in Staab den Deutschösterr. Moorver., den er bis 1918 als Geschäftsführer leitete und dessen Publ.Organ er hrsg. In zahlreichen Schriften behandelte er Probleme des Moorwesens und erwarb sich bleibende Verdienste v. a. durch die mit einigen Mitarbeitern durchgeführte, 708 Moore erfassende Moorkartierung, die noch als Grundlage für den ab 1982 hrsg. Österr. Moorschutzkat. diente. Daneben widmete er sich schon ab den 80er Jahren auch der dt. Volkskultur des Böhmerwaldraumes, der er mehrere Untersuchungen widmete und um deren Erhaltung er speziell nach dem Ende der Donaumonarchie bemüht war. Ab 1920 hielt er Volksbildungslehrgänge ab, die ab 1921 als Böhmerwälder Volkshochschule, später als Adalbert-Stifter-Heimatschule bezeichnet wurden. 1921 gründete er den (Dt.) Ver. für Volkskde. und Volksbildung im Böhmerwald und war jahrelang als Schriftführer tätig. Schon 1907 in Wallern vergebl. um die Schaffung eines Böhmerwaldmus. bemüht, gelang ihm schließl. gem. mit G. Jungbauer (s. d.) 1922 die Begründung eines solchen in Oberplan (Horní Planá), zu dessen Ausbau er auch durch zahlreiche Stiftungen aus eigenen Beständen beitrug. Zudem war er um die Ausgestaltung des Bundes der Dt. in Böhmen bemüht. Seine Leistungen fanden durch in- und ausländ. Ehrungen Anerkennung, so war er u. a. Ehrenmitgl. des Moorver. der USA, korr. Mitgl. des schwed. sowie norweg. Moorver. und Ehrenbürger von Wallern, Sebastiansberg sowie Oberplan. S., dessen moorkundl. Forschungen noch heute grundlegende Bedeutung zukommt, gehört durch sein Eintreten für Moorschutz auch zu den Pionieren des Naturschutzgedankens in Österr. – Nachlaß: Moorwiss. Bibl., Bodentechnolog. Inst. im Niedersächs. Landesamt für Bodenforschung, Bremen, Deutschland; böhmerwaldkundl. Schriften und Reste des Böhmerwaldmus. in verschiedenen böhm. Smlgg.