Schreiner, Jakob (Jakob Gottlieb) (1854-1942), Schauspieler und Rezitator

Schreiner Jakob (Jakob Gottlieb), Schauspieler und Rezitator. Geb. Gaunersdorf (Gaweinstal, NÖ), 14. 6. 1854; gest. Wien, 26. 1. 1942. Sohn eines bereits 1855 verstorbenen Arztes, Schwiegersohn des Kunsttischlers Paulick (s. d.). S. besuchte in Wien die Realschule und – nachdem er am Meidlinger Theater unter einem Ps. als Dilettant erste schauspieler. Erfolge aufweisen konnte – die Theaterakad. E. Kierschners (s. d.). Ab 1872 war er für kleinere Liebhaberrollen am Carl-Theater, ab 1875, nach Gastspielen in Berlin und München, am Kgl. Hoftheater in München engagiert, trat dort u. a. in Stücken von Ibsen und Björnsterne Björnson auf und wirkte in den „Separatvorstellungen“ für Kg. Ludwig mit. 1878 wurde er nach Wien an das Hofburgtheater verpflichtet (1883 Hofschauspieler), wo er, ursprüngl. zwar noch weiter im jugendl. Fach eingesetzt (Naukleros in Grillparzers „Des Meeres und der Liebe Wellen“), den Übergang ins Charakterfach vollzog (etwa Burleigh in Schillers „Maria Stuart“, Bischof in Grillparzers „Weh dem, der lügt“), aber auch mit Erfolg im Konversationsstück oder in Dramen Anzengrubers (Dusterer in „Der G’wissenswurm“) auftrat. Von Lewinsky (s. d.) rhetor. weiter ausgebildet, war S. ein ausgez. Sprecher, der seinerseits wieder neue Kräfte, wie Agathe Barsescu (s. d.) und Lotte Medelsky, unterrichtete. Differenzen mit Dir. Schlenther (s. d.) führten 1902 zu S.s Pensionierung. In den folgenden Jahren trat er im wesentl. nur noch als Rezitator und Vortragender hervor und unterwies 1914–22 als Lektor an der kath.-theolog. Fak. der Univ. Wien Priester in Sprechtechnik und Redekunst. Neben anderen Ehrungen (u. a. päpstl. Geheimkämmerer, 1905) wurde S. dafür 1917 mit dem Prof.Titel ausgez. S.s Nachlaß befindet sich im Österr. Theatermus., Wien.

L.: RP, 17. 6. 1914; Neuigkeits-Welt-Bl., 14. 2. 1942; Die Bühne 4, 1927, n. 123, S. 21f. (mit Bild); Alth, Reg.Bd., S. 303; Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; Ulrich (Theater, Tanz und Musik); L. Schreiner, in: Kulturberr. aus NÖ, 1954, F. 6, S. 46 (mit Bild); ders., in: Jb. für Landeskde. von NÖ 32, 1955/56, S. 304ff. (mit Bildern und Literaturverzeichnis); ders., in: Wr. Geschichtsbll. 28, 1973, S. 56f.; UA Wien; Mitt. Leo Schreiner (†), Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 209
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