Schrenk, Franz (1816-1879), Fabrikant

Schrenk Franz, Fabrikant. Geb. Fichtenbach, Böhmen (Fuchsova Hut’, Tschechien), 12. 1. 1816; gest. Schrenkenthal, Bayern (Lohberg, Deutschland), 2. 7. 1879. Sohn eines Glasmachers, Vater des Folgenden sowie von Josef (geb. Elisenthal b. Markt Eisenstein, Böhmen/Železná Ruda, Tschechien, 11. 7. 1845; gest. 1887), Anton (s. u.) und Anna S. (geb. Elisenthal b. Markt Eisenstein, 22. 8. 1843), die ab 1861 mit Andreas Bauer (1836–1917) verehel. war. S., der als einfacher Glasmacher begonnen hatte, arbeitete sich in der Friedrichshütte des Johann Anton Ziegler zum Obergesellen und Hüttenmeister empor. Nach seiner Heirat mit Anna Ziegler (1836), der Tochter eines Bauern und Glasfuhrunternehmers, war er Hüttenmeister und Verwalter der Glashütte in Elisenthal, die sein Schwager Peter Ziegler betrieb, 1853 machte er sich selbständig und pachtete in Lohberg die Glashütte des Joseph Kellermayer, in der er ausschließl. Rohglas erzeugte. Seine Umsicht und Tatkraft führten bald zum wirtschaftl. Aufschwung des Unternehmens, wobei sich bes. ein langfristiger Holzliefervertrag mit den Waldbauern des Lamer Winkels als vorteilhaft erwies. In den folgenden Jahren gelang S. eine stetige Ausweitung seines Unternehmens durch Pacht oder Kauf von Glashütten im bayr.-böhm. Grenzgebiet, wie 1860 der Kotzschen Glashütte in Karlbach (Karlová Hut’), die ab 1861 sein Schwiegersohn leitete, Ende der 60er Jahre der Schönbachhütte, deren Leitung Josef S. übernahm, sowie der Osser- und der Gerlhütte, 1870 der Eisendorferhütte, die vorerst unter der Verwaltung von Wenzel S. stand; 1871 wurde das Werk Neuschrenkenthal gebaut. 1877 wurde die Hütte in Elisenthal erworben, 1880 kam die Hütte in Hurkenthal dazu. Bereits 1865 hatte S. in der Nähe von Lam (Bayern) mit einem Kostenaufwand von 30.000 fl ein Spiegelschleif- und Polierwerk errichtet, das mit kgl. Bewilligung ab 1868 den amtl. Ortsnamen Schrenkenthal führen durfte. Dorthin verlegte S. 1872 seinen Wohnsitz, zwei Jahre später zog er sich aus der Fa. zurück und übertrug die OHG seinen drei Söhnen sowie seinem Schwiegersohn und seiner Tochter. Die Persönlichkeit S.s, der es kraft seiner Tüchtigkeit und seines persönl. Einsatzes vom Glasmacher zum „Glasherrn“ gebracht hatte, wird nicht nur in der Autobiographie des Schriftstellers Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, gewürdigt, sondern diente diesem auch als Vorlage für die Hauptfigur in seinen „Glasmacherleut“. Während nach S.s Abgang sein Sohn Wenzel die Leitung der firmenzugehörigen Betriebe in Böhmen und Andreas Bauer das Exportbüro in Fürth (Bayern) innehatte, übernahm Anton S. (geb. 14. 7. 1847; gest. 28. 12. 1912), der nach Ausbildung in Pilsen (Plzeň), Prag, München und Nürnberg 1870 in das Lohberger Unternehmen eingetreten war und 1872 die Hüttenbesitzerstochter Josefine Winterhalder geheiratet hatte, die Leitung der bayr. Betriebe, die er in der Folge noch erweiterte, rationalisierte und modernisierte. Neben dem Absatz in Deutschland und Österr. spielte auch der Export der Fa.nach Übersee eine wesentl. Rolle. In den 90er Jahren wurde in New York eine eigene Zweigniederlassung gegründet, 1895 eine Silberbelägefabrik eingerichtet, die unter der Leitung von Robert S., dem Sohn von Anton S., stand. 1898 besaß das Unternehmen insgesamt 24 Produktionsstätten mit über 1.000 Beschäftigten. Nach diversen Eigentümeränderungen zu Beginn des 20. Jh. wurde 1906 die Vereinigte bayr. Spiegelglaswerke, vormals Schrenk & Co. AG, von Anton S., Andreas Bauer u. a. gegründet. 1907 wurde die Glaserzeugung in Lohberg eingestellt.

L. (tw. auch für die anderen Familienmitgl.): Großind. Österr. I, Bd. 2, S. 193f.; R. Lahmer, in: Mitth. des Nordböhm. Exkursions-Clubs 13, 1890, S. 185ff.; K. Würth, Die Glasind. des ostbayer. Grenzgebirges …, phil. Diss. Innsbruck, 1953, S. 60, 67ff.; J. Blau, Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald in Volkskde. und Kulturgeschichte 1–2 (= Beitrr. zur Volkstumsforschung 8–9), 1954–56, s. Reg.; U. Winkler, Zwischen Arber und Osser, 1981, S. 173ff. (mit Bild von Franz und Anton S.); G. Otruba – K. M. Brousek, in: Bohemia 23, 1982, S. 85; M. Schmidt, Meine Wanderung durch 70 Jahre 1 (= ders., Ges. Werke 21), o. J., S. 265ff.; ders., „Glasmacherleut“, Kulturbild aus dem bayer. Walde (= ebenda, 25), o. J. (belletrist.); Státní oblastní archiv (Staatl. Gebietsarchiv), Plzeň, Tschechien (für Josef S.); Mitt. Franz Seidl, Lohberg, Bayern, Deutschland.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 216f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>