Schretter, (Johann) Georg (1861-1924), Unternehmer

Schretter (Johann) Georg, Unternehmer. Geb. Reutte (Tirol), 12. 4. 1861; gest. Pflach (Tirol), 1. 2. 1924. Sohn eines Kaufmanns in Reutte, dessen Geschäft er nach und nach in ein Großkaufhaus mit Lagerräumen und Stallungen umwandeln und ausbauen konnte. S., der sich insbes. im Getreide-, Mehl- und Spezereihandel, im Holzhandel, der Feigenkaffee-Erzeugung (seit 1886 eigene Fabrik bei Pflach) und als Geldwechsler betätigte, trat 1898 als Teilhaber in die 1840 von Josef Erd eröffnete Ziegelei in Vils ein und war dann gem. mit Erds Sohn Eduard Gesellschafter der 1899 gegründeten OHG „Erd & Schretter“, Ziegelei und Falzplattenfabrikation, Kalkbrennerei und Sägewerk. 1902 wurde das Werk mit einer Ringofenund Trockenanlage ausgestattet. Ab 1904 Alleininhaber dieses komplexen Betriebes, baute ihn S. zu einer großen Anlage mit modernsten techn. Einrichtungen aus. Nachdem er Kalkmergelvorkommen entdeckt hatte, nahm er mit größter Energie die Zementherstellung in Angriff, die Ziegel- und Kalkerzeugung hingegen wurde aufgegeben. Der steigende Absatz des von der Fa. erzeugten Portlandzements im In- und Ausland machte in den folgenden Jahren Vergrößerungen der Anlagen notwendig. 1910 entstand aufgrund des Eintritts und der Firmenbeteiligung von Robert Fischer die OHG „Georg Schretter & Cie.“ – später „Schretter & Cie.“ – (Kalk-, Ton- und Zementwerk). 1913/14 wurde in Musau eine Faß- und Kistenfabrik errichtet, dem Vilser Werk wurde eine Eternitfabrik angegliedert, die allerdings während des Ersten Weltkriegs wegen Asbestmangels verkauft werden mußte, ebenso wie in dieser Zeit die Zementfabrikation, die 1913 noch 27.000 Tonnen ausgemacht hatte, stark zurückging. 1920 übernahm S. in Pflach auch eine mittels Wasserkraft betriebene Holzschleif- bzw. Pappefabrik. S., ein weitblickender Unternehmer, dessen Ind.Betriebe in einem an Verdienstmöglichkeiten armen Bez. vielen Menschen Arbeit boten, war sehr angesehen (Ehrenbürger von Vils, 1924 Kommerzialrat). Für die Dauerhaftigkeit seiner Schöpfungen zeugen die noch heute von seinen Nachkommen geleiteten Nachfolgefirmen.

L.: Innsbrucker Nachrichten, 4., Außferner Bote, 7., RP 13. 2. 1924; O. Stolz, Geschichte der Stadt Vils in Tirol, 1927, s. Reg. (mit Bild); Bergland 10, 1928, n. 3, auch in: Die Tiroler Ind. gestern und heute 1928–88, (1988); R. Fischer, Vils. Die Wirtschafts- und Sozialstruktur einer Kleinstadt (= Beitrr. zur alpenländ. Wirtschaftsund Sozialforschung 98), 1970, S. 91f.; S. & Cie. Vils, (1974), FS-Archiv, Bundeswirtschaftskammer, Wien (mit Bild); Die Städte Tirols 1 (= Österr. Städtebuch 5), 1980, S. 234; 100 Jahre Vereinigung der österr. Zementind. 1894–1994, (1994), S. 661f. (mit Bild); Pfarramt Pflach-Breitenwang, Tirol; Mitt. Hans Engstfeld, Garmisch-Partenkirchen, Bayern, Deutschland.
(G. Zwanowetz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 218f.
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