Schröckinger von Neudenberg, Julius Frh. von (1813-1882), Beamter, Conchyliologe und Sammler

Schröckinger von Neudenberg Julius Frh. von, Beamter, Conchyliologe und Sammler. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 13. 1. 1813 (1814); gest. Wien, 1. 12. 1882. Sohn eines Kameralrates. S. wuchs in Linz auf, stud. danach ab 1831 Jus an der Univ. Wien und trat unmittelbar danach, 1836, als Konzeptspraktikant bei der obderenns. Kameral-Gefällenverwaltung in den Staatsdienst ein. 1843 wurde er als Kameral-Bez.Offizial zur küstenländ.-dalmatin. Kameral-Gefällenverwaltung nach Triest versetzt, avancierte 1846 zum Kameral-Bez.Koär. und war ab 1851 bei der serb.-banater Finanzlandesdion. in Temesvar (Timidoara) als Finanzsekretär tätig. 1852 wurde S. als Finanzrat, später als Finanzministerialsekretär zur Dienstleitung ins Finanzmin. berufen, ehe er 1864 erneut als Oberfinanzrat nach Temesvar zurückkehrte. Bereits 1865 zur Finanzlandesdion. für Mähren nach Brünn überstellt, bald darauf zum Min.Rat und Finanzlandesdir. befördert, wurde S. 1868 mit der Aufgabe, die dort aufgetretenen Mißstände innerhalb des Verwaltungsapparates zu beseitigen, zur böhm. Finanzlandesdion. nach Prag versetzt. Auf eigenen Wunsch wurde er 1871 dann zur nö. Finanzlandesdion. transferiert. Als 1872 die Verwaltung der Staatsforste, -domänen und der Montanwerke dem Ackerbaumin. unterstellt wurde, erhielt S. die dafür neu geschaffene Sektionschefstelle. Er sollte v. a. eine Reform der Forstverwaltung durchführen und durch seinen integren Ruf öff. Kritik gegen die Staatsverwaltung die Spitze nehmen. Aufgrund seines Gesundheitszustandes ließ er sich 1879 i. R. versetzen und wurde aus diesem Anlaß zum Geh. Rat ernannt; 1870 nob. S. engagierte sich neben seiner hauptberufl. Beamtentätigkeit auch auf naturwiss. Gebiet. So betätigte er sich aktiv im Rahmen der Zoolog.-botan. Ges., zu deren Vizepräs. er ab 1860 mehrmals gewählt wurde. Er betreute auch die Molluskenabt. der Ges. und hatte die diversen Unterrichtsanstalten mit Doubletten zu beliefern. 1863 erwarb er die von Sandri (s. d.) angelegte vollständige Schalenmolluskensmlg. und bestimmte gem. mit Boglie die von Kamill Heller (s. d.) an der adriat. Ostküste ges. Conchylien. All dies regte ihn an, die in Österr. vorkommenden marinen und terrestr. Mollusken, welche nahezu vollständig in der Smlg. der Ges. vorhanden waren, mit Gattungs- und Artnamen sowie die diese beschreibenden Autoren vorzustellen. Er wollte mit diesem Kat., der – wegen der damals noch nicht genau erforschten Fauna der adriat. Ostküste – Lücken aufwies, kein wiss. Werk, sondern ledigl. einen Leitfaden für Privatsammler und Mittelschulen bieten. Zudem äußerte er sich zu Tagesproblemen und empfahl etwa, um mögl. Gefahren durch einen in den Niederlanden im Handel vertriebenen – geringfügig mit hochgiftigem Schierlingsamen vermengten – Anissamen zu vermeiden, sorgsames Jäten der inländ. Kulturen sowie die sanitätspolizeil. Untersuchung von importiertem Saatgut.

W.: Ueber die Vermengung des im Handel vorkommenden Samen Pimpinellae Anisi, in: Verhh. der k.-k. zoolog.-botan. Ges. 11, 1861; Oesterreichs gehäusetragende Bauchfüsser und Muschelthiere, ebenda, 15, 1865.
L.: Oesterr. Z. für Berg- und Hüttenwesen 30, 1882, S. 667; A. Wraný, Die Pflege der Mineralogie in Böhmen, 1896, S. 337f.; Botanik und Zool. in Österr. …, 1901, s. Reg., bes. S. 402; AVA Wien; Mitt. Josef Zemann, Wien.
(Ch. Mentschl – V. Stagl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 228
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