Schrott, Alois (1838-1902), Realitätenbesitzer, Fremdenverkehrspionier und Versicherungsfachmann

Schrott Alois, Realitätenbesitzer, Fremdenverkehrspionier und Versicherungsagent. Geb. Innsbruck (Tirol), 8. 12. 1838; gest. Meran-Obermais, Tirol (Merano-Alta Maria/Meran-Obermais, Italien), 28. 3. 1902. Sohn aus erster Ehe von Anton S. (s. u.), Halbbruder von Hans S. (s. d.), ab 1880 Gatte von Maria S. (s. d.), Vater von Henriette Pelzel v. Staffalo und von Othmar S. (beide s. u.). S.s Vater, Anton S. (geb. Gufidaun, Tirol / Gudon/Gufidaun, Italien, 29. 4. 1801; gest. Innsbruck, 2. 12. 1885), stammte aus altem Tiroler Bauerngeschlecht, schlug jedoch die Handwerkerlaufbahn ein und kam 1830 nach siebenjähriger Wanderschaft nach Innsbruck, wo er sich als Sattlermeister (dann auch als Tapezierer) niederließ. 1852 erwarb er das Haus Nr. 37 in der Maria-Theresien-Straße, nach seiner zweiten Eheschließung lebte er als Gastwirt („Zur Krone“), Realitätenbesitzer und Antiquitätenhändler in Meran. S., nach seinem Vater Eigentümer des „Schrott-Hauses“ in Innsbruck, war auf dem Gebiet des Versicherungswesens für den „Oesterreichischen Phönix“ als Generalagent tätig. Sehr vermögend, soll er um 1865 die Ruine Fragenstein bei Zirl gekauft haben, wo er mit gleichgesinnten Freunden romant. Ritterspiele auff. 1886 erwarb er das verfallene Schloß Forst (Vorst) bei Meran, das er, nachdem es mit Unterstützung seiner Gattin wiederaufgebaut und restauriert worden war, 1896 verkaufte; später erwarb er Schloß Freudenstein bei Eppan (Appiano/Eppan). 1896 erbaute S. gem. mit seiner Frau das für das Südtiroler Fremdenverkehrswesen bedeutende „Grand Hotel Penegal“ oberhalb von Kaltern (Caldaro/Kaltern). S.s Einsicht in die Bedeutung fremdenverkehrsfördernder Maßnahmen schlug sich aber auch in seinem Wirken in der Landeshauptstadt nieder, v. a. in der Gründung des Innsbrucker (1880) u. a. Verschönerungsver., in denen er längere Zeit erfolgreich als Vorstand wirkte (1900 Ehrenmitgl. des Innsbrucker Verschönerungsver.), des Verkehrsver. in Innsbruck (1881) usw. S. trug auch selbst zur Gestaltung des Innsbrucker Stadtbilds bei, so gab er 1883 die Anregung zur monumentalen Ausgestaltung des Brunnens um die Reiterstatue Leopolds V. Seine 1884 öff. thematisierte Idee der Errichtung eines Elektrizitätswerks in Innsbruck trug ihm allerdings den Vorwurf des Phantastentums ein. S.s Tochter, die Schriftstellerin Henriette Pelzel v. Staffalo (geb. Innsbruck, 24. 7. 1877; gest. Merano-Alta Maria/Meran-Obermais, Italien, 10. 2. 1962), wurde unter dem Künstlernamen S.-Pelzel als Schriftstellerin bekannt. Neben Ged. („Die eingesperrte Nachtigall“, 1961) veröff. sie in erster Linie Erzählprosa, häufig Romane und Erz. aus der Tiroler Vergangenheit. Sein Sohn Othmar S. (geb. Innsbruck, 28. 4. 1883; gest. Appiano/Eppan, Italien, 28. 5. 1963) erhielt eine künstler. Ausbildung an der Fachschule für Steinbearbeitung in Laas (Lasa/Laas) sowie an der Kunstgewerbeschule in Wien und der Akad. der Bildenden Künste in München. Er schuf unter dem Künstlernamen S.-Vorst v. a. Plastiken (Kriegerdenkmäler sowie Porträtbüsten und Reliefköpfe), aber auch Zeichnungen und Radierungen.

L.: Meraner Ztg., 10. 7. 1896 und 30. 3. 1902; Wr. Salonbl., 3. 9. 1899 (mit Bild); Bote für Tirol u. Vbg., Innsbrucker Nachrichten, 1. 4. 1902; Tiroler Tagesztg., 25. 9. 1954 (mit Bild); Ber. über die Tätigkeit des Innsbrucker Verschönerungs-Ver. … 1902, 1903, S. 23; K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 4, 1930, s. Reg.; (R.) Granichstaedten-Czerva, in: Tiroler Heimatbll. 17, 1939, S. 59f., erweiterte Fassung in: ders., Beitrr. zur Familiengeschichte Tirols (= Schlern-Schriften 131), 1954, S. 134f. (auch zu den übrigen Familienmitgl.); K. Schadelbauer, in: Tiroler Heimatbll. 17, 1939, S. 111f. (auch zu Anton S.); O. Trapp, Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 227; E. Herzberger, in: Südtirol in Wort und Bild 36, 1992, H. 4, bes. S. 25, 30, 33; Mitt. Ellen Hastaba, Innsbruck, Tirol.- Anton S.: H. Schrott-Fiechtl, in: Dichters Werden, hrsg. von M. Köchling, 1919, S. 211f.; K. Schrott-Fiechtl, in: Der Schlern 25, 1934, S. 561; F. Putzer: H. Schrott-Fiechtl, phil. Diss. Wien, 1939, S. 3ff.; (R.) Granichstaedten-Czerva und K. Schadlbauer, vgl. bei Alois S. – Henriette S.-Pelzel: Brümmer (auch für Alois S.); Giebisch–Gugitz; Kosch, 3. Aufl.; Der Schlern 18, 1937, S. 119ff. (mit Bild); E. Oberkofler, in: Südtirol in Wort und Bild 21, 1977, H. 2, S. 38f. (mit Bild). – Othmar S.-Vorst: Vollmer; E. Herzberger, in: Jb. Vorarlberger Landesmus.Ver. 136, 1992, S. 167ff. (mit Bild); dies., in: Südtirol in Wort und Bild 36, 1992, H. 4, S. 25ff. (mit Bildern); E. Widmoser usw., Südtirol A – Z 4, 1995; Mitt. Christine Gruber, Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 257f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>