Schrott, Hans; Künstlername Schrott-Fiechtl (1867-1938), Schriftsteller und Agrarfachmann

Schrott Hans, Künstlername Schrott-Fiechtl, Schriftsteller und Landwirtschaftsexperte. Geb. Kundl (Tirol), 15. 7. 1867; gest. Schwaz (Tirol), 9. 10. 1938. Sohn aus zweiter Ehe von Anton S. (s. u. Alois S.), Halbbruder von Alois S. (s. d.). S. wuchs bei seiner Mutter, einer Bauerntochter, die von ihrem Mann getrennt lebte, auf dem großväterl. Bergbauernhof auf, besuchte kurz das Gymn. in Brixen (Bressanone/Brixen), dann die Stella Matutina in Feldkirch und 1885–88 die landwirtschaftl. Lehranstalt „Francisco-Josephinum“ in Mödling. Nach Stud.Aufenthalten im In- und Ausland ohne befriedigende Beschäftigung, unternahm S. eine etwa zweijährige Reise in den Fernen Osten und in die USA, danach ließ er sich in Norddeutschland, zuerst in Hamburg, dann in Eutin als Red. einer landwirtschaftl. Ztg. nieder und besuchte daneben eine Zeitlang auch die Univ. Kiel. Neben Fachartikeln verf. S. vorerst kleinere Heimatgeschichten, die ihn das Schreiben als seine eigentl. Berufung erkennen ließen. So lebte er in der Folge nach einem einjährigen Wienaufenthalt mit seiner großen Familie als freier Schriftsteller – lange Zeit in beengten finanziellen Verhältnissen – in Berlin, später verbrachte er die Sommermonate in seiner Tiroler Heimat, wo er sich weitere Anregungen für seine literar. Arbeiten holte. Mitte der 20er Jahre setzte ein Schlaganfall, als dessen Folge er tw. gelähmt blieb, seinem Schaffen ein jähes Ende. 1933 zog er mit seiner Frau nach Tirol, wo er in Schwaz, dann in Vomp seine letzten Lebensjahre verbrachte. S. schuf in etwa 20 Jahren zahlreiche Erz. und Romane mit Sujets aus der Tiroler Bauernwelt, die z. Tl. hohe Aufl.Ziffern erreichten und ihm Anerkennung brachten. Eigenwillig in Stil und Gedankenwelt, stellt er auch ebensolche Charaktere dar (etwa in „Ich zwing’s“, 1907, „Der Spatz am Joch“, 1910), wobei sein Idealziel die sittl. und wirtschaftl. Besserstellung der Welt war. S. gilt als der Schöpfer des landwirtschaftl. Romans in Tirol.

W. (Erstaufl.): Statist. Notizen über die dt. Milchwirtschaft und deren Bedeutung, 1895; Das Oesterr. Lebensmittelgesetz im Lichte der heim. Milchwirtschaft (= Publ. des Oesterr. Centralver. für Milchwirtschaft 6), 1898; Zwischen Joch und Ach’n, (1906); Moderne Bergbauern, 1907; Selbstporträts österr. Schriftsteller 3, in: Das literar. Dt.Österr. 10, 1910, Septemberh.; Der Bauernprofessor, 1911; Der Herrgottslupfer, 1912; Die Herzensflickerin, 1912; Das Federl am Hut, (1915); Die Magd der Enkelin, (1919); Der Bauernsegen, 1919; Aus meinen Vorsommerzeiten, in: Dichters Werden, hrsg. von M. Köchling, 1919 (autobiograph., mit Bildern und Werksverzeichnis); Der heiml. Dorfbrunn, 1921; Bergblüh’, 1922; Das linke Pfarrerle, 1926; Sonnseitige Menschen, o. J.; Fachartikel in landwirtschaftl. Z.; usw.
L. (s. u. bei S.-Fiechtl): Tiroler Nachrichten, 14. 7. 1947; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Hall–Renner; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg.; Tiroler Heimatbll. 5, 1927, S. 356; F. Putzer, H. S.-Fiechtl, phil. Diss. Wien, 1939 (mit Werks- und Literaturverzeichis); (R.) Granichstaedten-Czerva, in: Tiroler Heimatbll. 17, 1939, S. 60, erweiterte Fassung in: ders., Beitrr. zur Familiengeschichte Tirols (= Schlern-Schriften 131), 1952, S. 135; K. Schrott-Fiechtl, in: Der Schlern 28, 1954, S. 561ff. (mit Bild und tw. Werksverzeichnis); A. Schmidt, Dichtung und Dichter Österr. im 19. und 20. Jh. 2, 1964, S. 18, 421f.; G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983; Tirol-Dokumentation, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck, Tirol.
(H. Kuprian)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 259f.
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