Schruf, Toni (Anton) (1863-1932), Skipionier und Hotelier

Schruf Toni (Anton), Skipionier und Hotelier. Geb. Mürzzuschlag (Stmk.), 26. 9. 1863; gest. ebenda, 16. 2. 1932. Sohn eines Gastwirts. Nach dem Besuch der Pflichtschule erlernte er das Gastgewerbe in Wien und praktizierte anschließend mehrere Jahre im Ausland (u. a. Italien, Schweiz, Frankreich, Spanien, England und Ägypten). 1880 begann seine enge freundschaftl. Beziehung zu Rosegger (s. d.), die u. a. in einem umfangreichen Briefwechsel Niederschlag fand. Nach dem Tod des Vaters übernahm S. 1889 die Leitung des Gasthofs in Mürzzuschlag, den er zum angesehenen Hotel, in dem er 1898 das kultur- und literaturhist. interessante „Rosegger-Stüberl“ einrichtete, erweiterte. S., der sich autodidakt. ein breites Allgemeinwissen angeeignet hatte, war ein engagierter Vertreter des steir. Brauchtums und ein Mann mit künstler. Neigungen. Er betätigte sich Zeit seines Lebens immer wieder erfolgreich als Schauspieler und Mundartdichter sowie gelegentl. als Bearbeiter von Sprechstücken im heimatl. Dialekt. S. wirkte auch als ein im In- und Ausland anerkannter Interpret der Werke Roseggers, gründete 1900 die „Rosegger-Gesellschaft“, deren erster Obmann er wurde, und später gem. mit Sassmann (s. d.) die Volksschauspiele auf der Pretulalpe. Auf wirtschaftl. Gebiet ist S. u. a. die Entstehung einer Kohle- und Glasind. in Ratten und St. Kathrein a. Hauenstein zu verdanken. Am bedeutendsten war aber sein Wirken für die Verbreitung des Skisports und für den damit im Zusammenhang stehenden Winterfremdenverkehr. Auf eigens aus Norwegen importierten Skiern begann er gem. mit M. Kleinoscheg (s. d.) im Dezember 1890 mit ersten Skilaufversuchen. Von Anfang an erkannte S. auch die wirtschaftl. Bedeutung der neuen Sportart und warb dafür in Vorträgen und Berr. in Ztg. und Fachz. 1892 erfolgte gem. mit anderen die erste Skibesteigung des Stuhlecks, 1893 eine Besteigung des Hochschwabs und die Gründung des „Verbandes steirischer Skiläufer“ sowie der Beginn internationaler jährl. Wettkämpfe in Mürzzuschlag. 1894 organisierte S. neben diesen „Alpenländischen Meisterschaften“ eine internationale Wintersportausst. Zur Förderung des Tourismus erschloß er, selbst ein begeisterter und erfolgreicher Skitourist und -wettkämpfer, ab etwa 1895 die nähere Umgebung von Mürzzuschlag durch eigene Wintermarkierungen, initiierte die Errichtung mehrerer Berggasthäuser, u. a. des Bärenkogelhauses, und Skihütten (ab 1896) und führte in seinem Hotel Post ab 1898 eine Pension für Wintertouristik und Wintersport. Den Höhepunkt von S.s Aktivitäten bildete 1904 die Organisation der Nord. Spiele in Mürzzuschlag mit Wettbewerben in allen damals gängigen Wintersportarten, die zu einem großen Publikumserfolg wurden. Mit der Vielzahl der durchgeführten Bewerbe stellte diese Veranstaltung, die dem stagnierenden Wintersport einen neuerl. Aufschwung brachte, einen der Vorläufer der ab 1924 durchgeführten Olymp. Winterspiele dar. Kritik wegen des vorwiegend witterungsbedingten Mißlingens der 2. Nord. Spiele 1906 veranlaßte S. zur Zurücklegung seiner offiziellen Funktionen und zum Rückzug auf den eigenen Betrieb. Seinem persönl. Beispiel und seiner organisierenden und werbenden Tätigkeit verdankt Mürzzuschlag jedenfalls seine bis ca. 1906 währende maßgebl. Rolle bei der Einführung des Skisports in Österr. Für seine Verdienste um Gastgewerbe und Fremdenverkehr erhielt S. 1931 den Titel Komm.Rat. 1934 wurde in Mürzzuschlag eine Straße nach ihm benannt.

W.: Eine Skitour auf die Schneealpe, in: Oesterr. Alpenztg. 18, 1896; Fußball- und Athletiksport-Ztg. 2, 1899, n. 1; 20 Jahre Skilaufen, in: Der Winter 6, 1911/12, n. 15; 20 Jahre Österr. Ski-Ver., 1912; Gedenkschrift an die Einführung des Skilaufens in den österr. Alpenländern, (1931); Festged. in: FS des Österr. Ski-Ver., o. J., usw.; zahlreiche unveröff. Ged., Übersetzungen von Theaterstücken in steir. Mundart.
L.: Alpenländ. Wochenschau, 29. 9. 1928, 20., 27. 2. und 5. 3. 1932; Österr. Touristen-Ztg. 12, 1892, S. 255f., 269f.; Fußball- und Athletiksport-Ztg. 1, 1898, n. 2, S. 4f.; Der Winter 25, 1931/32, S. 545ff.; Mitt.Bl. der Stadtgmd. Mürzzuschlag, Oktober 1963; Th. Hüttenegger – M. Pfliger, Steir. Skigeschichte, 1968, S. 13ff.; R. List, in: Literatur in der Stmk., Graz (1976), S. 261 (Kat.); U. Bär, Th. Hüttenegger (1901–82), phil. DA Wien, 1987, S. 12ff., 17ff., 23, 25 (mit Bild); Ch. Mittermayr, T. S., phil. DA Wien, 1990 (mit Bild); E. Werthan – H. Thaller, Spuren, die kein Wind verweht. 100 Jahre steir. Skigeschichte, (1990), S. 22ff., 56ff., 59ff.; H. Heidinger, in: Sport. Sinn & Wahn, Mürzzuschlag 1991, S. 154ff., 241ff. (Kat.) (mit Bild); H. Strohmeyer, in: ebenda, S. 141, 228ff. (mit Bild); P. Rosegger 1983. Werkkat. und Bibliographie … (= Arbeiten aus der Stmk. Landesbibl. 20b), 1983; Ch. H. Binder, Der Schipionier T. S. als Mann der Wirtschaft, phil. DA Graz, 1994; Mitt. Johann Heidinger, Anton und M. Mimra und Theodor Hüttenegger, alle Mürzzuschlag, Stmk.
(H. Strohmeyer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 264f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>