Schrutka von Rechtenstamm, Marianne; eigentl. Maria Anna Pia, geb. Schenkl (1855-1947), Philanthropin und Schriftstellerin

Schrutka von Rechtenstamm Marianne, eigentl. Maria Anna Pia, geb. Schenkl, Philanthropin und Schriftstellerin. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 3. 5. 1855; gest. Molln (OÖ), 20. 9. 1947. Tochter des K. Schenkl, Gattin des Emil S. v. R., Mutter des Lothar S. v. R. (alle s. d.). Nach sorgfältiger Erziehung – Privatunterricht durch den Vater – sowie Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt in Graz vorerst nur im Familienrahmen tätig, soll S., die von Jugend auf großes Interesse an Med. gezeigt hatte, nach dem Heranwachsen ihrer Kinder Vorlesungen an der Univ. Wien besucht haben, v. a. bei Escherich (s. d.), auf dessen Vorschlag sie 1904 als Ausschußmitgl. und Ökonomievorsteherin des Ver. zur Erhaltung des Ersten allg. St. Anna-Kinderspitals in Wien kooptiert und dann im Dreijahresrhythmus laufend wieder gewählt wurde. Sozial engagiert, bemühte sie sich um Verbesserungen bei Pflege und Ernährung im Säuglingswesen und fand so schon im Gründungsjahr auch zu dem auf Initiative Escherichs 1904 geschaffenen Ver. „Säuglingsschutz“, in dem sie bald als Dion.Mitgl. fungierte. Ab 1905 Leiterin der damals vom Ver. gegründeten Säuglingspflegerinnenschule, legte sie erst 1936 die Führung dieser ab 1912 in der Obhut des St. Anna-Kinderspitals stehenden Institution (Escherich-Schwestern) zurück, wurde aber im selben Jahr nochmals in den Ver.Ausschuß gewählt. In ihrer Stellung widmete sie sich nicht nur organisator. Problemen, sondern lehrte auch im Rahmen des theoret. Unterrichts. Zudem Verwalterin des Hilfsfonds für Escherich-Schwestern, erwarb sie sich in allen Funktionen große Verdienste. Rastlos setzte sie sich für die Aufbringung der notwendigen finanziellen Mittel ein und konnte so dem Spital bedeutende Mehreinnahmen sichern. Daneben trat sie in Vorträgen sowie Beitrr. in Ztg. und Z. für die Anwendung moderner Erkenntnisse bei der Pflege Neugeborener ein, publ. jedoch ab 1910 auch Feuilletons, Erz. usw. sowie selbständig erschienene Reiseerinnerungen. S., die in Graz die J. Buwa’sche Musikschule besucht hatte, war mit dem Komponisten W. Kienzl (s. d.) befreundet. In Anerkennung ihrer langjährigen selbstlosen Arbeit 1925 zum Bundesstaatl. Fürsorgerat ernannt, zählt S. zu den Vorkämpferinnen für Säuglingshygiene sowie Volksbelehrung und trug damit wesentl. zur Senkung der Säuglingssterblichkeit bei.

W.: Säuglingspflegerinnen, in: Neues Frauenleben 20, 1908; Die Pflegerinnenschule des Ver. „Säuglingsschutz“ …, in: Jahresber. des Ver. „Säuglingsschutz“ … 1909, 1910; Wiens ältestes Kinderkrankenhaus, in: N. Fr. Pr., 26. 4. 1912; Kennst du das Land?, 1912; Die drei Liebestaten des Geheimrates, in: N. Fr. Pr., 19. 3. – 24. 4. 1924 (Abendausg., Novelle); Zwei italien. Skizzen, o. J.; zahlreiche Feuilletons in N. Fr. Pr.; Reise ins Jugendland (Erinnerungen), Übers. der Sonette W. Shakespeares, 1933, usw., alle Manuskripte, sonstiger Nachlaß, Familienbesitz.
L.: Jb. der Wr. Ges. (s. u. Lothar S. v. R.); Th. Escherich, in: Wr. klin. Ws. 18, 1905, S. 981; Wiss. und Kunst in der Ostmark, 1938, Sp. 1191 (mit Bild); P. Krepler, in: Der Kinderarzt 18 (35), 1987 (mit Bild); ders., Das Kind und sein Arzt. 150 Jahre St. Anna-Kinderspital, 1988, S. 76, 88, 90f., 99, 101 (mit Bild); B. A. Oberhamer, in: FAC. Fortschritte der antimikrobiellen und antineoplast. Chemotherapie 11/3, 1992, S. 342f.; AdR, Archiv des St. Anna-Kinderspitals, beide Wien; Mitt. Albrecht Schrutka-Rechtenstamm, Molln, OÖ.
(F. Hillbrand-Grill)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 267
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