Schuch, Ernst Gottfried von; eigentl. Ernest (1846-1914), Dirigent

Schuch Ernst (eigentl. Ernest) Gottfried von, Dirigent. Geb. Graz (Stmk.), 23. 11. 1846; gest. Kötzschenbroda, Sachsen (Dresden, Deutschland), 10. 5. 1914. Sohn eines höheren Beamten, Gatte der Sängerin Clementine S. (s. d.). S. besuchte die Schule in Graz und Marburg a. d. Drau (Maribor) und trat bereits in seiner Kindheit als Geiger und Pianist in öff. Konzerten auf. Während seines Jus- stud. an der Univ. Graz leitete er den Akadem. Gesangver. und nahm Unterricht beim Dirigenten Eduard Stolz, in Wien bei Dessoff (s. d.). Nach Abbruch seines Stud. begann er 1867 als Dirigent in Breslau (Wroclaw) und kam über Würzburg (1868–70) und Graz (1870–71) nach Basel. Ein Gastdirigat 1872 in Dresden führte zu seinem Engagement an die dortige Hofoper; 1879 Erster Kapellmeister, 1889 Generalmusikdir. S. setzte sich früh für das Oratorienwerk Franz Liszts (s. d.) ein, ebenso für das Werk Richard Wagners („Der Ring des Nibelungen“, „Tristan und Isolde“, „Die Meistersinger von Nürnberg“). Trotzdem gelang es nicht, den von Wagner geschätzten Dirigenten nach Bayreuth zu verpflichten. Während seines Wirkens an der Dresdner Hofoper brachte S. 51 Urauff. und 117 Erstauff. heraus. Von bes. musikgeschichtl. Bedeutung ist dabei auch sein Eintreten für Richard Strauss, dessen Opern „Feuersnot“ (1901), „Salome“ (1905), „Elektra“ (1909), „Der Rosenkavalier“ (1911) er in Dresden zur Urauff. brachte. Auch im Rahmen seiner Europa und die USA umspannenden Konzerttätigkeit (er war ab 1877 Dirigent der Kgl. Hofmusikkapelle in Dresden) setzte er sich (neben der Klassik) für das zeitgenöss. Schaffen (u. a. Strauss, Mahler, s. d., Reger, Pfitzner, Debussy, Ravel) ein. S., als Orchester- und als Ensembleerzieher ebenso wie als Interpret eine „Ausnahmeerscheinung unter den großen Dirigenten seiner Zeit“, machte die Dresdner Oper zu einem der führenden Häuser der Welt und kann als einer der wichtigsten Propagatoren der Musik seiner Periode bezeichnet werden. 1898 wurde er in den österr. Adelsstand mit dem Ehrenwort „Edler von“ erhoben.

L.: Enc. dello spettacolo; Grove, 1980; Grove, Oper; Kosch, Theaterlex.; MGG; Riemann, 12. Aufl.; Suppan; Ulrich (Theater, Tanz und Musik); W. Kienzl, Miscellen, 1886, s. Reg.; FS zur Feier des 25jährigen Bestandes des dt. Gesangver. Graz 1863–88, 1888, S. 19, 38; H. v. Brescius, Die Kgl. Sächs. musikal. Kapelle …, (1898), S. 57ff.; W. Kienzl, Meine Lebenswanderung, 1926, s. Reg.; P. Sakolowski, E. v. S., 1901; F. v. Schuch, R. Strauss, E. v. S. und Dresdens Oper, 2. Aufl. 1953; E. Krause, R. Strauss, 3. Aufl. 1963, s. Reg.; W. Schuh, R. Strauss, 1976, s. Reg.; C. Wagner. Die Tagebücher 2, 1977, S. 791; C. Wagner – R. Strauss. Ein Briefwechsel, hrsg. von F. Trenner, 1978, S. 22f.; I. Samlicki-Hagen, Die Lehr- und Wanderjahre W. Kienzels, phil. Diss. Wien, 1979, S. 43, 65, 119, 226, 247f., 327; C. Wagner, Das zweite Leben, hrsg. von D. Mack, 1980, s. Reg.; G. Mahler – R. Strauss. Briefwechsel 1888–1911, hrsg. von H. Blaukopf, 1980, s. Reg.; G. Mahler. Briefe, Neuausg., erweitert und revidiert von H. Blaukopf, 1982, s. Reg.; G. Mahler. Unbekannte Briefe, hrsg. von H. Blaukopf, 1983, s. Reg.; H. Schnoor, Dresden. 400 Jahre dt. Musikkultur, o. J., s. Reg.
(O. Hafner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 281
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