Schudrich, Jakub (1906-1943), Schriftsteller

Schudrich Jakub, Schriftsteller. Geb. Uhnów, Galizien (Uhniv, Ukraine), 20. 11. 1906; gest. Lemberg, Dt. Reich – Generalgouvernement (L’viv, Ukraine), 17.(?) 5. 1943 (ermordet). Handwerkersohn; mos. Wie seine Eltern lebte S. in größter Armut. Er besuchte eine jidd. Schule, die von Awigdor Spritzer gegründet worden war, einem Dichter und Stückeschreiber, der großen Einfluß auf S.s Entwicklung nahm. S. kam als Geselle um 1928/29 nach Lemberg, wo er sich mit einer Gruppe jidd. Literaten zusammenschloß, die die Literaturz. „Tsushtayer“ begründete, und war Mitarbeiter dieser sowie anderer literar. Z. (u. a. „Oifroiz“). 1932 gehörte er zu den Mitbegründern der AJAP (Allg. Jüd. Arbeiter-Partei) in Lemberg, die der kommunist. Partei nahestand und zwei Jahre später wieder aufgelöst wurde. S. wurde wegen seiner polit. Agitation bespitzelt und auch kurzfristig festgenommen, wobei er durch Beschlagnahmung seine Manuskripte verlor. Im Organ der AJAP, „Der veg tsu shtern“, hatte er u. a. soziale Lyrik veröff. Bei den durch die Ermordung eines Arbeitslosen durch die Polizei hervorgerufenen Arbeiterunruhen im April 1936 wurden auf den Barrikaden S.s Lieder gesungen. 1937 erschien sein erster Gedichtbd., „Di erd rirt“, 1940 kam eine zweite Smlg. im sowjet. besetzten Lemberg heraus. S. blieb nach dem Einmarsch der Dt. in Lemberg. Sein Versuch, sich mit einer Gruppe junger Leute zu den Partisanen in den Wäldern um Brody durchzuschlagen, wurde an die Gestapo verraten, S. ermordet. Von S.s Schaffen ist nur sehr wenig erhalten: Zwei kleine Ged.Smlgg., einzelne Ged. in Sammelbde. und Z. sowie ein Brief aus dem Getto (1942). Verlorengegangen ist u. a. Unveröffentlichtes, insbes. ein dramat. Poem über den Balschem.

W.: s. u. bei Leksikon fun der nayer yidisher literatur.
L.: N. Bomze, in: Yidishe Kultur (New York), 1946, S. 53f. (mit Bild); A. Spritzer, in: J. S., Di erd rirt (La tierra se mueve. Poesias), 1953, S. 3f.; N. M. Gelber, Enc. of the Jewish Diaspora. Poland Ser., Bd. Lwów, Tl. 1, 1956, Sp. 764; H. Witt, Der Fiedler vom Getto. Jidd. Dichtung aus Polen, 1966, S. 162ff.; Y. Shulmeister, in: Sovetish heimland, 1977, S. 115ff. (mit Bild); Leksikon fun der nayer yidisher literatur 8, 1981, Sp. 563; J. Chonigsman, Katastropha lwowskogo ewrejstwa, 1993, S. 47f. (mit Bild); ders., in: Shofar, Oktoberh. 1997.
(A. L. Staudacher)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 285
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