Schücker, Zdenko (1842-1904), Politiker und Rechtsanwalt

Schücker Zdenko, Politiker und Rechtsanwalt. Geb. Saaz, Böhmen (Žatec, Tschechien), 26. 10. 1842; gest. Wien, 4. 12. 1904. Sohn eines Kreiskoär., Bruder des Vorigen. S. absolv. das Gymn. in Saaz und Prag, wo er auch bis 1865 Jus stud. (1868 Dr. jur.), trat danach in den Staatsdienst beim Landesgericht in Prag, ehe er Ende der 60er Jahre in Eger (Cheb) als Konzipient in die Kanzlei des dortigen Bgm. Graf eintrat. 1872 machte er sich als Anwalt selbständig, engagierte sich auf wirtschaftl. Gebiet in lokalen Genossenschaften, wie der Eskompte Ges., und polit. für die deutschfortschrittl. Partei. 1870–84 Vorstandsmitgl. im Deutschpolit. Ver. in Eger, entwickelte er sich zur führenden Persönlichkeit der Deutsch-Liberalen in Westböhmen, stand dabei aber in kontinuierl. Gegensatz zu den starken dt.radikalen und antisemit. Kräften im Egerland. Danach war S. Vors. des 1884 gegründeten Dt. Nationalver. für das nordwestl. Böhmen in Eger (seit 1895 Bund der Dt. im Egerer Kreis). Lange Jahre auch Mitgl. der Egerer Gmd.Vertretung, wurde er 1893 im Stadtwahlkr. Eger in den böhm. Landtag gewählt. Bei der Wahl zum Bgm. von Eger unterlag er dem alldt. Kandidaten ebenso wie bei den Landtagswahlen 1895, wurde in der Folge als Kandidat der Handels- und Gewerbekammer Eger in den Landtag entsandt und vertrat ab 1901 den Stadtwahlkr. Brüx, Bilin usw. Seit 1895 war er auch Reichsratsabg. für den Stadtwahlbez. Saaz, kümmerte sich bes. um Rechts- und Steuerfragen und gehörte zu den aktivsten Rednern der dt. Fortschrittspartei. Berühmt wurde seine durch den Lärm der dt. Obstruktion gegen die Baden. Sprachenverordnungen bewußt verhinderte Rede vom Mai 1897, als er – von den eigenen Mitstreitern gehindert – mehr als vier Stunden vergebl. das Wort verlangte. Wenig später brachte er für seine Partei den Antrag auf Min.Anklage gegen Badeni (s. d.) ein, da dieser den Egerer Volkstag, an dessen Organisation S. maßgebl. Anteil hatte und der dann als geschlossene Veranstaltung zu einer Demonstration gegen die Sprachenverordnungen wurde, verbieten hatte lassen. S. war ferner Mitgl. des Geschworenenver. von Eger und Ehrenbürger u. a. von Tachau (Tachov). Kurz nachdem er bei einer Versmlg. in Wien gegen die neuen Schulgesetze gesprochen hatte, brach er tot zusammen.

W.: Drei Reden, gehalten im österr. Abg.Hause … 1898, 1898; zahlreiche Artikel in N. Fr. Pr., Prager Tagbl., usw.
L.: Bohemia, Prager Tagbl. (beide Mittagsausg.) und N. Fr. Pr., 5., Egerer Ztg., 5., 7. und 10. 12. 1904; Biograph. Jb. 10, 1907, Sp. 104f.; Egerländer Biograf. Lex.; Almanach sněmu království Českého (1895–1901), hrsg. von M. Navrátil, 1896 (mit Bild); Jurist. Bll. 33, 1904, S. 595f.; G. Kolmer, Parlament und Verfassung in Österr., 6–8, 1910–14, s. Reg.; D. Harrington-Müller, Der Fortschrittsklub im Abg.Haus des österr. Reichsrats 1873–1910 (= Stud. zur Geschichte der Österr.-ung. Monarchie 11), 1972, s. Reg.; M. Lišková, Slovník představitelů zemské samosprávy v Čechách 1861–1913, 1994; Collegium Carolinum, München, Deutschland; Smlg. Harald Binder, Wien.
(R. Luft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 288
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