Schüssler, Rudolf (1865-1942), Mathematiker

Schüssler Rudolf, Mathematiker. Geb. Wien, 5. 4. 1865; gest. ebenda, 15. 1. 1942. Sohn eines Goldarbeitermeisters. Stud. nach Absolv. des Communal-Realund Obergymn. Mariahilf ab 1882 Mathematik und Physik an der Univ. Wien, legte 1888 die Lehramtsprüfung aus diesen Fächern ab und wurde im selben Jahr zum Dr. phil. prom. 1888/89 Probekandidat am Akadem. Gymn., besuchte er 1889/90 Vorlesungen über Darstellende Geometrie sowie Übungen im Konstruktiven Zeichnen an der Techn. Hochschule und wurde 1890 Ass. an der Lehrkanzel für Darstellende Geometrie. 1893 ging er in gleicher Eigenschaft an die Techn. Hochschule Graz und suppl. dort 1894/95 die Vorlesungen Mathematik I. 1895 habil. er sich für Darstellende Geometrie, wurde 1896 ao. Prof., 1902 o. Prof. und fungierte 1900–03 sowie 1913–15 als Vorstand der Maschinenbauschule, 1921–23 der Hochbauschule, stand 1904/05 sowie 1918/19 der Hochschule als Rektor vor, wurde 1930 emer. und lebte ab 1939 in Wien. Neben kleineren Arbeiten zu Problemen u. a. der Kegelschnitte veröff. S. ein weit verbreitetes Lehrbuch der Orthogonalen Axonometrie, in dem er die Theorie der Abbildung in ihren Zusammenhängen zur Affinitiven und zur Projektiven Geometrie darstellt. Stets verband er gründl. theoret. Wissen mit eingehender Darstellung der prakt. Verwendbarkeit, bot dabei eine Fülle von Konstruktionsgedanken und behandelte neben den wiss. Fragen auch solche der Schulgeometrie. S., ein vorzügl. akadem. Lehrer, war auch um die sozialen Belange der Studenten bemüht, für die er „Vater Schüssler“ war. Öff. Anerkennung fand er in der Übertragung akadem. Ehrenämter, in der Ernennung zum HR und der Aufnahme in die Leopoldin.-Karolin. Akad. der Naturforscher in Halle. S. unterstrich in seiner Laufbahn die erst später von weiteren Kreisen erkannte Bedeutung des Wissens um die Möglichkeiten der nutzbringenden Verwertung rein theoret. Überlegungen.

W.: Vorschule der Mathematik für österr. Untergymn. …, gem. mit J. Schram, 1889, 2. Aufl. 1890; Übungsstoff zur Vorschule …, gem. mit J. Schram, 4 He., 1889, 2. Aufl. 1890; Über die Durchdringungscurve von Rotationsflächen zweiter Ordnung mit sich schneidenden Axen, in: Monatshe. für Mathematik und Physik 5, 1894;Über Kreise, welche Kegelschnitte doppelt berühren, in: Archiv der Mathematik und Physik, R. 3, 2, 1902; Die richtige Deutung perspektiv. Bilder, in: K. k. Techn. Hochschule in Graz. Reden … bei der Inauguration des Rektors … 1904/05, 1904; Orthogonale Axonometrie. Ein Lehrbuch …, mit Tafelh., 1905, 2. Aufl. (1923); Über Krümmungskreise von Kegelschnitten, in: Archiv der Mathematik und Physik, R. 3, 11, 1907; Über die Konstruktion von Kegelschnitten, welche nur durch imaginäre Bestimmungspunkte gegeben sind, ebenda, R. 3, 16, 1910; Die konstruktive Verwertung einer elementaren einheitl. Kegelschnittsdefinition, in: Z. für math. und naturwiss. Unterricht 42, 1911; usw.
L.: Eisenberg, 1893, Bd. 2; Kürschner, Gel.Kal., 1926–35; Poggendorff 4–7; H. Horninger, in: Dt. Mathematik 7, 1944, S. 598ff. (mit Bildern und Werksverzeichnis); G. Berka, 100 Jahre Dt. Burschenschaft in Österr. 1859–1959, 1959, S. 82; M. Ludescher, Das wiss. Personal an der Techn. Univ. Graz, 2. Aufl. 1995; Archiv der Techn. Univ. Wien.
(D. Gronau)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 296f.
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