Schütz, Friedrich (1844-1908), Journalist und Schriftsteller

Schütz Friedrich, Journalist und Schriftsteller. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 24. 4. 1844; gest. Wien, 22. 12. 1908. Ab 1875 verehel. mit Bertha S., Vater von Berta S., verehel. Pauli (beide s. d.); mos. S., der angebl. bei den Piaristen erzogen wurde, ergriff in jungen Jahren die schriftsteller. und journalist. Laufbahn und trat früh mit tw. polem. Dramen an die Öffentlichkeit: So ist „Täuschung auf Täuschung“ (1869) gegen die Jesuiten gerichtet. Das polit. Schlüsseldrama „Cabale“, das das England des 17. Jh. als Deckmantel verwendet, rief bei der Premiere in Prag einen derartigen Sturm der Entrüstung hervor, daß es erst nach der Ära der Regierung Hohenwart freigegeben wurde. Bereits in Prag war S., der führenden liberalen Politikern wie Eduard Herbst oder Schmeykal (beide s. d.) verbunden und durch sie auch polit. wirksam war, Korrespondent der „Neuen Freien Presse“. Ab 1873 war er in der Red. dieses Bl. in Wien tätig. Von der Politik enttäuscht, konzentrierte er sich in späteren Jahren vorwiegend auf den Bereich der Theaterkritik. Sein journalist. Ansehen zeigt sich u. a. in der Tatsache, daß er zur Krönung von Zar Nikolaus II. (1894) als Ber.Erstatter entsendet wurde. Die anläßl. dieser Reise entstandene Artikelser. wurde erweitert unter dem Titel „Das heutige Rußland“ (1897) auch in Buchform hrsg. In den 90er Jahren wandte er sich erneut der dramat. Dichtung zu, dem hist. Schauspiel, dem Lustspiel, der Posse. Seine Begabung liegt nicht auf dem Gebiet der Menschenzeichnung, daher nimmt er Zuflucht zu häufigem Beiseitereden. Er neigt zum Einsatz von Täuschung, Verstellung, Intrige und Gegenintrige, mit literar. Anspielungen und Zitaten. Genau berechnend baut er Verwirrung und Schrecken auf und gelangt darauf rasch zur Lösung. Etliche seiner Dramen wurden auch auf Wr. Bühnen aufgef., etwa „Alte Mädchen“ am Hofburgtheater (1887) oder das hist. Schauspiel „Sophie Dorothea“ am Dt. Volkstheater (1890). S.’ umfangreichste schriftsteller. Arbeit jedoch ist das Fragment gebliebene und von seiner Tochter Berta hrsg. Werk über „Werden und Wirken des Bürgerministerium“ (1909). S. war einige Zeit auch Mitgl. der Gmd.Vertretung von Wien-Hernals. Bereits lange vor dessen tatsächl. Gründung trat er mit der Idee für das K. Jubiläums-Stadttheater hervor.

W.: Von der Redoute, 1867; Gegenseitig, 1869; Alte Mädchen, 1887; Wr. Theater-Eindrücke, 1896 (Vortrag); Seine Hoheit, 1897; Eine Erinnerung an F. Raimund, 1898; Bilder aus Altwien (F. Raimund), in: N. Fr. Pr., 22.–23. 5. 1907; Systematisch (= Universal-Bibl. 313), o. J.; Wilhelm der Eroberer (= ebenda, 336), o. J.; usw.
L.: N. Fr. Pr., NWT, Fremden-Bl. (Abendausg.), 23. 12. 1908; Brümmer; Die Fackel, s. Reg.; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg. (mit Bild); Wininger; Wurzbach; J. Stern – S. Ehrlich, Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“. 1859–1909, 1909, S. 179 (mit Bild); K. Glossy, 40 Jahre Dt. Volkstheater, (1929), S. 69; Mitt. des Sudetendt. Archivs, F. 119, 1995; WStLA Wien.
(K. Adel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 302
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