Schuller, Michael Gottlieb (1802-1882), Pfarrer und Politiker

Schuller Michael Gottlieb, Pfarrer und Politiker. Geb. Klosdorf/Miklóstelke, Siebenbürgen (Cloaşterf, Rumänien), 4. 11. 1802; gest. ebenda, 16. 2. 1882. Sohn eines Pfarrers und Gymn.Lehrers, Schwager von Joseph Samuel Fabini, Schwiegervater von K. Gooss d. J. (beide s. d.); evang. AB. S. besuchte das Gymn. in Schäßburg/Segesvár (Sighişoara), stud. danach 1821–23 am ref. Kollegium in Klausenburg/Kolozsvár (Cluj-Napoca) und 1823–26 an der protestant.-theolog. Lehranstalt in Wien. Danach unterrichtete S., dessen Vortragsstil bes. geschätzt war, 1826–40 am Gymn. in Schäßburg, das er, nachdem er schon 1839 die Funktion eines Konrektors ausgeübt hatte, 1840–42 als Rektor leitete. Unter seinem Rektorat wurde die Bürgerschule in Schäßburg errichtet. Auch nach dieser Zeit blieb er mit dem Schäßburger Schulwesen verbunden. Nach einem Intermezzo als Pfarrer in Denndorf/Szászdálya (Daia), 1842–45, kehrte S. 1845 als Stadtpfarrer (bis 1882) wieder nach Schäßburg zurück und fungierte daneben auch als Schulinsp. Dabei erwarb er sich Verdienste; so bei der Wiederherstellung des Realgymn. (1856) oder bei der Adaptierung des alten Rathauses für Schulzwecke. In den 50er Jahren trat S. auch als Repräsentant der evang. Kirche hervor. So gehörte er zu jenen Vertretern des Oberkonsistoriums, die die Gespräche mit dem Kultusmin. über die Kirchenautonomie vorbereiteten, ebenso wie er an den Verhh. bezügl. der Zehententschädigungen beteiligt war. 1857–66 Dechant des Kisder Kapitels, war er an der Seite von Superintendent Georg Paul Binder (s. d.) 1865–70 Superintendential-Vikar der evang. Kirche AB in Siebenbürgen. 1867 kandidierte S. für das Amt des Superintendenten, unterlag aber in der Stichwahl Georg Daniel Teutsch. 1863–64 war S. außerdem Abg. des siebenbürg. Landtags und wurde von diesem zur selben Zeit in den Reichsrat entsandt. Zur Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums (1875) wurde eine Stiftung errichtet, die Geistlichen des Kapitels Reisen nach Deutschland ermöglichen sollte.

W.: s. u. bei Trausch
L.: Siebenbürg.-Dt. Tagebl., 17. und 18. 2. 1882; Szinnyei; Trausch, s. Reg.; Wurzbach (s. u. Schuller Johann Karl); G. D. Teutsch, in: Archiv des Ver. für siebenbürg. Landeskde. NF 17, 1882, bes. S. 243ff.; R. Schuller, Geschichte des Schässburger Gymn. (= Wiss. Beilage zum Schulprogramm des ev. Gymn. AB in Schäßburg 1895/96), 1896, S. 157f.; F. Teutsch, Geschichte der Siebenbürger Sachsen 3, 1910, s. Reg.; ders., Geschichte der ev. Kirche in Siebenbürgen 2, 1917, s. Reg., bes. S. 424; Mitt. Evang. Kirchengmd. AB Schäßburg, Sighişoara, Rumänien.
(G. Gündisch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 328f.
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