Schultz, Richard; Künstlername Schultz-Donato (1863-1928), Theaterdirektor, Regisseur und Schauspieler

Schultz — Richard, Künstlername Schultz-Donato, Theaterdirektor, Regisseur und Schauspieler. Geb. Wien, 3. 4. 1863; gest. Berlin (Dtld.), 5. 2. 1928. Sohn eines Seidenhändlers, in erster Ehe ab 1888 mit der Soubrette Josefine Dora, geb. Friese (geb. Wien, 13. 1. 1867; gest. Ostseebad Kühlungsborn, Dtld., 26. 5. 1944), verehel., von der er später geschieden wurde. S. besuchte das Konservatorium für Musik und darstellende Kunst in Wien und debüt. 1879 als Schauspieler am Sulkowskyschen Theater in Wien. Nach Engagements an verschiedenen Provinzbühnen war er im Rollenfach des jugendl. Helden 1887 am Dt. Theater in Berlin, 1888 am Dt. Kaiserl. Hoftheater in St. Petersburg, 1889–91 in Berlin am Berliner Theater verpflichtet. Ab 1891 leitete er ein Tourneetheater und daneben eine zeitlang auch das Tivoli-Theater in Bremen. 1893–98 war S. Dir. und Oberregisseur des Central-Theaters in Berlin, wo er gem. mit einem sehr begabten Mitarbeiterstab, den er aufgebaut hatte, mit großem Erfolg den Typus der Ausstattungsposse schuf. 1898 wurde er als künstler. Dir. an das Theater Unter den Linden berufen, das er umgestalten und renovieren ließ und noch im selben Jahr unter dem neuen Namen Metropol-Theater mit der Ausstattungsoperette „Das Paradies der Frauen“ eröffnete. Gem. mit dem Autor Julius Freund und dem Komponisten Victor Hollaender (ab 1901 engagiert) entdeckte S., der die Inszenierungen selbst besorgte, die abendfüllende, aktuell-satir. Jahresrevue nach Pariser Vorbild (beginnend 1903 mit „Neuestes, Allerneuestes“) für das Berliner Publikum. Das erfolgreiche Team, das durch ein glänzendes Ensemble um Fritzi Massary, Josef Giampietro, Josef Josephi usw. bereichert wurde, machte das Metropol-Theater zu einer weit über Berlin hinaus führenden Revuebühne. Allmähl. jedoch verloren die Jahresrevuen, die durch lange Zeit als das große gesellschaftl. Ereignis in Berlin angesehen wurden, ihre Zugkraft und S. mußte nach Beginn des Ersten Weltkriegs verstärkt auf Operettenproduktionen umsteigen (etwa Jacques Offenbach „Die Großherzogin von Gerolstein“, Leo Fall „Die Rose von Stambul“ oder Emmerich Kálmán „Die Csárdásfürstin“). 1919 zog sich S., der es zu ansehnl. Vermögen gebracht hatte, auf sein Gut in Bayern, dann nach Graz, zurück. Er starb in Berlin, angebl. im Begriff, sich wieder aktiv dem Theaterleben zu widmen.

L.: Der Tag (Berlin), Berliner Nachtausg., Berliner Lokal-Anzeiger (beide mit Bild), BZ am Mittag, 6., Berliner Morgenpost (mit Bild), N. Fr. Pr., 7. 2. 1928; Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; Ulrich (Theater, Tanz und Musik); Dt. Bühnen-Almanach (bzw. Neuer Theater-Almanach) 52ff., 1888ff.; D. Duncker, in: Bühne und Welt 10, 1907/08, S. 45ff. (mit Bild); F. Friedmann-Frederich, in: Jb. der Berliner Bühnen, Jg. 1925/26, o. J., S. 102f.; Dt. Bühnen-Jahrbuch 40, 1929, S. 99 (mit Bild); W. Freund, in: Kleine Schriften der Ges. für Theatergeschichte 19, 1962, S. 46ff. (mit Bild); O. Schneidereit, F. Massary, 1970, passim; F.-P. Kothes, Die theatral. Revue in Berlin und Wien 1900–40 …, phil. Diss. Wien, 1972, S. 35ff.; O. Schneidereit, Berlin, wie es weint und lacht, 1973, bes. S. 97f., 115ff., 271 (mit Bild); J.-U. Vöhnecke, Die Berliner Jahresrevuen 1903–13 …, phil. Diss. Köln, 1997, bes. S. 182ff., 233; Mitt. Herbert Jacob, Berlin, Dtld.
(E. Fleissner-Moebius)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 351f.
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