Schulzer von Müggenburg (Muggenburg, Šulcer-Migenburg), Stephan (Joseph) (Stjepan, István) (1802-1892), Mykologe und Offizier

Schulzer von Müggenburg (Muggenburg, Šulcer-Migenburg) Stephan (Joseph) (Stjepan, István), Mykologe und Offizier. Geb. Vidusevitz/Glina, kroat. Militärgrenze (Viduševac, Kroatien), 19. 8. 1802; gest. Winkowitz/Vinkovce (Vinkovci, Kroatien), 5. 2. 1892. Off.-Sohn. Entstammte einer im 18. Jh. aus dem Magdeburg. nach Österr. eingewanderten Familie. Ohne Schulbesuch, erhielt er durch den Vater eine sorgfältige Erziehung, wurde nach dessen Tod Kadett, kam 1817 zum IR 39, avancierte bis 1839 zum Hptm. 1841 aus gesundheitl. Gründen in den zeitl. Ruhestand getreten, nahm er 1842 den Dienst wieder auf, diente zwar 1848 als Mjr. bei der ung. Nationalgarde, wurde aber im Folgejahr rehabilitiert und dem österr. Heer wieder eingegliedert. S. war während seiner Militärzeit vielfach in Militärschulen eingesetzt, u. a. ab 1852 als Kmdt. der Grenzstabsschule Winkowitz, 1858 des Militärobererziehungshauses Kamenitz (Kamenica). 1858 i. R., tat er 1859 noch Sonderdienst beim Brooder Grenzrgt. Schon 1831 begann sich S. als Autodidakt dem Stud. der Pilze zu widmen. Er forschte u. a. auf dem Gebiet des damaligen Ungarn, in Siebenbürgen, Slawonien und der Slowakei. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröff. er in Büchern sowie zahlreichen Abhh. in Z. und illustrierte seine Publ. nach selbstangefertigten Farbzeichungen. Sein unveröff. gebliebenes Werk über Schwämme und Pilze aus Ungarn und Slawonien wurde 1869 von der Ung. Akad. der Wiss. erworben, die im selben Jahr ergänzende Arbeiten in den Karpaten finanzierte und einen Tl. durch Kalchbrenner (s. d.) herausgeben ließ. S. korrespondierte mit bedeutenden Myzetologen, u. a. mit dem Franzosen Lucien Quelet sowie den kroat. Naturwissenschaftlern Spiridion Brusina und Ljudevit Farkaš Vukotinović. S., Mitgl. mehrerer in- und ausländ. gel. Ges. und Nestor der Mykol. in Kroatien, galt als anerkannter Experte in Österr.-Ungarn, obwohl seine Arbeiten tw. Mängel des Autodidakten zeigen. Mehrere der von ihm beschriebenen Pilzsorten wurden jedoch als neu anerkannt und fünf tragen seinen Namen.

W.: Systemat. Aufzählung der Schwämme Ungarns, Slavoniens und des Banates, in: Verhh. der k. k. zoolog.botan. Ges. in Wien 7, 1857; Die bisher bekannten Pflanzen Slavoniens, gem. mit A. Kanitz und J. A. Knapp, ebenda, 16, 1866; Icones selectae Hymenomycetum Hungariae, gem. mit K. Kalchbrenner, 4 He., 1873–77; Einige Worte über die Magyarhon Myxogasterei, hrsg. von F. Hazslinszki, 1877, Neuaufl. 1886; Das unangenehmste Erlebnis auf der Bahn meines wiss. Forschens, 1886; zahlreiche weitere Abhh. in Verhh. der k. k. zoolog.-botan. Ges. in Wien, Flora, Oesterr. Botan. Z., Rad JAZU, Glasnik Hrvatskoga naravoslovnoga družtva, usw. – Teilnachlaß, Nacionalna i sveučilišna bibl. (National- und Univ.Bibl.), Zagreb, Kroatien.
L.: M. Életr. Lex.; Nar. Enc.; Szinnyei; Wurzbach; Znam. Hrv.; A. Kanitz, in: Linnaea 33, 1864–65, S. 644f.; Oesterr. Botan. Z. 30, 1880, S. 1ff.; S. Brusina, in: Vienac, 1880, S. 737ff. (mit Bild); ders., in: Glasnik Hrvatskoga naravoslovnoga družtva, 1888, S. 335ff.; Botanik und Zool. in Österr. …, 1901, s. Reg.; V. Vouk, in: Glasnik Hrvatskoga prirodoslovnoga društva, 1927/28, S. 85ff.; E. Gombocz, A magyar botanika története, 1936, s. Reg., bes. S. 530ff. (mit Bild); R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 135f.; J. H. Barnhart, Biographical Notes upon Botanists 3, 1965; M. Tortic, in: Priroda, 1972, S. 252f.; KA Wien.
(T. Radauš)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 356f.
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