Schumacher, Casimir Carl (1766-1824), Buchhändler und Politiker

Schumacher Casimir Carl, Buchhändler und Politiker. Geb. Freiburg i. Br., Vorderösterr. (Dtld.), 4. 9. 1766; gest. Innsbruck (Tirol), 7. 2. 1824. Sohn eines Zollamtsoffizials, Vater von Karl (s. u. Franz S.) und Johann Nep. S., Großvater von Franz und Philipp S. sowie von Anton S. v. Marienfrid, Urgroßvater von Eckart und Siegmund S. v. Marienfrid (alle s. d.) und Josef S. (s. u. Franz S.), Schwager des Buchhändlers Michael Alois Wagner. S. kam 1792 nach Innsbruck, wo er als Buchhalter in der Wagner’schen Buchhandlung und Buchdruckerei arbeitete. 1797–1801 Mitgl. der Innsbrucker Bürgergarde, erhielt er 1802 das Bürgerrecht. Im selben Jahr wurde er Gesellschafter und 1803 nach dem Tod seines Schwagers und von dessen Witwe Alleinbesitzer der Buchhandlung und nunmehrigen Hof-, Landschafts- und Univ.-Buchdruckerei. Nach dem Einmarsch der bayr. Truppen in Innsbruck wurde S. im November 1805 zuerst prov., im Frühjahr 1806 def. zum Magistratsrat ernannt und im folgenden Jahr zum Bgm. gewählt. Seine Amtszeit fiel in eine unruhige Periode der Stadtgeschichte, die durch die bayr. Besatzung sowie die mehrfachen Eroberungen Innsbrucks und den Aufstand der Tiroler Bauern 1809 geprägt war. Als Bgm. war S. Vollzugsorgan der jeweiligen Besatzungsmacht und zog sich dadurch den Unmut vieler Bürger zu. Auch die Bauern ließen ihrer Aversion gegen die Stadt freien Lauf, S.s Haus wurde zweimal geplündert, er selbst von beiden Kriegsparteien verhaftet. Diese Ereignisse bewogen ihn, sein Amt im August 1809, wenige Wochen nach seiner Wiederwahl, niederzulegen. Im September 1809 wurde S. von den Aufständischen um Andreas Hofer als angebl. Kollaborateur verhaftet, nach kurzem Arrest aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Nur seine Druckerei litt in dieser polit. turbulenten Zeit nicht, da alle Proklamationen und Verordnungen der jeweils Regierenden bei ihm gedruckt wurden, allerdings entstanden durch die mangelnde Zahlungsmoral der Auftraggeber finanzielle Verluste. Seine Teilnahme an der Tiroler Unterwerfungsdeputation nach München im Dezember 1809 stellte seine vorerst letzte polit. Handlung dar. Danach konzentrierte er sich bes. auf den weiteren Ausbau seiner geschäftl. Agenden, so erhielt er u. a. den Druckauftrag für das von F. Gentz (s. d.) 1814 gegründete Regierungsorgan „Bothe von und für Tirol und Vorarlberg“. Als Buchdrucker und Buchhändler von der Stagnation des geistigen Lebens und der Zensur bes. getroffen, versuchte er die literar. Szene – etwa durch die Hrsg. des Allg. National-Kal. für Tirol und Vbg. (ab 1822) – zu beleben. Auch deshalb gelang es ihm, sein Unternehmen nach der Rückkehr Tirols zu Österr. zu festigen und einige Jahre vor seinem Tod auch räuml. durch den Ankauf eines Nachbarhauses zu erweitern. Im öff. Leben weiterhin präsent, fungierte er u. a. ab 1813 wieder als Munizipalitätsrat im Innsbrucker Rathaus und gehörte 1822 zu den Gründungsmitgl. und Stiftern der Innsbrucker Sparkasse.

W.: Meine Laufbahn als Bgm. 1809, in: Verlags-Kat. der Wagner’schen Univ.-Buchhandlung in Innsbruck, 1904, sowie in: Beitrr. zur Familiengeschichte, hrsg. von E. Schumacher v. Marienfrid, 1924, S. 42ff.
L.: Volks- und Schützen-Ztg., 30. 12. 1872; Innsbrucker Nachrichten, 17. 11. 1928 und 1. 9. 1934 (Sonderbeilage); Tiroler Anzeiger, 21. 1. 1936; Tiroler Tagesztg., 7. 9. 1966; E. v. Schumacher, in: Verlags-Kat. der Wagner’schen Univ.-Buchhandlung in Innsbruck, 1904, S. XIIIff.; J. Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, 2. Aufl. 1909, Neudruck 1983, s. Reg.; Beitrr. zur Familiengeschichte, hrsg. von E. Schumacher v. Marienfrid, 1924, S. 39ff. (mit Bild); K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 4, 1930, s. Reg.; F. Olbert, Tiroler Ztg.Geschichte. Das Tiroler Ztg.Wesen in Nordtirol von den Anfängen bis 1814 (= Tiroler Stud. 16), 1937, S. 58; R. Granichstaedten-Czerva, Beitrr. zur Familiengeschichte Tirols (= Schlern-Schriften 131), 1954, s. Reg.; F. Huter, Geschichte der Sparkasse der Stadt Innsbruck (= Tiroler Wirtschaftsstud. 16), (1962), s. Reg.; G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983 (s. u. Schumacher von Marienfried Siegmund); Ch. Schwaighofer, Literar. Gruppen in Tirol, phil. Diss. Innsbruck, 1983, S. 21f.; (R.) Granichstaedten-Czerva, Andreas Hofers alte Garde, o. J., s. Reg., bes. S. 40ff.
(Th. Albrich)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 359f.
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