Schumann-Heink, Ernestine (Tini); geb. Rössler, geschiedene Heink, verwitwete Schumann, geschiedene Rapp, Künstlername Schumann-Heink (1861-1936), Sängerin

Schumann-Heink Ernestine (Tini), geb. Rössler, geschiedene Heink, verwitwete Schumann, geschiedene Rapp, Künstlername Schumann-Heink, Sängerin. Geb. Lieben, Böhmen (Praha, Tschechien), 15. 6. 1861; gest. Los Angeles, Cal. (USA), 17. 11. 1936. Tochter des Lt. Johann Rössler und der Karoline Goldmann, besuchte sie die Schule der Ursulinen in Prag, wo bereits ihre gesangl. Begabung auffiel. 1874 wurde ihr Vater nach Graz versetzt (1887 als Mjr. i. R.), wo S.-H., bei Marietta v. Leclair ausgebildet, bereits mit 15 Jahren als Solistin (Altsolo in Beethovens 9. Symphonie) auftrat. 1878 debüt. sie an der Dresdner Hofoper als Azucena in Verdis „Il Trovatore“, bildete sich aber auch bei Karl Krebs und Franz Wüllner weiter aus. Nach einem Engagement an der Berliner Krolloper (1882) kam sie 1883 ans Hamburger Stadttheater, an dem sie bis 1898 blieb. 1892 gastierte S.-H. sehr erfolgreich an der Londoner Covent Garden Opera, an der sie unter der Leitung Mahlers (s. d.) die Fricka, Erda und Waltraute in Wagners „Der Ring des Nibelungen“ sowie die Brangäne in „Tristan und Isolde“ sang; auch 1897–1900 gastierte sie, vornehml. in Wagner-Rollen, an diesem Haus. 1896–1914 war sie ständige Mitwirkende bei den Festspielen in Bayreuth. Nach einem ersten Gastspiel in den USA (1898 in Chicago) sang S.-H. 1899 (Debüt als Ortrud in Wagners „Lohengrin“) bis 1903 regelmäßig an der Metropolitan Opera New York, um danach nur mehr für einzelne Spielzeiten dorthin zurückzukehren; 1932 verabschiedete sie sich von diesem Haus in ihrer Glanzrolle als Erda. 1909 war S.-H. die Clytemnestra der Dresdner Urauff. von R. Strauss’ „Elektra“. In den USA 1908 naturalisiert, stieg sie v. a. durch zahlreiche Konzerttourneen (ab 1903) – auch mit populären Programmen – und durch ihre zahllosen Konzerte zugunsten der amerikan. Soldaten während und nach dem Ersten Weltkrieg zu legendärem Ruf auf („Mother Schumann-Heink“). Gegen Ende ihrer Laufbahn trat sie – auch bedingt durch ihren Vermögensverlust nach dem New Yorker Börsenkrach von 1929 – als Operettensängerin und im Rundfunk auf und hatte 1935 in dem Tonfilm „Here’s to Romance“ einen großen Erfolg. Einhellig wird sie als die bedeutendste Altistin ihrer Generation bezeichnet. Ihre Laufbahn währte mehr als 50 Jahre, wobei neben ihren Wagnerrollen auch Partien wie z. B. die Fidès in G. Meyerbeers „Le prophète“ und die Knusperhexe in E. Humperdincks „Hänsel und Gretel“ zu nennen sind. Von ihrer Stimme, die wegen ihrer pastosen Fülle, aber auch wegen ihrer makellosen Beherrschung der Koloratur bewundert wurde, existieren zahlreiche Tonaufnahmen. Aus ihren drei Ehen – 1882 mit dem Sekretär der Dresdner Hofoper, Ernst Heink, von dem sie sich 1893 scheiden ließ, 1893 mit dem Schauspieler und Dir. des Hamburger Thalia-Theaters, Paul Schumann, der 1904 starb, 1905 mit dem Chicagoer Rechtsanwalt William Rapp, von dem sie sich 1914 trennte – gingen sieben Kinder hervor.

L.: Eisenberg, Bühnenlex.; Enc. dello spettacolo; Grove, 1980; Grove, Oper; Kosch, Theaterlex.; Kutsch–Riemens, 3. Aufl. 1997; MGG; Riemann, 12. Aufl.; A. Kohut, Die Gesangsköniginnen in den letzten drei Jhh., (1908), S. 242ff.; M. Lawton, S.-H., 1928, Neudruck 1977; J. Kolodin, The Story of the Metropolitan Opera 1883–1950, 1953, s. Reg. (mit Bild); Le Grandi Voci, (1964) (mit Diskographie); H. Pleasants, The Great Singers, 1967, s. Reg. (mit Bildern); K. McPherson, in: Record Collector 17, 1967/68 (mit Diskographie), 20, 1971/72, 25, 1979/80; J. Steane, The grand tradition, 1974; M. Scott, The record of singing, (1977), s. Reg. (mit Bild); The New Grove Dictionary of American Music, (1986); J. Kesting. Die grossen Sänger, 1986, s. Reg.; The American Biographical Archive, Ser. 1–2, 1987–91 (Mikrofichesausg.); J. L. Howard, Madame E. S. H. Her Life and Times, 1992; J. M. Fischer, Grosse Stimmen, (1993), s. Reg.; International Dictionary of Opera, hrsg. von C. S. Larue, 2, 1993; P. S. Ulrich, Biograph. Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik 2, 1997; KA Wien.
(C. Höslinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 368f.
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