Schuppli, Paul (1861-1947), Agronom

Schuppli Paul, Agronom. Geb. St. Gallen (Schweiz), 8. 4. 1861; gest. Landl (Stmk.), 10. 1. 1947. Sohn eines Schul- und Seminardir.; evang. HB. Nach dem Besuch der Gymn. in St. Gallen und Bern absolv. S. zwei Jgg. (1878–80) an der landwirtschaftl. Schule in Rütti bei Bern. Anschließend belegte er bis 1881 naturwiss. und tierärztl. Fächer an der Univ. Bern, um danach zu praktizieren. 1881–1884 stud. S. mit Unterbrechungen an der Univ. Halle und war daraufhin ein Jahr als Insp. in Stentsch (Brandenburg) tätig. Nach einem landwirtschaftl. Reisejahr, das ihn nach Dänemark, Schleswig-Holstein und Frankreich führte, betrieb S. 1886 Viehzucht auf einem Pachtgut im Kt. St. Gallen. Nach Verkauf dieses Gutes setzte S. seine Stud. an der Univ. Halle fort und legte dort 1891 die landwirtschaftl. Diplomprüfung ab. Im gleichen Jahr wechselte S. an die Univ. Leipzig, wo er 1891 mit der Diss. „Einfluß der Kalbezeit der Kühe auf die Milcherzeugung und auf die Aufzucht“ (gedruckt 1894) zum Dr. phil. prom. wurde. Seit 1892 als Oberverwalter der Schmittmannschen Güterverwaltung in Hintertal-Bachwinkl bei Saalfelden tätig, erfolgte 1897 seine Ernennung zum prov. Dir. der Landesmolkerei-Musterwirtschaft Oberhof in St. Gallen (Stmk.). 1902 wurde S. zum prov. Leiter, 1911 zum def. Dir. der vom Land Stmk. neu gegründeten Landesschule für Alpwirtschaft „Grabnerhof“ bei Admont bestellt. In dieser Funktion widmete sich S., der dem stmk. Landesausschuß direkt unterstellt war, der Reform der Vieh-, und hier v. a. der Rinderhaltung, nach dem Vorbild der schweizer. Graswirtschaft, die auf Kunstdüngung und Kraftfutter verzichtete. Neben der Rinderzucht bestand S.s Hauptaufgabe in der Leitung der Landesschule, wobei er sich durch die Veranstaltung instruktiver Alpwander-, Viehhaltungs- und Almwirtschaftskurse große Verdienste um die steir. Bauernschaft erwarb. Auch die von S. organisierten und geleiteten Stud.Reisen steir. Landwirte in die Schweiz in den Jahren 1899, 1901 und 1906 dienten der anschaul. Unterweisung der Bauern in den Methoden der schweizer. Rinderhaltung. 1887 ehel. er Ida S., geb. Müglich, welche die Kurse für Bauerntöchter an der mit der Landesschule verbundenen Haushaltungsschule leitete. Auch außerhalb seiner schul. Tätigkeit widmete sich S. der Landwirtschaft. So gründete er 23 Viehzuchtgenossenschaften, drei Käsereien, eine Molkereigenossenschaft sowie den steir. Almwirtschaftsver., dem er auch als Obmann vorstand. Zudem bekleidete S. über viele Jahre die Funktion des Hauptgeschäftsführers des österr.-bayer. Almwirtschaftsverbandes. Ständige Querelen mit dem steir. Landesausschuß, die schließl. in dem Vorwurf gipfelten, S. hätte Vieh vom Grabnerhof zu herabgesetzten Preisen gekauft, führten im Juni 1920 zu einer Verwarnung S.s. Im Oktober erfolgte seine Versetzung i. R. unter gleichzeitiger Verleihung des Titels Ökonomierat.

W.: Leitfaden für die Viehhaltungscurse am Oberhof bei St. Gallen (Stmk.), 1900, 2. Aufl.: Viehhaltung und Alpwirtschaft, 1909; Betrachtungen über Alpwirtschaft, in: Südmarkkal. 4, 1901; Eine alpwirtschaftl. Reise steir. Landwirte in die Schweiz, 1902; Landwirtschaft und Viehzucht in Dänemark, in: Südmarkkal. 8, 1905; Der Grabnerhof, die erste Fachschule für Alpwirtschaft, ebenda, 10, 1907; Die zweckmäßige Bauart von Rinderstallungen und Düngerstätten im Tal und auf der Alpe, gem. mit A. Schwarz, 1908; Viehhaltung und Alpwirtschaft, 1909; Wartung und Pflege des Milchviehs, 1912; Der Zaun auf den Alpen, in: Südmarkkal. 18, 1915; Neuzeitl. Viehhaltung, 1935; usw.
L.: W. v. Kaiserfeld, Das Ehepaar S. in seiner Bedeutung für die Stmk., 1910; Hist.-Biograph. Lex. der Schweiz 6, 1929; Landwirtschaftl. Mitt. für Stmk., 11. 1. 1931; Alpwirtschaftl. Monatsbll. 65, 1931, n. 4, S. 108f. (mit Bild); Landwirtschaftl. Mitt., 1. 2. 1947 (mit Bild); Der steir. Bauer. Leistung und Schicksal von der Steinzeit bis zur Gegenwart (= Veröff. des Stmk. LA 4), Graz 1966 (Kat.); Mitt. Walter Brunner und Elke Hammer, beide Graz, Stmk., und Alfred Zangger, Bern, Schweiz.
(H. Ebner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 374f.
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