Schuster, Leopoldine (1868-1947), Pädagogin

Schuster Leopoldine, Pädagogin. Geb. Innsbruck (Tirol), 26. 10. 1868; gest.Mödling (NÖ), 22. 2. 1947. Tochter eines Bahnbeamten. S. legte die Staatsprüfung aus Französ. ab und unterrichtete an einer privaten Sprach- und Fortbildungsschule in Mödling, die sie 1900 nach dem Tod der bisherigen Inhaberin zur Gänze übernahm. Als im selben Jahr die Schulform des sechsklassigen Mädchenlyzeums geschaffen wurde, entschloß sich S., selbst ein derartiges zu gründen, und eröffnete 1901 in einer Mödlinger Privatwohnung die erste Klasse eines Mädchenlyzeums. Während die Dion. vorerst von dem Mittelschulprof. und späteren Reichsratsabg. August Maria Kemetter übernommen wurde, hatte S. eine Mehrfachbelastung zu bewältigen: Ohne eigenes finanzielles Vermögen hatte sie für die Erhaltung des Lyzeums zu sorgen, unterrichtete selbst als Supplentin Französ., führte daneben auch noch die Sprachschule einige Jahre lang weiter und holte ferner auch das Französ.- und Germanistikstud. an der Univ. Wien nach (1908 Abschluß in Französ., 1911 Lyzeallehramtsprüfung), sodaß sie ab 1911 auch Dt. lehren konnte. Unter größten persönl. Opfern und auf zahllosen Bittgängen schuf sie einen Schulbauver. und einen Ver. zur Förderung des Mädchenlyzeums, weshalb schon 1905 ein Schulhaus für die rasch expandierende Schule, die 1904 zudem das Öffentlichkeitsrecht erhalten hatte, fertiggestellt und bezogen werden konnte. S. verzichtete 1908 auf die Inhaberschaft, die sie dem Ver. zur Erhaltung und Förderung des Mädchen-Lyzeums überließ, erhielt dafür die def. Anstellung (ab 1911) und übernahm die ehrenamtl. Funktion einer Dion.Adjunktin. Trotzdem war die finanzielle Sicherstellung der Schule nur mit großen Sparmaßnahmen aufrechtzuerhalten. Erst ab 1921 konnte staatl. Unterstützung durch die Übernahme einzelner Lehrkräfte in den Bundesdienst erreicht werden, wobei S. die erste war, die pragmatisiert wurde. 1919 wurde S. der Prof.-Titel verliehen, sie unterrichtete noch bis 1930, wobei sie jedoch ab 1926 krankheitshalber nur eine eingeschränkte Lehrverpflichtung übernehmen konnte, trat 1931 i. R. und wurde 1932 mit dem Titel Reg.Rat ausgez.

L.: Mödlinger Nachrichten, 1. 3. 1947; Ch. Ch. Schütz, in: 50 Jahre Mädchen-Realgymn. Mödling, (1952), S. 2ff.; Geschichte der österr. Mädchenmittelschule, hrsg. von A. Mayer, H. Meissner und H. Siess, 2, 1955, S. 159f.; G. Wolf, in: FS zur Eröffnung des neuen Hauses des Bundesgymn. und wirtschaftskundl. Realgymn. für Mädchen, Mödling, 1979/80, S. 15ff.; AVA, UA, beide Wien; Mitt. Wilhelmine Zohar und Charlotte Christine Schütz, beide Mödling, NÖ.
(H. Meißner – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 394f.
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