Schwager, Benedikt (1863-1937), Gewerbetreibender und Funktionär

Schwager Benedikt, Gewerbetreibender und Funktionär. Geb. Kassejowitz, Böhmen (Kasejovice, Tschechien), 5. 3. 1863; gest. Wien, 18. 11. 1937. Mos. S. kam bereits 1864 mit seinen Eltern nach Linz, wo er – nach Absolv. des Militärdiensts bei den Dragonern – 1887 die Gewerbeberechtigung als Zuckerbäcker mit Kanditenerzeugung erhielt. Sein „Zuckerlgeschäft“ in der Linzer Innenstadt erfreute sich großer Popularität und ist heute noch in der älteren Bevölkerung ein Begriff. Komm.Rat S. hatte auch u. a. die Vertretung der Süßwarenfa. Heller inne und besaß einige Immobilien in Linz. Ab 1890 in wechselnden Funktionen im Vorstand der Linzer Israelit. Kultusgmd., war er 1906–34 deren Präs., nach seinem Rücktritt im Oktober dieses Jahres – als erster in derartiger Funktion – Ehrenpräs. Als Vorsteher konnte S. u. a. zur baul. Ausgestaltung des Tempels beitragen, wirkte aber auch 1911 bei der Etablierung der Salzburger Israelit. Gmd. mit. Im Ersten Weltkrieg nahm er sich insbes. der jüd. Flüchtlinge aus dem Osten der Österr.-ung. Monarchie an. Während er zu Beginn seiner Amtszeit als Vertreter des sog. Assimilantenflügels anzusehen ist, näherte er sich gegen Ende – wohl unter dem Einfluß seiner Söhne – dem Zionismus. S., der in Linz großes Ansehen genoß, war durch 20 Jahre auch Mitgl. des Stadtschulrats und des Städt. Armenrats und wurde u. a. 1928 wegen seines karitativen Engagements mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr. ausgez. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Wien, wo er verschiedene wohltätige und religiöse Institutionen leitete. Später bekleideten auch S.s Söhne das Amt des Vorstehers der Linzer Kultusgmd.: Dr. Karl S. (geb. Linz, OÖ, 8. 9. 1895; gest. Jerusalem, Israel, 4. 10. 1980), Rechtsanwalt und später Journalist, von 1937 bis zu seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten 1938, und der Kaufmann Dipl.Ing. Wilhelm S. (geb. Linz, 19. 10. 1893; gest. ebenda, 11. 5. 1979), der ebenfalls nach dem „Anschluß“ verhaftet worden war und sich nach Palästina retten konnte, nach seiner Rückkehr 1952.

W.: Die Jüd. Kultusgmd. in Linz und ihr Tempel, in: Die Juden in Linz. FS anlässl. des 50jährigen Bestandes des Linzer Tempels, 1927 (mit Bild und autobiograph. Angaben). – Karl S.: Geschichte der Juden in Linz, in: Geschichte der Juden in Österr., hrsg. von H. Gold, 1971.
L. (tw. auch für Karl und Wilhelm S.): Tagbl., Tages-Post (Abendausg.), 19., Linzer Volksbl., 20. 11. 1937 (alle Linz); Neues Volksbl. (Linz), 29. 10. 1980 (zu Karl S.); Österreicher 1918–34, 1935, S. 329 (mit Bild); Mitt. für die jüd. Bevölkerung der Alpenländer, bes. 30. 10. 1934 und 25. 1. 1937; Geschichte der Juden in Österr., hrsg. von H. Gold, 1971, S. 57, 59 (mit Bild), S. 172 (zu Karl S.); H. Slapnicka, OÖ – als es „Oberdonau“ hieß (1938–45) (= Beitrr. zur Zeitgeschichte OÖ 5), 1978, s. Reg.; M. John, in: Hist. Jb. der Stadt Linz 1991, 1992, bes. S. 132; Archiv der Stadt Linz, Linz, OÖ; Materialiensmlg. ÖGQ, Wien; Mitt. Michael John und Walter Schuster, beide Linz, OÖ.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 412
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