Schwartzer, Alois (1796-1872), Weinhändler

—er Alois Schwartzer, Weinhändler. Geb. Szekszárd (Ungarn), 15. 6. 1796; gest. Wien, 13. 11. 1872. Sohn eines Bindermeisters, dessen Vorfahren mit dem großen „Schwabenzug“ nach Südungarn gekommen waren. S. begann als Gehilfe in einer Eisenhandlung, ging jedoch dann nach Wien, wo er erfolglos versuchte, sich mit seinen kleinen Ersparnissen im Getreidehandel durchzusetzen, und statt dessen eine Stelle als Kontorist in der Wr. Weinhandlung Achaz Lenkey annehmen mußte. 1835 konnte er sich selbständig machen und eine seit 1816 bestehende Weinhandlung erwerben, 1840 besaß er eine Schreibstube in der Inneren Stadt und ein Auslieferungslager in Oberdöbling. Um sich die besten Weine zu sichern, bereiste er die gesamte Monarchie, wobei ihm seine Schwester Theresia Krebs, die während seiner Reisen die kaufmänn. und techn. Leitung des Unternehmens innehatte, eine wertvolle Stütze war. 1854 begleitete S. seinen ersten großen Weintransport in die USA und war so erfolgreich, daß er bald in New York ein großes Weinlager einrichten konnte (1857 etwa lieferte er fast 19.000 Eimer heim. Weins dorthin). Bei der Pariser Weltausst. 1855 wurde er für seine Produkte mit einer Medaille ausgez. Sein Versuch, eine kapitalstarke AG für den Weinexport zu gründen und sein Unternehmen darin einzubringen, scheiterte jedoch, weshalb er sich 1860 zunächst aus dem Wr. Geschäft zurückzog. Da sich für sein Unternehmen als Ganzes niemand fand, der den Kaufpreis hätte aufbringen können, mußte es geteilt werden: Die Kellereien und Magazine sowie den Firmennamen übernahm eine Interessentengruppe, aus der später sein ehemaliger Einkäufer, der ebenfalls aus Szekszárd stammende Emmerich Großinger, als Alleininhaber hervorging, während das Weinlager in New York in das Eigentum seines dortigen Verwalters Th. Stanisics überging. Aufgrund seines unternehmer. Weitblicks hatte S. nicht nur eine bes. Stellung in der österr. Weinwirtschaft inne, sondern verstand es auch, Fachleute heranzuziehen, die seine „Schule“ fortsetzten – neben den bereits Genannten etwa auch den Weinhändler Johann Kattus. Eines der ersten Mitgl. und Förderer der altkath. Gmd. in Wien, hinterließ S. dieser bei seinem Tod ein Legat von 1.000 fl.

W.: Der Wein, Oesterreich’s und Ungarn’s Kardinalfrage, 1860 (auch ung.).
L.: Fremden-Bl., Konstitutionelle Vorstadt-Ztg., 17. 11. 1872; R. Schlumberger Edler v. Goldeck, Weinhandel und Weinbau im K.Staate Österr. 1804–1918, 1937, s. Reg.; I. Haslinger, Kunde: Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten, (1996), S. 72.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 28
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